Fremde Komödien, Dramen, Thriller – Festival des iranischen Films im Odeon
Donnerstag, 17. Mai 2018 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Pressebilder Iranian Filmfestival Cologne
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Iranische Filmemacher räumen auf großen Festivals immer wieder Preise ab und mit dem Regisseur und zweimaligen Oscar-Preisträger Asghar Farhadi („Nader und Simin – Eine Trennung“, „The Salesman“) hat das iranische Kino sogar einen internationalen Superstar. Dennoch schaffen es iranische Filme eher selten auf deutsche Leinwände. Dabei hat das Land trotz nach wie vor existierender Restriktionen seitens der Zensurbehörden eine überaus lebendige Filmszene. Bis zum Montag, den 21. Mai bietet das Odeon Gelegenheit, sich davon ein Bild zu machen. Zum ersten Mal seit seiner Gründung vor fünf Jahren gastiert das Iranische Filmfestival Köln im Südstadt-Kino. Gezeigt werden 13 Spielfilme, darunter vier Debuts, sowie zwei Kurzfilmprogramme. Bis auf eine Ausnahme stammen sämtliche Produktionen aus den letzten beiden Jahren. Elf der Langfilme konkurrieren während des Festivals um einen Publikumspreis und eine Auszeichnung, die von einer deutsch-iranischen Jury vergeben wird. Deren Vorsitz hat in diesem Jahr mit Kameramann Thomas Mauch eine Legende des deutschen Kinos übernommen. Der setzte nicht nur unter der Regie von Werner Herzog den rasenden Klaus Kinski im südamerikanischen Dschungel („Aguirre“, „Fitzcarraldo“) ins Bild, sondern arbeitete auch für Filmemacher wie Alexander Kluge, Edgar Reitz und Werner Schroeter.
Warten auf den Killer
Siamak Poursharif, Gründer und Leiter des Festivals, zeigte sich bei der Vorstellung des Programms am Dienstag nicht nur hoch erfreut über den neuen Spielort, der doch entschieden mehr Atmosphäre biete als der frühere im Museum Ludwig und hoffentlich noch mehr Besucher anlocken werde. Gern auch mehr deutsche, die in der Vergangenheit nur ein Drittel der Zuschauer ausgemacht hätten, während der große Rest vorwiegend aus der großen iranischen Community in Köln gekommen sei. Die Hoffnung könnte sich durchaus erfüllen, da diesmal nahezu alle Filme mit deutschen (statt bislang englischen) Untertiteln gezeigt werden. Eröffnet wird das Festival am Donnerstagbend mit dem Film „PIG“ von Mani Haghighi, der auch auf der diesjährigen Berlinale zu sehen war. In der turbulenten schwarzhumorigen Satire treibt ein Serienkiller sein Unwesen, der es auf Filmregisseure und andere Kunstschaffende abgesehen hat. Was der Hauptfigur, einem Filmemacher unter Berufsverbot, arg zu schaffen macht.
Doch seine anfängliche Angst weicht zunehmend der Irritation, noch immer unter den Lebenden zu weilen. Sollten seine Werke womöglich so belanglos sein, dass sich der Killer für ihn nicht interessiert? Der Film macht aus der Identitätskrise des Künstlers eine überbordende, wilde bis wüste Komödie, die in einigen Momenten an den großen Federico Fellini erinnert. Regisseur Mani Haghighi ist vei der Vorführung seines Films im Odeon dabei und stellt anschließend den Fragen des Publikums. Was auch für die Macher der meisten anderen Filme gilt, die in den kommenden Tagen zu sehen sind.
Eheliche Gewalt und eine Frau zwischen zwei Männern
Eine besondere Ehre wird dabei dem mehrfach ausgezeichneten Regisseur Shahram Mokri zuteil. Er wird nach der Vorführung seines Debutfilms „Ashkan, The Charmed Ring And Other Stories“ (2008) am Freitag an einem Podiumsgespräch teilnehmen und auch am Sonntag beim Sreening seines jüngsten Films, dem apokalyptischen Thriller „Invasion“, dabei sein. Darüberhinaus werden mit Tahmineh Milani und Ida Panahandeh auch zwei iranische Regisseurinnen mit ihren Filmen im Odeon zu Gast sein. Die Feministin Milani erzählt in ihrem bewegenden Drama „Untaken Paths“ eine Geschichte von ehelicher Gewalt, während Panahandeh in „Israfil“ eine Frau in eine komplizierte Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männer geraten lässt. Zwei Filmemacherinnen, die laut Festivalleiter Siamak und Filmjournalist Josef Schnelle, der diesmal als Kurator für die Auswahl der Filme verantwortlich zeichnet, für zwei Generationen des starken, weiblichen Filmschaffens im Iran abseits des Mainstreams stehen.
Mit Kopftuch ins Bett
Und wie sieht iranisches Mainstream-Kino aus? Poursharif: „Da gibt es nach wie vor viele Tabus. Sex in jedweder Form geht gar nicht, Kritik am Islam auch nicht und Frauen ohne Kopftuch kommen auch nicht vor. Obwohl Frauen daheim im wirklichen Leben natürlich ihr Kopftuch ablegen. Aber im Film müssen sie damit absurderweise sogar zu Bett gehen.“
Das iranische Filmfest im Odeon verspricht ebenso spannende wie kurzweilge Einblicke in ein sehr kreatives Filmschaffen im Iran, die man hierzulande nicht alle Tage zu sehen bekommt. Obwohl kurioserweise mit „Visions of Iran“ schon am 31. Mai im Filmforum im Museum Ludwig eine weitere Werkschau des iranischen Films in Köln an den Start geht.
Das komplette Programm des Filmfestivals im ODEOn findet Ihr hier.
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