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Kultur

Geld zu verschenken!

Dienstag, 21. Oktober 2014 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

„Der große Demokrator“ dokumentiert eine soziale Versuchsanordnung in Kalk. Ein ebenso erhellender wie amüsanter Dokumentarfilm von Rami Hamze über Basisdemokratie, Gentrifizierung und Nachbarschaft. Am 22.10.2014 ist der Film um 19 Uhr im Kino der KHM (Filzengraben 2) zu sehen. Nach der Vorführung gibt es ein Gespräch mit dem Autor und Regisseur sowie den Produzenten Erik Winkler und Martin Roelly. Letzterer ist Südstädtern vor allem als Geschäftsführer des „Odeon“ bekannt. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.   

Köln-Kalk hat bekanntlich schon bessere Tage gesehen. In den letzten Jahrzehnten hat sich das ehemalige Industrie- und Arbeiterviertel zu einem strukturschwachen Stadtteil mit hoher Arbeitslosgkeit und großem Migrantenanteil an der Bevölkerung gewandelt. Die einen sehen Kalk inzwischen nur noch als sozialen Brennpunkt, während andere das Viertel auf Grund seiner zentralen Lage, der niedrigen Mieten und seiner Multikulti-Struktur für das nächste große Ding halten. Kein Wunder also, dass der Kölner Filmemacher Rami Hamze dieses Viertel für sein Experiment „Kalk für alle“ ausgewählt hat. Das Konzept ist einfach: 10 000 Euro, die er über private Spenden eingesammelt hat, möchte er Kalker Bürgern für ein Projekt zur Verfügung stellen, das möglichst dem Allgemeinwohl dienen soll. Wie das Projekt aussehen könnte, sollen die Bewohner selbst entscheiden.

 

Der Initiator stellt ihnen in einem angemieteten Büro lediglich einen Raum für regelmäßige Treffen zur Verfügung. Ein soziales Experiment in Sachen Basisdemokratie als Gegenstand eines Dokumentarfilms. Das mutet nicht unbedingt spannend und schon gar nicht unterhaltsam an. Doch „Der große Demokrator“ ist überraschenderweise beides. Letzteres hat vor allem mit dem Filmemacher selbst zu tun, der nahezu in jeder Sequenz mit im Bild ist und sich dabei wunderbar auf dem schmalen Grat zwischen Engagement und (selbst-)ironischer Distanz bewegt. Einerseits ist dem gebürtigen Palästinenser die Sache, wie er zu Beginn erklärt, durchaus ernst. Andererseits nimmt er seine nicht immer schönen Erfahrungen mit einer gehörigen Portion Humor. Wenn etwa eine Gruppierung das Geld dafür verwenden möchte, um auf einem unbebauten Hügel mit Blick auf die nahe Autobahn ein Kettenkarussel zu errichten, hört er sich das zwar geduldig an, verrät aber mit seiner Mimik, dass er den Vorschlag für einen reichlich schlechten Witz hält. Und auch der Einzelkämpfer und Meditations-Freak, der den Stadtteil mit einen Raum der Stille beglücken möchte, stößt mit seinem Vorschlag nicht eben auf Begeisterung.

 

Vor allem aber muss Hamze bald erkennen, dass er mit seinem ursprünglichen Plan scheitern wird, da er die große Mehrheit der Bewohner trotz allerlei Werbeaktivitäten, die er mit seinem eifrigen Praktikanten ausheckt, überhaupt nicht erreicht. In einer hauptsächlich von Arabern frequentierten Teestube, erklären ihm ein paar junge Männer, er solle das Geld lieber für Afrika spenden. Und auf die Frage, was sie denn an Kalk störe, entgegnen sie unisono: „Zu viele Ausländer hier“.

 

So trifft sich im Bürger-Büro nahezu ausschließlich die übliche Minderheit der akademisch Gebildeten, die nicht unbedingt zu den Begüterten gehören, aber gewohnt sind, für ihre Interessen einzutreten. Darum ist der Filmemacher plötzlich Teil jener Gentrifizierung, der er mit seinem Projekt eigentlich entgegenwirken wollte. Auch wenn alltägliche Straßenszenen in Zeitlupe die Diskussionsrunden gelegentlich unterbrechen, ist der Film von seiner Bildsprache her fraglos nicht der große Wurf, hat aber den erfrischenden Charme des Beiläufigen. Wobei es dann auch nicht weiter stört, wenn in manchen Szenen das Mikro ins Bild hängt. „Demokratie ist schön, macht aber viel Arbeit“, so ließe sich in Anlehnung an Karl Valentin die Quintessenz dieser Dokumentation beschreiben. Die Erkenntnis mag nicht neu sein, aber so unverkrampft und unterhaltsam wurde sie im Kino selten vermittelt.
 

 

„Der große Demokrator“

Mittwoch, 22. Oktober 2014, 19 Uhr??

Aula der KHM, Filzengraben 2, 50676 Köln?? Eintritt frei??

?Im Anschluss führt Prof. Dietrich Leder das Gespräch mit dem ?anwesenden Regisseur und den Produzenten des Films.?

Text: Reinhard Lüke

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