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Gesellschaft

Ganz ehrlich? Brauche dringend Platz für Abstand.

Donnerstag, 14. Mai 2020 | Text: Judith Levold | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Was waren das für Tage, an denen ich mit dem Rad zur Arbeit in die Innenstadt fuhr, im Höchsttempo durch die menschenleeren Schluchten der Einkaufsmeilen. Damit ist Schluss, schon am ersten Tag der ersten Lockerungen vor gut drei Wochen war’s so plötzlich voll wie vorher leer: Die Leute wollen kaufen, also jenseits von Lebensmitteln. Und dafür offenbar Schlange stehen und neben Tüten Gedränge (er)tragen.

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Jetzt ist es so locker wie lange nicht mehr und auch wenn sogar außerhalb der Läden und Bahnen viele mit Mundnaseschutz herumlaufen, das Allerwichtigste, um sich und andere vor Ansteckung zu schützen, ist und bleibt: Abstandhalten. Doch das ist gar nicht so einfach, besonders auf engen Straßen mit schmalen Gehwegen und vielen Geschäften, vor denen KundInnen warten.

Sperrung bislang nur bei akuter Gefahr

Die Ehrenstraße wurde am vergangenen besucherstarken Wochenende seitens der Verwaltung für Autos gesperrt, „weil das Publikumsaufkommen so stark war“, wie ich bei der Stadt erfahre. Spontan habe man da reagiert und wegen der akuten Gefahr mit der Sperrung dafür gesorgt, dass sich FußgängerInnen besser verteilen konnten – auf der nun unbefahrenen Straße. Ich denke sofort an die Severinstraße: Kann man das hier nicht auch machen? Die akute „Gefahr“ besteht nämlich dauernd, ich will eigentlich nicht warten, bis das Ordnungsamt vorbeikommt und sie auch erkennt. Auf dem südlichen Teil der Severinstraße, zwischen Severinskirche und Severinstorburg, ist es schier unmöglich, ohne halsbrecherischen Slalom und die Nutzung der Fahrbahn den Abstand zu wahren, allein die Schlangen vor Aldi, Metzger und Alnatura blockieren ja schon einen gut Teil des Gehsteigs.

Rein rechnerisch unmöglich

Besonders natürlich an Samstagen oder Tagen vor Feiertagen: Im Grunde sieht es dann schon fast wieder aus, wie vor Corona. Doch selbst an einem unspektakulären Dienstagmittag zum Beispiel frage ich mich, wie ich bei einem gerade mal etwa einem Meter breiten Gehweg 1,50m Abstand halten soll, noch dazu mit meinem Sohn im Rollstuhl unterwegs. Gleiches gilt natürlich Menschen unterwegs mit Kinderwagen, Gehilfen etc. – es klappt schon rein rechnerisch nicht.

Kommt mir jemand entgegen, weiche ich also auf die Straße aus, sehr viel sicherer wäre das, führen dort einfach mal keine Autos. Lino Hammer, verkehrspolitischer Sprecher der GRÜNEN im Kölner Rat, hätte das auch gern und fragt deshalb hartnäckig bei den zuständigen Ämtern nach: Man sei dabei, verschiedene Straßen für solche Maßnahmen zu prüfen, darunter auch die Severinstraße – das habe man ihm gesagt.

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Pandemietaugliche Verkehrsinfrastruktur

Auch die GRÜNEN aus der Bezirksvertretung Innenstadt arbeiten an solchen coronagerechten Lösungen, zusammen mit anderen Fraktionen werden sie einen entsprechend lautenden Antrag für die kommende BV-Sitzung am 4. Juni einbringen: Sie fordern eine „Pandemietaugliche Verkehrsinfrastruktur“ für die Innenstadt. Als Sofortmaßnahmen beantragen sie u.a. die Entfernung der Parkplätze auf der südlichen Severinstraße und deren Sperrung für den Autoverkehr an Wochenenden, Gleiches gilt für den Eigelstein. Weiter schlagen sie in dem Antrag vor, bei Gehsteigen unter 2m Breite Begegnungszonen alle 15 m einzurichten und die Gehwege durch Markierungen auf die Fahrbahn hin zu erweitern sowie weitere Abstands-Erleichterungen für RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Außerdem wollen sie beantragen, wegen voller Spielplätze auch Spielstraßen in der Innenstadt einzurichten und schlagen dazu als Pilotprojekte die Eburonenstraße und die Lochnerstraße/Rathenauplatz vor. Temporär natürlich, ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Wie findet Ihr das? Schreibt uns doch in unserer Facebook-Umfrage bei Meine Südstadt-Redaktion, was Ihr davon haltet!

Text: Judith Levold

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Kommentare

  • Blau Siegfried sagt:

    Guter Beitrag. Danke. Denn, als Betreuer eines 88.jährigen, mit Rollstuhl, finde ich mich im Beitrag wieder. Es ist wirklich schwierig, ja, unangenehm, etwa auf der Severinsstrasse zurechtzukommen. Die Stadt sollte reagieren. Bitte! Die Alternative: wir werden verdrängt in holprige Nebenstraßen? Ausgerechnet die schwächsten Bürger?!

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