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Kultur

Gorilla mit Kuss-Sucht kurieren

Mittwoch, 14. September 2016 | Text: Alida Pisu | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Was ist denn nur im Dschungel los? Der große und starke Gorilla Max (Arthur Schopa) stürzt sich auf die anderen Tiere und küsst sie ungefragt ab. Ob sie sich verstecken oder wehren, es hilft ihnen alles nichts. Schon wieder hat er die Lippen gespitzt und schmatzt hingebungsvoll ab, was ihm über den Weg läuft, flattert, kriecht, schwimmt. Wie Max lernt, mit anderen Tieren respektvoll umzugehen und ihre Grenzen zu wahren, das ist auf der Bühne der Comedia zu bestaunen. Dort feierte das Dschungel-Knuddel-Abenteuer„Max will immer küssen“ Premiere, eine entzückende Tanztheater-Umsetzung des gleichnamigen Bilderbuches von Martin Baltscheit.

Dschungellandschaft: grüner Boden, große, flauschige Kissen, mit Blättern bedruckt; Seile wie Lianen. Zirpende, zwitschernde, kurz: unzählige Geräusche. Der Urwald lebt! Mitten in ihm der ungestüme Max, dem es einfach ungeheure Freude macht, zu küssen. Es kommt ihm gar nicht in den Sinn, das ein zarter Schmetterling nicht begeistert davon sein kann, von seinen Händen gehalten und von seinem Mund geküsst zu werden. Oder das ein Fisch lieber im Wasser bleiben und nicht herausgeholt und begrapscht werden möchte. Nein, Max sammelt geradezu „Kuss-Beute“ um sich herum, kuschelt sich sogar mit ihr in sein Nachtlager. Die Armen werden schließlich von einer Gorilla-Dame (Emily Welther) befreit, die sein Treiben kritisch beobachtet und singend kommentiert.

 

?Auf der Suche nach seinen verschwundenen Gefährten, entdeckt Max die Gorilla-Dame. Sie ist ihm ebenbürtig, bei ihr muss er sich etwas einfallen lassen, um sie zu erobern. Und da lässt er sich auch nicht lange bitten. Er tastet sich an sie heran, sie kratzen, kraulen einander, umarmen sich, man könnte auch sagen: sie führen einen Balztanz auf. Der mündet in seine Frage: „Und – willst du?“ Max hat seine Lektion gelernt, sie will, er darf.

Man kann nur bewundern, mit welch spielerischer Leichtigkeit und absoluter Präzision Schopa und Welther in die Tier-Rollen schlüpfen, sich so bewegen und gebärden, dass man einen Gorilla oder ein Krokodil vor sich zu sehen glaubt. Mit einfachsten, kindgerechten Mitteln entstehen Tier-Gestalten. So thront etwa ein Elefanten-Kopf auf einer Leiter, stampft herbei, untermalt mit wuchtigen Klängen. Zauberhaft der Moment, in dem Welther einen Fächer schwingt und ein Schmertterlings-Schwarm märchenhafte Stimmung erzeugt.

Bei dieser Inszenierung passt einfach alles. Die Dschungel-Atmosphäre ist so dicht und intensiv, wie man sich das vom Urwald vorstellt. Die Musik ist packend, peppig und genau auf Situation und Tier-Gestalt abgestimmt. Die Regie hat ein wunderbares, herzerfrischend humoriges Stück in Szene gesetzt. Last but not least die Darsteller: man gerät ins Schwärmen über ihre tänzerischen und darstellerischen Qualitäten! Und man muss kein Kind sein, um mit guter Laune und bestens unterhalten das Theater zu verlassen.

 

„Max will immer küssen“ nach einem Bilderbuch von Martin Baltscheit in der Bearbeitung des COMEDIA Theaters

Mit: Arthur Schopa, Emily Welther, ?Regie und Choreographie: Barbara Fuchs
Ausstattung: Sabine Kreiter, Musik: Jörg Ritzenhoff, Dramaturgie: Maren van Severen

COMEDIA Theater – Vondelstraße 4-8, 50677 Köln
Die nächsten Termine: 8., 9., 11., 12. Oktober 2016.
 

Text: Alida Pisu

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