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Südstadt

Gläserner Anbau für die Ulrepforte

Dienstag, 7. Februar 2017 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Wenn es nicht stimmt, dann ist es zumindest ziemlich gut erfunden. Als 1794 die Franzosen Köln angriffen, soll ein hiesiger Stadtsoldat in knallrotem Rock von einem der Stadttore gerufen haben: „Wie künnt Ehr dann scheesse!! Süht Ehr nit, dat he Lück stonn?“ Diese überaus verständliche kölsche Sicht der Dinge teilten die Franzosen selbstverständlich nicht, und so machten sich die kölschen Bewacher Hals über Kopf davon. Geblieben sind ihre roten Uniformen, deren Farbe sogar bei weniger gleißendem Licht funkelte. Die findet man wieder bei den Roten Funken von 1823, den einzig „legitimen“ Nachfolgern der Stadtsoldaten. Erstere übrigens mit einem deutlich besseren Ruf als Letztere, wie Günter Leitner zu berichten wusste.

 

Ulrepforte war ein Bedarfstor

 

Der Stadtführer hatte ein Problem, weil er eigentlich gemeinsam mit dem Burgvogt der Roten Funken durch die Ulrepforte, das Quartier der Funken, führen wollte. Der aber hatte den Termin vergessen und Leitner machte aus der Not eine Tugend. Er erzählte einfach aus der Geschichte des kölschen Traditionscorps und bezog die Ulrepforte natürlich mit ein. Die war ursprünglich eins von zwölf Stadttoren in der im 13. Jahrhundert sieben Kilometer langen Stadtmauer, die von der Bastei im Halbrund bis zum Bayenturm reichte. 40 Hektar Stadt waren von der Mauer eingegrenzt.1245 wird die Ulrepforte erstmals schriftlich erwähnt. Sie war, solange sie in Betrieb war, immer ein Bedarfstor. Das heißt, sie wurde nur geöffnet, wenn etwa ein Bauer aus dem Vorgebirge um Einlass bat. Hauptverkehrsweg aus dem Süden in die Stadt war die Bonner Straße, von der aus man durch die Severinstorburg in die Stadt gelangte.

 

Ühle kommt von Euler

 

Der ungewöhnliche Name des Bauwerks hat nachvollziehbare Gründe: Ulrepforte oder Ülepooz – man darf beides sagen. Wobei Ühle historisch wohl präziser ist. Ühle kommt von Euler. So nannte man ihm Mittelalter die Töpfer, die wegen der Brandgefahr durch ihre Öfen weit weg von den Wohnhäusern arbeiten mussten. Ihre Töpferscheiben drehten sich angetrieben mit Schnüren in der Nähe der Ülepooz. Zum Beispiel in der Schnurgasse.

 

 

Aus der Pforte wurde eine Mühle

 

1450 wurde das Tor zugemauert, da man dafür keine Verwendung mehr hatte. Die Ulrepforte wurde zur Kartäusermühle umgebaut. Deshalb hat sie bis heute den charakteristischen Turm. Mühle war die Ulrepforte über Jahrhunderte. Dann wurd’s lustig. Der Unternehmer Franz Carl Guilleaume kaufte 1885 das Gebäude und machte daraus einen gastronomischen Betrieb. Die Leute strömten in den – heute würde man sagen – Biergarten. Die umlaufende Galerie, die man auch heute noch sehen kann, entstand in jener Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg traten die Roten Funken auf den Plan. Die Stadt überließ ihnen in Erbpacht die Ulrepforte als Hauptquartier.

 

Sogar der OB packte mit an

 

„Das kann etwas mit den guten Beziehungen zu tun haben, die Funken-Präsident Eberhard Hamacher und der damalige Oberbürgermeister Theo Burauen pflegten“, mutmaßte Leitner. Der OB wohnte übrigens in Pfortennähe. Einige Jahre nach dem legendären Rosenmontagszug am 2. Februar 1948, bei dem 5000 Kinder mit den Funken vom Rudolfplatz zum Rathaus, damals das Allianz-Gebäude am Ring, gezogen waren, gab es an der Ulrepforte richtig viel Arbeit. Man kennt sich, man hilft sich. Funken-Vorstand Fritz Fuhr – Funken-Spitzname „Zementbüggel“ – war Bauunternehmer und stellte 1955 das Equipment für die ehrenamtlich Entschuttung bereit. Sogar der OB packte mit an. Fuhr übernahm anschließend auch gleich die Wiederaufbauarbeiten. Am 30. September 1956 zogen die Funken mit klingendem Spiel der Regimentsmusik in ihre neue feste Bleibe.

 

Abbiegespur soll wegfallen

 

Bogenschlag in die Jetzt-Zeit. Die Pforte ist für die Funken zu klein geworden und wird für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht. „Wie in so vielen öffentlich genutzten Gebäuden mangelt es am Brandschutz“, erklärte Leitner. Die Pforte soll nach dem Umbau auch barrierefrei sein. Zwischen Kartäuserwall und Sachsenring wird ein Anbau entstehen, unter- und oberirdisch. Der oberirdische Teil wird größtenteils gläsern sein. Gleichzeitig hoffen die Funken darauf, dass die Abbiegespur vom Sachsenring auf die Ulrichgasse eingezogen wird, um den Bürgersteig an dieser Stelle verbreitern zu können. War die Ulrepforte bislang fast ausschließlich den Funken vorbehalten, wird sich das ändern: In Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum ist geplant, die Geschichte der Pforte für Besucher sichtbar zu machen. Dazu sollen regelmäßige Führungen dienen. Kosten wird das Ganze einen siebenstelligen Betrag. Baubeginn ist in diesem Sommer.

Text: Stefan Rahmann

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