Geht doch: „Bunt im Blöckchen“
Montag, 28. Mai 2018 | Text: hmkw.de | Bild: David Zielen
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
„Bunt im Block“ war zwar nicht erlaubt. Aber „Bunt im Blöckchen“ war zumindest nicht verboten. Und so feierten etliche Südstädter das Nachbarschaftsfest einfach zwei Nummern kleiner.
Mit Wasserpistole zur Spielstraße
Um die Mittagszeit starteten bereits erste Aktionen, die die Bewohner ursprünglich für das abgesagte Straßenfest angemeldet hatten. Rund um Alteburger-, Teutoburger- oder Mainzerstraße blieben die Nachbarn ihren angemeldeten Aktionen treu und bauten trotz einsetzenden Regens ihre Stationen auf.
Die Eburonenstraße wurde kurzerhand zur Spielstraße und damit autofreien Zone erklärt – Waffelstände, Wasserpistolen-Schlachten, ein Inlineskate-Parcours und Planschbecken neben Tischtennisturnier bewegten die meisten Autofahrer dazu, die kleine Straße zu umfahren. Besonders die heimischen Kids hatten riesig Spaß an diesem Freiraum, für den sie mit selbst gemalten Plakaten mehr Bäume und Verkehrsberuhigung verlangten. Eine kölsche Live-Band sorgte „unplugged“ für die richtige „Veedels-Stimmung“. Die Anwohner hier hatten eine Demo angemeldet und forderten die Umsetzung von Beschlüssen der Bezirksvertretung.
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Jidokan e.V. – Haus der Kampfkünste und FreundschaftVon der Stadt verraten
„Ich fühle mich von der Stadt verraten. Und ich denke, dass geht uns allen hier so. Die Gründe für die Absage von „Bunt im Block“ sind doch an den Haaren herbei gezogen gewesen. Wir alle finden es wichtig, heute hier für unsere Südstadt zu stehen und mitzumachen,“ beschrieb Kerstin C. den Grund für ihre Teilnahme an dieser Aktion.
„Es wäre sicher noch sehr viel mehr los, wenn die Diskussionen nicht so groß gewesen wären und damit die Verwirrung bei den Einzelnen. So wusste kaum jemand darüber Bescheid, ob und was nun doch stattfindet.“ ergänzte sie.
Die engagierten Südstädter aus dem Dunstkreis der Gaststätte „Bagatelle“ an der Teutoburgerstraße nannten ihre Alternativ-Party kurzerhand „Bunt im Blöckchen“: Mit lecker Kölsch, reichlich Essen und kölscher Musik feierten sie hier, Regen und Ordnungsamtsverboten entgegen, open Air ihr Veedel.
Am Kreisverkehr vor ihrer Tür bot der faradgang e.V., genau wie für Bunt im Block angemeldet, kostenlos Öl- und Pumpservice für alle Vorbeiradelnden – normalerweise möbeln Du, Luitwin, Malte und Bernd von der faradgang regelmäßig im NeuLand-Garten gespendete Fahrräder für Bedürftige -meist Geflüchtete- auf.
Viel Lärm um Ruhe
Um das große Straßenfest „Bunt im Block“ gab es im vergangenen halben Jahr viel Streit und Diskussionen: Einige Bewohner der Südstadt hatten Bedenken gegen ein weiteres Fest und verhinderten mit Unterschriftenlisten die Genehmigung des Festes durch das Ordnungsamt. Gründe für die Bedenken waren unter anderem generell die vielen anderen Open-Air-Events, erwartete Ruhestörungen und auch die negativen Erfahrungen mit Eskalationen an Karneval. Eine ältere Anwohnerin und Gegnerin des Festes verriet, dass sie sich bei diesen Veranstaltungen kaum noch aus dem Haus traue, „mit all den Menschenmengen auf der Straße komme ich gar nicht mehr zur Ruhe.“
Die Veranstalter erhielten deshalb trotz monatelanger Diskussionen und trotz ihrer Zugeständnisse an die Kritiker keine Genehmigung für das lang geplante Fest. Die Begründung dafür scheint vielen Anwohnern kaum nachvollziehbar. Und genau aus diesem Grund, da waren sich alle MitmacherInnen einig, hatten sie sich trotz zunächst regnerischen Wetters und wenig Zulauf, fürs Feiern entschieden.
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Capricorn (i) Aries BrasserieHerz Jesu öffnet seine Tore
Das Seniorenzentrum Herz Jesu im Herzen der Südstadt öffnete an diesen Sonntag ebenfalls seine Türen für alle.
Eigentlich sollte „Bunt im Block“ den optimalen Rahmen für einen Tag der offenen Tür des Seniorenzentrums bieten. Nach dem Verbot des Festes sagte sich die Hausleitung dann – Jetzt erst recht!!
Chef Kristof Klitza und viele seiner engagierten Kollegen stellten ein facettenreiches Programm für ihre BewohnerInnen und alle Gäste auf die Beine.
Neben Live-Musik, Führungen, Shiatsu-Massagen und gemeinsam Essen, lag der Schwerpunkt auf dem Thema Wahrnehmung: Kräuter, Gewürz- und Essensproben sollten das Gefühl für die einzelnen Sinne schärfen. Für die Bewohner des Heimes seien gerade diese Wahrnehmungen besonders wichtig in ihrem Alltag, erzählt eine Mitarbeiterin. „Viele der KollegInnen sind heute gekommen, obwohl sie eigentlich frei gehabt hätten, weil sie Einsatz für unsere Sache zeigen wollen.“, erzählte Herr Klitza stolz.
Zudem veröffentlichte er das neueste Projekt des Hauses: aus einem alten, leer stehenden und baufälligen Gartenhaus den Heimbewohnern zukünftig die Möglichkeit zum Gärtnern und Ausruhen zu gestalten.
Gemeinschaft stärken
„Diejenigen, die sich gegen dieses Fest stark gemacht haben, werden irgendwann auch in einem Alter sein, wo sie Hilfe in Anspruch nehmen wollen oder müssen und werden froh sein, wenn ein bisschen Engagement in der Nachbarschaft gezeigt wird“, entrüstete sich Heimleiter Klitza über die Debatte der vergangenen Monate.
„Wir sind doch hier eine Gemeinschaft und sollten uns freuen, wenn es die Möglichkeit gibt, sie voran zu treiben und zu stärken! Also, wenn mich jemand fragt, Ja oder Nein zu „Bunt im Block“, würde ich immer für Ja stimmen!“
Und so nutzten viele SeniorInnen -genau wie für Bunt im Block geplant- die Möglichkeit zu einer Rikscha-Fahrt durch die Nachbarschaft. Zu Besuch bei anderen Nachbarn, auf einen -vom NeuLand-Gartencafé verschenkten- Kaffee und den dazugehörigen Kuchen, und natürlich: ein Schwätzchen.
Diese Veröffentlichung entstand in Zusammenarbeit der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft und der Redaktion von meinesuedstadt.de. Text: Nora Goldschmidt & Bild: David Zielen
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