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Glaube

Gehen wenn es am Schönsten ist…

Dienstag, 13. März 2012 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Zwei Frauen unterhalten sich im Park. „Nää, dat is esu schaad!“ sagt die eine. Die andere stimmt zu:„Dat stimmt. Er hätt ruhig noch jet blieve künne!“

Die Lauscherin findet heraus um wen es geht. Die beiden reden von dem Gemeindereferenten der Pfarrgemeinde St. Severin: Frank Reintgen. Nach 17 Jahren in der Südstadt  verlässt er St. Severin. Seine Verabschiedung fand am 26. Februar, in einem feierlichen Gottesdienst, statt. 

Diesen Mann möchten wir kennen lernen. Ich hatte erwartet einen Mann im bereit-zum-Ruhestand-Alter anzutreffen. Stattdessen öffnet mir ein gut gelaunter, agiler Mittvierziger. Sofort denke ich, alles klar, nun verstehe ich, warum die Damen im Park so ein Bedauern kundtaten. 

 

Er entschuldigt sich gleich, dass es so ungemütlich ist. Liegt halt dran, dass er umzieht. Nicht mal Kaffee könnte er mir mehr anbieten. So plaudern wir bei Apfelschorle und ich stelle gleich die erste, brennende Frage: Warum?? Wieso bleibt er denn nicht? Es scheint doch alles dafür zu sprechen? Alle lieben ihn, er liebt seine Gemeinde, der Ruhestand ist noch fern.

„Das ist eine Regelung, die von der Kirche vorgesehen ist. Die Stellen in der Kirche sollen in größeren Abständen (10-15 Jahren) wechseln. Damit eingefahrene Strukturen sich lockern, verhaften in Rollen verhindert wird, neue Energien entstehen,“ erklärt er mir. „Die Zeit, die mir noch blieb in St. Severin wurde immer kürzer, ich war ja schon länger da, als eigentlich vorgesehen! Ich wusste, dass ein Wechsel ansteht, und ich finde es  jetzt auch passend. Ich hatte so tolle 17 Jahre hier, dass ich ein bisschen Angst habe, dieses Niveau nicht ewig halten zu können. Ich werde ja auch älter, und manches fällt mir nicht mehr so leicht. Zum Beispiel die Jugendfahrten stecke ich nicht mehr so leicht weg. Mit Pastor Quirl verstehe ich mich so gut. Wir ziehen am selben Strang. Da ist keine Steigerung mehr möglich.“ „Man soll gehen wenn es am schönsten ist,“ stelle ich mit drei Punkten in den Raum. Frank Reintgen nickt zögerlich.  

 

Ich erzähle ihm von den Damen im Park. Er lächelt. Ich glaube, da ist ein bisschen Rührung drin. „Können Sie sich vorstellen, warum den Menschen Ihr Abschied schwer fällt?“ Einen bescheidenen Menschen nach seinen Stärken zu fragen, ist keine leichte Sache. Irgendwann kann ich es aber rauskitzeln. Er sagt: „Ok, wenn ich mir Stolz zutrauen darf, dann liegt die Wehmut für meinen Abschied, vielleicht darin, dass jemand geht, der immer wertschätzend war. Fröhlich und lebendig. Ich schätze die Menschen, egal, mit was sie zu mir kommen. Ich bin ein wohlwollender Mensch.“

 

Was macht denn eigentlich so ein Gemeindereferent? „Generell vieles was ein Pastor auch macht, nur habe ich gewisse Einschränkungen. Ich darf zum Beispiel Gottesdienste halten, aber keine Messen. Zu meinen Aufgaben gehört es, ein Ohr für die Menschen zu haben, Anlaufstelle zu sein. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. An machen Dingen, bin ich vielleicht näher dran.“ Hauptsächlich hat sich Frank Reintgen um die Kinder -und Jugendarbeit in St. Severin gekümmert. Die Kinder- und Familiengottesdienste, Kommunionsunterricht und Jugendfahrten waren großer Teil seiner kirchlichen Aufgaben.

 

Und jetzt? Wie geht es weiter? In welchem Umfeld verstreut dieser sympathische Mann in Zukunft seine positive Energie? „Ich gehe ins Generalvikariat. Das ist die kirchliche Verwaltung. Ich kümmere mich um die Gemeinde- und Pastoralentwicklung. Ich unterstütze die Gemeinden im Norden Kölns zum Beispiel bei der Durchführung von Klausurtagen, oder beim Umsetzen von Neuerungen.“

Aha, also im Backstage-Bereich. Ich verstehe seine Gründe, nun etwas ganz anderes als Jugendarbeit in einer anderen Gemeinde machen zu wollen. Er hätte immer verglichen und dabei vermutlich seine alte Gemeinde sehr vermisst.  Und die scheint auch etwas ganz besonderes zu sein. „Die Südstädter sind sehr offen, spontan und einfallsreich. Ich habe so tolle Sachen erlebt. Das ist hier wirklich ganz außergewöhnlich. Und ich bin sicher, in anderen Gemeinden ist das nicht so leicht zu finden.“

Frank Reintgen ist bereits aus der Südstadt weg gezogen und wohnt jetzt mit seiner Familie am Friesenplatz. Alles wird neu. Ein totaler Cut zum Bisherigen ist vermutlich notwendig, wenn man einen Ort verlässt, an dem alles zum Besten war. Der Nostalgie muss vorgebeugt werden.

 

Wir reden über Kirche, darüber dass sie sich erneuern sollte und warum das nicht so leicht ist. Ich habe mir ein paar Fragen überlegt. Was fehlt der Kirche? „Menschen mit Spaß an der Freud.“  Soll man sein Kind religiös erziehen? „Ich frage mich eher, kann man ein Kind nicht religiös erziehen?! Sobald man ihm seine Werte vermittelt, ihm beibringt wie Gesellschaft und Menschen funktionieren, was man zu achten und respektieren hat, ist man schon mitten drin in den christlichen Werten und damit in der religiösen Erziehung.“

 

Wird man ihn in Zukunft bei Gottesdiensten oder sonstigen Veranstaltungen in der Severinskirche treffen? Mal reinschauen? „Nein, mein  Berufsethos sagt mir, mich jetzt erstmal zurück zu ziehen. Ich möchte es meiner Nachfolgerin nicht schwerer machen als es ist.“

Sobald ich meine Fragen gestellt habe, merke ich, ich könnte sie eigentlich selbst beantworten. Manchmal reicht dafür ein Gegenüber, mit einer Ausstrahlung, die einen auf das Wesentliche und auf gewisse Wahrheiten stößt. Überflüssiges wird überflüssig. Selbstverständliches wird selbstverständlich.

 

Ich lese meinen Text noch mal und mir fällt auf, dass er einen leicht traurigen Ton hat. Ich bin wohl traurig. Stelle mir vor, dass es doch schade sein muss, diese Arbeit, die sein Lebensort war zu verlassen. „Meine Arbeit war nie Arbeit. Es war mein Leben.“

Aber Frank Reintgen ist nicht traurig. Er wirkt fröhlich und freut sich auf seine neue Lebensphase. Die Bibel hat da vermutlich so etwas Ermunterndes gesagt wie: „Sei da wo du bist voll und ganz, wenn du Gott im Herzen hast, dann ist es überall schön.“

Text: Sonja Alexa Schmitz

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