Generation U-Bahn: Was passiert mit den fertigen Haltestellen?
Samstag, 24. März 2012 | Text: Wassily Nemitz | Bild: Tamara Soliz
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Wenn die Nord-Süd-Stadtbahn vollständig in Betrieb geht, werden die ersten Menschen fast volljährig sein, die bei Baubeginn geboren wurden. Erst 2019werden die ersten Züge die komplette Strecke zwischen der Marktstraße im Süden und dem Breslauer Platz im Norden befahren – wenn alles glattl äuft.
Grund dafür ist der Einsturz des historischen Archivs im Jahr 2009. Die Baustelle am Waidmarkt wird nach wie vor von der Staatsanwaltschaft gesperrt gehalten erst wenn alle Ermittlungen abgeschlossen und die Beweise gesichert sind, kann das Bauwerk in den Zustand zurückversetzt werden, in dem es sich vor dem Einsturz befand. Dann wird es zu Ende gebaut – vorerst ist dort also kein Durchkommen.
Seit einiger Zeit ist, neben der bereits beschlossenen Teilinbetriebnahme Nord, eine Teilinbetriebnahme Süd im Gespräch. Eine neue Linie 17 würde dabei schon vor der vollständigen Eröffnung der U-Bahn zwischen den Haltestellen Rodenkirchen Bahnhof und Severinstraße pendeln als Ergänzung zur Linie 16, die weiterhin über die Bestandsstrecke fahren soll.
Die politischen Gremien sind jetzt am Zug, diese Teilinbetriebnahme zu beschließen. Kostenkalkulationen zufolge würde eine derartige Lösung nach Angaben der KVB 11,3 Millionen Euro kosten. Sie teilen sich auf ihn 8,7 Millionen Euro für Investitionen, die nur bei einer vorzeitigen Inbetriebnahme anfielen, und zusätzlich 2,5 Millionen Euro für eine zu errichtende Wendeanlage in Rodenkirchen.
KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske berichtete auf einer Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt am 15. März, wofür der Investitionsbetrag aufgewendet werden müsste: Laut seinen Angaben bedarf es spezielle Signale, da ein Zug jeweils in einer Röhre hin- als auch zurück fahren müsste, da an der Severinstraße keine Möglichkeit besteht, die Röhre zu wechseln. Außerdem müssten Einbauten für die Stromversorgung getätigt werden, die ursprünglich am Waidmarkt angesiedelt war.
Sollte die Politik eine Teilinbetriebnahme Süd noch in diesem Jahr beschließen, könnte die Einweihung des Streckenabschnitts im Jahr 2015 erfolgen vier Jahre früher als die anvisierte Komplett-Eröffnung.
Ausbau der Stationen läuft bereits
Während darüber diskutiert wird, sind die Stationen der neuen Linie im Rohbau bereits fertig und der Ausbau hat begonnen. Gemeinsam mit Gudrun Meyer, Pressesprecherin bei der KVB für die Nord-Süd-Stadtbahn, hatte Meine Südstadt die Möglichkeit, den derzeitigen Stand der Arbeiten am Chlodwigplatz in Augenschein zu nehmen.
Bahnsteigebene an der Haltstelle Chlodwigplatz.
Dort, unter der Erdoberfläche, ist der Ausbau der Station bereits in vollem Gange. Noch dominiert grauer Beton, doch an der Decke sind bereits erste Leitungsschächte zu sehen. In einer der beiden Tunnelröhren liegen sogar bereits die Gleise. Mitte 2013, so hat es die KVB versprochen, soll hier alles fertig sein: Dann stehen schon die Wartebänke, hängen die Anzeige-Tafeln und warten die Rolltreppen auf ihre Aufgabe.
Sollte die Teilinbetriebnahme Süd nicht kommen, liegt die Haltestelle sechs Jahre ungenutzt unter der Erde. Gudrun Meyer: Sicherlich werden die Materialien nicht besser, je älter sie werden. Mögliche Folgekosten sind nicht ausgeschlossen.
Wäre es nicht sinnvoll, mit der U-Bahn-Station in dieser Zeit etwas Sinnvolleres anzufangen, wie es bereits Stimmen in der Südstadt fordern?
Mit dem Hinweis darauf, dass es sich um eine Haltestelle handele, lehnte Meyer dazu eine Stellungnahme ab.
Verteilerebene am Chlodwigplatz, heute und im Zukunft (rechts)./ Visualisierung rechts: KVB.
Stattdessen zeigte sie uns die sehr weitläufige Verteilerebene an der Südseite, auf die fünf der sechs Eingänge zur Station münden. Direkt unter dem Kreisverkehr findet sich ein ellipsenförmiges Bauwerk, von dem aus sowohl die vom Chlodwigplatz abzweigenden Straßen als auch die Straßenbahnhaltestelle auf dem Ubierring erreicht werden kann.
An die Verteilerebene schließen sich zahlreiche Betriebsräume an, in denen unter anderem die Lüftungsanlage und die Stromversorgung untergebracht werden. Hier ist der Ausbau bereits weit vorangeschritten.
KVB: Keine Toilettenanlage in der Haltestelle Chlodwigplatz
Wenn es nach dem Willen der KVB geht, wird in die Verteilerebene keine Toilettenanlage eingebaut. Das war auf einer Anwohnerveranstaltung Mitte Februar gefordert worden. Außerdem beschloss die Bezirksvertretung Innenstadt auf Initiative von Jürgen Hufen (SPD) einen Antrag, wonach in die Station Toiletten eingebaut werden sollen.
Wir bauen genau das, wozu wir beauftragt worden sind, erklärte Gudrun Meyer, und damals hat man den Einbau einer Toiletten-Anlage nicht vorgesehen. Somit müsste die Stadt Köln eine entsprechende Umplanung vornehmen, sollten dennoch Toiletten gewünscht sein. Es sei nicht einfach möglich, nachträglich fertig geplante und ausgeführte Bauwerke umzuändern, sagte Meyer weiter.
Ebenso verhält es sich mit einem Kunden-Center, was ebenfalls auf der Anwohnerveranstaltung eingefordert worden war. In die Station wird keines eingebaut, allerdings eröffnet im Juni eines auf dem Karolingerring.
Die spektakulärste Aktion wird der Einbau der Rolltreppen sein: In mehreren Nächten werden sie an ihre Standorte eingehoben. Dazu müssen die derzeitigen Betonabdeckungen entfernt werden. Nach dem Einbau werden die Eingänge voraussichtlich durch Tore verschlossen.
Politik ist am Zug
Wenn es nach der KVB ginge, käme die Teilinbetriebnahme Süd 2015. Doch dazu bedarf es nun der Politik angesichts der dringend nötigen Haushaltskonsolidierung kommt ein Beschluss dazu nicht selbstverständlich. Noch vor wenigen Tagen sorgte eine angeblich der Politik vorenthaltene Verwaltungsvorlage für Wirbel, die die FDP veröffentlicht hatte – Diskussionsbedarf besteht also noch.
Dass (nicht nur) am Chlodwigplatz eine völlig fertige Haltestelle jahrelang ungenutzt vor sich her gammeln soll lässt sich das einer fast 18 Jahre gebeutelten Südstadt vermitteln?
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