Gestörte Trauerfeier – der 34. Spieltag
Montag, 7. Mai 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: DesignWork
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Zur Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr wurde eine Art Grundgesetz verabschiedet, das Fans und Verein Orientierung geben soll. In guten wie in schlechten Zeiten. Die Fundamentalnorm lautet „Ruut un wiess, du bes Jesetz“ – eine Art Treueschwur. Dann folgt als Handlungsanleitung die Maxime „FC jeff Jas“ und schließlich der Verhaltenskodex „Leeve un leeve losse“, um Ziele zu erreichen. Vor der eigentlichen Sitzung wurde ein Film eingespielt, der die Wichtigkeit der Prinzipien untermauert mit dem dringlichen Appell: „Alle an einem Strang ziehen für eine bessere Zukunft“.
Es folgte die Rede des Herrn Overath und dessen überraschender Rücktritt, weil er zwar alles richtig gemacht hat, es aber doch auch kritische Stimmen im Verein gab. Da waren es noch zwei, die an einem Strang ziehen konnten: Volker Finke (von Overath geholt) und Stale Solbakken (von Finke geholt). Beide zogen wortlos am
gemeinsamen Strang, bedauerlicherweise von unterschiedlichen Seiten. Erst musste der Sportdirektor Finke gehen und kaum später Trainer Solbakken. Der Verein ohne Präsident, ohne Sportdirektor, ohne Trainer.
Den verwaisten Strang durfte dann Frank Schaefer, der all das, was in dem Grundgesetz gefordert wird, seit Jahren verkörpert, aufgreifen und alleine der Mannschaft zuwerfen, um sie aus dem Abstiegsstrudel heraus zu ziehen. Mit einem Sieg gegen Bayern München gab es die letzte Möglichkeit. Doch was am Samstag folgte, war der wiederholte Zusammenbruch und eine Kurzfassung der ganzen Saison. Phasenweise war das Spiel der Kölner okay. Es gab gute Ansätze im Spiel nach vorne, doch die wenigen Gelegenheiten wurden letztlich leichtfertig vergeben. Die Abwehr stand meistens gut, doch Dilettantismus führte zu den Gegentoren. Und liegt Köln erst einmal zurück, bricht das gesamte Spiel völlig zusammen. Ergebnis: 20 Niederlagen, 75 Gegentore und verdienter Abstieg.
Doch der vielleicht schlimmste Moment in einer an schlimmen Situationen reichen Saison, waren die dunklen Rauchbomben und die Feuerwerkskörper kurz vor dem
Schlusspfiff. In diesem Moment großer Trauer und Tränen konnten die vielen tollen Fans nicht in Ruhe Abschied nehmen von ihrem geliebten Verein, da einige hirnverbrannte Chaoten das Stadion in einen bürgerkriegsähnlichen Schauplatz verwandelten.
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