„Gefährliche Lieder“ – Buchpräsentation mit Zeitzeugen und Musikanten
Freitag, 9. Juli 2010 | Text: Kathrin Rindfleisch | Bild: Presse Edelweißpiratenclub e.V.
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Pünktlich zum Edelweißpiratenfestival am Wochenende ist diese Woche das Buch Gefährliche Lieder Lieder und Geschichten der unangepassten Jugend im Rheinland 1933 1945 erschienen.?Das Buch, ein Projekt des Edelweißpiratenclub e.V., dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln NS-Dok und dem Landschaftsverband Rheinland LVR, umfasst Geschichten, Fotos und Lieder der unter den Nazis resistenten Jugend und ist damit als schriftliches Dokument Vorlage sowie Hintergrund zum nunmehr 6. Edelweißpiratenfestival, was in diesem Jahr am 11. Juli im Friedenspark stattfindet.
Drei Jahre ist es her, da hat das NS-Dok unter der Leitung von Dr. Werner Jung die Initialzündung gegeben für dieses Projekt, das Stefan Peil vom LVR als Mentor und Förderer protegiert und mit den Autoren Doris Werheid, Jörg Seyffarth und Jan Krauthäuser vom Edelweißpiratenclub e.V. zu einem spannenden, bewegenden und eben musikalischen Gesamtdokument umgesetzt hat. ?Die Arbeit zu diesem Buch war sehr intensiv und persönlich: auf der Suche nach den Liedern der naziresistente Jugend aus dem Rheinland – wobei der Begriff Edelweißpiraten ein Überbegriff ist, der verschiedene bündische Jugendgruppen untereinander vereint lernten die Autoren die Menschen hinter den Liedern und Geschichten kennen. Zeugen einer Zeit, die geprägt war von Bestimmungen und Verboten, einer Machtausübung, die sie nicht akzeptierten. Und so trafen Werheid, Seyffarth und Krauthäuser bei ihrer Recherche auf lauter mutige Menschen, die sich aus ganz unterschiedlichen Motiven gegen die Nazis stellten und mit ihren Liedern ihre Freiheit besangen.?Ob nun aus familiär geprägten politischen Verhältnissen, aus religiösen Gründen, oder einfach aus Abenteuerlust und jugendlichem Leichtsinn, die heute 80 bis 90-jährigen Zeitzeugen haben sich als Jugendliche getroffen, sind umhergezogen und haben gesungen. Ihnen allen gemein war der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung, nach einem Leben mit Freunden in und mit der Natur. Und das brachten sie in ihren Liedern zum Ausdruck, die von Freiheit, Abenteuer, fremden Ländern und immer wieder von Kameradschaft handeln.?Mit diesen Attributen standen sie damit genau konträr zu den Idealen der damaligen Hitlerjugend, die die Heimat, den Gehorsam und die Wehrerziehung propagierte. Die Lieder und damit die Jugendlichen, wurden vom Regime als Gefahr der Stabilität und des Erfolges der Hitlerjugend empfunden und nach und nach verboten und verfolgt, teilweise bis in den Tod.
Die Lieder, die die Autoren in dem sehr lesenswerten Buch zusammengetragen haben, waren also durchaus gefährlich und umwehen bis heute eine Aura des Aufstandes für Freiheit und Gerechtigkeit. Bei der Buchpräsentation am vergangenen Mittwoch in der Orangerie im Volksgarten, war dann auch Gänsehaut Programm, als die Anwesenden drei Zeitzeugen Günter Böning, Josef, genannt Hirsch Odenkirchen und Hans, genannt Fledermaus Mai mit den anwesenden Gästen und drei Musikern um Autor Jörg Seyffarth Lieder wie Wir saßen in Johnnys Spelunke, Hohe Tannen und die Hymne der Freiheit Die Gedanken sind frei anstimmten. Die Lieder, das betont Jörg Seyffarth dann auch nochmal, sind Gebrauchslieder, nicht geschrieben für einen Bühnenvortrag, sondern zum gemeinsamen Gesang geschaffen. Und in diesem entfalten sie auch ihre ganze Kraft, bringen den Freiheitsdrang, den Mut und die Kraft zur Rebellion der Verhältnisse zum Ausdruck. So ist denn auch die beiliegende CD zum Buch mit Liedern, gesungen von den ehemaligen Edelweißpiraten, neben den Geschichten und den eindrucksvollen Fotos im Buch, ein eindringliches Zeugnis einer Bewegung, die bis heute vorbildhaft und erinnerungswürdig ist.
Das Buch, mit einem Grußwort von Jürgen Roters, ist Denkmal und lebendige Geschichte, ein wichtiges Dokument der Erinnerung, bevor die, die sich erinnern, nicht mehr erzählen können. Gefährliche Lieder Lieder und Geschichten der unangepassten Jugend im Rheinland 1933 1945 ist im Emons Verlag erschienen und für 19,95 Euro im Buchhandel erhältlich.
Links zum Thema:?www.edelweisspiratenfestival.de?
www.museenkoeln.de/ns-dok/
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