Für alle, denen Greenpeace zu anstrengend ist.
Donnerstag, 6. Mai 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold/Cindy Schueller/Sarah Sondermann
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
In der Kurfürstenstraße 27 hat ab jetzt ein kleines StartUp seinen Sitz – die gemeinnützige GmbH planted. Sie verkauft Umweltzertifikate für Klimaschutz-Projekte weltweit, und Baumpflanzungen in Deutschland.
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Meine Südstadtpartner
Naturmetzgerei HennesPlanted, das sind Kunsthistorikerin Cindy, Ingenieur Heinrich, BWLer Wilhelm und Forstwissenschaftler Jan. Die vier bringen die bequeme Art, etwas für den Klimaschutz zu tun, an den Mann und die Frau: Mit Klimaschutz-Abos zu verschiedenen Preisen. Schon für neun Euro im Monat kann ich mir auf die Schulter klopfen und sagen: Ich hab was für die Umwelt getan. Denn von dem Geld wird -ebenfalls pro Monat- ein Baum in Deutschland gepflanzt und es werden so genannte Gold-Standard-Umweltzertifikate gekauft. Die garantieren die Förderung von weltweit angesiedelten Umweltprojekten, die sonst vor Ort überhaupt nicht entstünden und die die Reduzierung von Treibhausgasen garantieren.
Gutes Gewissen für SUV-Fans, Weekend-Flieger und Fleischfresser?
So eine Art Ablasshandel?, frage ich im Gespräch mit den StartUperInnen – doch das wollen diese so nicht sehen: „Unsere KundInnen sind ganz unterschiedlich“ erzählt Wilhelm, es seien Leute dabei, die sowieso schon viel für den Klimaschutz täten bzw sich wenig klimaschädlich verhielten, aber es gebe natürlich auch Leute, die ihr ansonsten eher klimabelastendes Verhalten zu kompensieren versuchten. „Aber wir sagen immer: Erstens reduzieren, zweitens durch Umweltfreundlicheres ersetzen und erst als Drittes kompensieren!“
„Wir wollen die anderen“
Mit den KundInnen ins Gespräch kommen wollen die planted-GründerInnen, möglichst viele Menschen „einfangen“ und motivieren, so Cindy, „Deshalb haben wir auch extra ein etwas lauteres Design gewählt“, und: „Die, die schon was machen für die Umwelt, die sind ja schon auf dem Weg, wir wollen die anderen! Denen es vielleicht zu anstrengend ist, sich bei Greenpeace zu engagieren“. Lautes Design meint zunächst eine Firmen-Homepage, auf der nicht nur das Versprechen, radikal offen mit den Einnahmen durch die verschiedenen Abos umzugehen (neben dem Status „gardener“ für 9€ pro Monat gibt es auch noch den „planter“ für 18 und den „forester“ für 49€), sondern auch die Vorstellung, selbst CO2-neutral zu werden, lockt. Oder sogar CO2-positiv, das heißt, mehr für die Umwelt zu tun als ich bislang gegen sie getan habe. Formal zumindest, denn ich kompensiere damit ja vor allem das, was ich an Umweltschädlichkeit hinterlasse – gemessen in ökologischem Fußabdruck. Aber Wilhelm ist überzeugt „Über den Geldbeutel sind die Leute bewegbar.“ Das hat schon mein Opa gesagt, denke ich, und der meinte damit aber eher, dass Leute etwas nur dann lassen, wenn es sie zu viel Geld kostet. Und nicht, dass Leute dafür bezahlen, sich an Reparaturen zu beteiligen.
Klimastabile Wälder pflanzen
Vielleicht reizt es ja den ein oder anderen, jetzt via planted mit drei Klicks (und ein paar monatlichen Euronen) am Aufbau oder nachhaltigen Betrieb ökologisch sinnvollerer Alternativen zu bislang klimaschädlichen Verfahren mitzuwirken. Das Pflanzen der Bäume übrigens fließt nicht mit ein in die Berechnung zum CO2footprint, da geht es wirklich um eine Beteiligung an Wiederaufforstung bei uns in Deutschland, nach aktueller Waldzustandserhebung des BM für Landwirtschaft und Ernährung mehr als dringend nötig, und „Was Du auch siehst. Am Wochenende mit dem Rad im Bergischen – da ist schon echt viel kaputt!“ weiß der selbst ernannte „Chief-plant-Officer“ Heinrich.
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Lotta wünscht sich was – Köstlichkeiten aus deutschen ManufakturenWenn man also mit 9€ im Monat für die Anpflanzung eines Baumes steht, dann ist das doch schonmal was, auf jeden Fall besser als nix, oder? „Und wir pflanzen klimastabile Mischwald, da sind Erlen, Eichen, Buchen, Douglasien“ so Cindy „Und unser Förster probiert was aus: Er hat zum Beispiel mallorquinischen Steineiche gepflanzt und nach den letzten vier heiß-trockenen Sommern hat die sich da im Vergleich sehr gut behauptet.“ Also eher klimawandelstabil, der Wald, der gepflanzt werden muss. Flächen in NRW, gar rund um Köln, die wiederaufgeforstet werden wollen, danach sucht das planted-Team, denn „Wir machen ja auch Pflanz-Events und es geht auch drum, dass ich da hinfahren und sehen kann, wohin mein Geld fließt.“ erklärt Wilhelm. Zunächst mal in einen kleinen Setzling, denn bis ein Baum wirklich klimarelevantes Blattvolumen entwickelt hat, dauert es ja ein Weilchen, deshalb ändert das auch erstmal nix an meinem Ökologischen Fußabdruck. 160 Privat- und 10 Firmenkunden haben die 4Freunde von planted bereits – und sind optimistisch. Denn bei ihrem Konzept, Umweltschützendes zu verkaufen, gehe es schließlich auch um „Hoffnung!“.
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