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Gesellschaft Südstadt

„Fort mit dem Ding! Es hatt‘ einen Haken und war ein Kreuz.“

Montag, 11. Mai 2020 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Eins gleich vorweg: Die Abstände zwischen den handelnden Personen und auch zwischen denen, die ihnen zuschauten, konnten mehr als vorgeschrieben eingehalten werden. Etwa 20 Leute waren an der Litfaßsäule Trajanstraße/Ecke Ubierring erschienen, um an das Kriegsende und das Ende der Nazi-Herrschaft vor 75 Jahren zu erinnern. Sie schauten zu, wie ein Plakat an die Säule geklebt wurde, das schon 1945 in Köln zu sehen war. Das Plakat zeigt ein durchge-x-tes Hakenkreuz und trägt die Aufschrift „Fort mit dem Ding! Es hatt‘ einen Haken und war ein Kreuz.“ Gestaltet haben es damals die Kölner Künstler Hein Nöcker und Oskar Herbert Pfeiffer auf Anregung von Ernst Schwering, damaliger Stadtdezernent und späterer Kölner Oberbürgermeister.

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Auf diesem Plakat und etlichen weiteren mit anderen Motiven wurde betont, dass die Not der Nachkriegszeit nicht Schuld der Alliierten sei. Schuldig daran seien die Nazis. 50 Jahre später erfuhr der Südstadt-Gastronom Franz Kirchen von der Geschichte des Plakats bei einem Besuch im Kölner Stadtmuseum. Daraufhin ließ es das Plakat am 8. Mai 1995 auf eine Litfaßsäule auf dem Chlodwigplatz kleben. Nun, 25 Jahre später, ergriff er erneut die Initiative. Unterstützt wurde Kirchen von Manfred „Schmal“ Boecker, Reiner Nell, Philipp Petry, Kerstin Ziehe, Arno Steffen und Manfred Post. Unterstützung kam auch vom Kulturamt der Stadt, vom Arsch Huh e.V., vom EL-DE-Haus e.V. und vom NS-Dokumentationszentrum.

Stephan Brings sang ein Lied seines Vaters Rolli Brings.

In den nächsten Tagen wird das Plakat stadtweit mit einer Auflage von 1000 Stück geklebt. Im NS-Dok und beim Arsch Huh e.V. kann man einen Nachdruck des Originals und eine neue Version von 2020 für 12 Euro kaufen. Die neue Version hat den Zusatz „Ist es wirklich fort?“. Die Aktion auf der Trajanstraße/Ecke Ubierring wurde unterstützt von Stephan Brings, der ein Lied seines Vaters Rolly über das Schicksal von Flüchtlingen sang, und Wilfried Schmickler, der einen Text vorbereitet hatte. Er nahm Anstoß an der Formulierung, der 8. Mai sei der Tag der Befreiung gewesen.

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„Normalerweise sind es die Opfer, die befreit werden, und nicht die Täter. Befreiung klingt, als wäre die NS-Zeit eine Ära der Besatzung gewesen, eine Schreckensherrschaft von wenigen bösen Nazis über die große Mehrheit eines unschuldigen Volkes.“ Damit sei der „Tag der Befreiung“ zum Begriff eines Deutschlands geworden, das sich quasi selbst begnadige. Wobei das mit der Befreiung vom Faschismus nicht so richtig geklappt habe. „Denn viele fanatische Nazis sind gleich nach dem Krieg wieder dahin zurückgekehrt, wo sie zwischen 1933 und 1945 soviel Unheil angerichtet hatten: In die Schulen, in die Gerichtssäle und die Vorstandsetagen der Industriekonzerne. Und wenn heute 75 Jahre nach dem Ende der Nazi-Diktatur wieder bekennende Faschisten in allen deutschen Parlamenten sitzen, wenn die hinterhältigen Mordanschläge organisierter Rechtsterroristen immer noch als Taten verwirrter Einzeltäter verharmlost werden, wenn Menschen in diesem Land tagtäglich wegen ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihres Glaubens angegriffen und diskriminiert werden, wenn die sozialen Netzwerke geflutet werden von faschistischen, antisemitischen und fremdenfeindlichen Hass-Tiraden, zeigt das, wie tief das faschistische Denken nach wie vor in den Köpfen vieler Menschen verankert ist.“

Wilfreid Schmickler hatte einen Text vorbereitet.

Und wenn immer wieder gesagt werden, man müsse die Sorgen und Nöte der Naziwähler ernst nehmen und ihnen entgegen gehen, „dann sage ich“, so Schmickler, „natürlich muss man den neuen Nazis, die ganz die alten sind, entgegen gehen: Aber bewaffnet. Mit der Wahrheit und nichts als der Wahrheit. Dazu soll diese Plakataktion einen kleinen Beitrag leisten.“

Text: Stefan Rahmann

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