Gemüse aus der Humuswerkstatt – auch für die Südstadt
Donnerstag, 7. April 2022 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold/Marius Frey
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Die beiden kennen sich aus ihrem Studium an der Sporthochschule: Marius Frey und Lukas Worth, zwei Kölner, die auszogen, um im Bergischen nachhaltige Landwirtschaft zu praktizieren. Ihr Gemüse kommt inzwischen auch zu uns in die Südstadt.
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Naturmetzgerei HennesNach dem Sportstudium wollten beide umsatteln – das war recht schnell klar. Lukas ging für fast drei Jahre nach Australien, hatte ein Agrotourismus-Studium begonnen, zugleich aber vor allem in Permakulturbetrieben gearbeitet und dort Zertifikate erworben. Marius legte noch einen Studiengang in Agrarwissenschaften an der Uni Bonn drauf. Denn beide waren fest entschlossen: Wir wollen was verändern.
Reiche Ernte auf nur wenig Fläche
In allererster Linie betraf das den Boden, also die Grundlage, auf der alles wächst und gedeiht. Bodenverbesserung via Humusaufbau und „no-dig-Prinzip“: Das sind die Regeln, nach denen Marius und Lukas ihren Gemüseanbaubetrieb begonnen haben. Gegründet haben sie ihn 2019 auf einem knapp halben Hektar großen Wald- und Wiesengrundstück bei Wermelskirchen: die Humuswerkstatt.
Nach permakulturellen Methoden haben die beiden Grünland in extrem fruchtbares und ertragreiches Ackerland verwandelt. Seither bauen sie so ziemlich jedes Gemüse an, von Feldsalat über Rote Bete und Mangold bis hin zu Karotten, Kürbis und Spinat.
„Wir ahmen im Grunde die Natur nach“, sagt Lukas Worth,3 und erklärt die Permakultur als Gestaltungsprinzip: „Im Wald zum Beispiel kommt immer etwas von oben auf den Boden drauf: Laub und anderes organisches Material. Alles wird zersetzt und verarbeitet von Würmern und bodenschichtspezifischen Organismen. Das Entscheidende dabei: Der Boden wird nicht gestört. Und das imitieren wir hier mit unserem Kompost.“
Gewappnet gegen Dürre
Die ehemalige Wiese sieht aus, als gebe es hier schon immer Gemüsebeete, dabei haben Lukas und Marius sie erst vor knapp drei Jahren angelegt.
„Der deutsche Ackerboden hat meist nur noch etwa 2% Humusanteil. Er braucht aber mindestens 4%, oder meiner Ansicht nach auch 5-10%, um nicht so anfällig für Erosion zu sein“, erklärt Marius. Ein humushaltiger Boden sei in der Lage, extrem viel Wasser und auch Nährstoffe zu speichern und dann eben bedarfsgerecht an die Pflanzen abzugeben. Also nicht nur dann, wenn gerade gedüngt wird. Das Ausschwemmen von Nährstoffen zum Teil bis ins Grundwasser, das Wegschwemmen des Wassers von der Oberfläche sowie die Austrocknung in längeren Dürreperioden würden so verhindert.
No dig: Kein Umgraben, keine schweren Geräte
In den Gemüsebeeten der Humuswerkstatt steckt deutlich mehr Humus: sie haben demnach einen gesunden Boden. „Und der bringt gesunde Pflanzen und mehr Ertrag auf kleinerer Fläche hervor“, so Marius. Das Stück Wiese haben die beiden zu Beginn mit Pappe ausgelegt, eine gute Schicht Kompost aufgebracht und direkt bepflanzt: Die Grasnarbe sollte somit absterben und zersetzt werden, damit die Pflanzen sich direkt auch mit dem unteren Boden verbinden konnten. Umgegraben wird hier nicht – das würde nur die Aktivitäten der Organismen in den verschiedenen Bodenschichten stören und nützliche Pilzmycele kaputt machen. Ebenso wird auf das Verdichten durch schweres Gerät verzichtet: Deshalb fährt hier kein Traktor oder Pflug, und keine Motorhacke wühlt den vor sich hinarbeitenden Boden um.
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cambio CarSharingDas Ergebnis kann sich sehen lassen: Inzwischen können Lukas und Marius von ihrem Ertrag, den sie mit Gemüsekisten nach Leverkusen und Köln liefern, leben. Und natürlich von ihrem zweiten Standbein: Den Workshops zu Bodenaufbau und Permakultur. In die Südstadt kann man sich die Gemüsekiste immer für donnerstags bestellen, Abholung zwischen 15-19 Uhr im Vorgebirgsglacisweg 47, nahe dem Tierheim Zollstock. Infos dazu und auch zu den Anbaumethoden findet Ihr auf der Homepage der Humuswerkstatt.
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