Grenzenlos auf Spurensuche – Kinder- und Jugendtheaterfestival in der Comedia
Dienstag, 14. Juni 2016 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Comedia Theater
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Alle zwei Jahre veranstaltet die ASSITEJ Deutschland, der Verband der freien Kinder- und Jugendtheater, das Arbeitstreffen und Festival Spurensuche, jeweils in Kooperation mit einem einzelnen Theater. ASSITEJ steht für die französische Bezeichnung der internationalen Dach-Vereinigung, Association Internationale du Théâtre de lEnfance et la Jeunesse.
Während sich die Workshops speziell an Theaterschaffende richten, werden im Rahmenprogramm, das sich ans allgemeine Publikum richtet, zahlreiche Stücke der teilnehmenden Theater gezeigt.
Gastgeber des inzwischen 13. Theatertreffens unter dem Jahrestitel Grenzenlos, das dort am Sonntag, dem 19. Juni 2016 um 14 Uhr eröffnet wird und am gleichen Tag mit zwei Vorstellungen startet, ist in diesem Jahr die Comedia Theater in der Vondelstraße. Der Name des diesjährigen Treffens gibt dort auch das Thema des öffentlichen Rahmenprogramms vor.
So stellt das Hamburger Duo von kirschkern&COMPES am Montag, dem 20. Juni der auch gleichzeitig Weltflüchtlingstag ist, das Stück Als mein Vater ein Busch wurde und ich meinen Namen verlor vor, in dem sich das Mädchen Toda, nachdem in ihrem Land Krieg ausgebrochen ist, allein durchschlagen muss gerüstet mit Fragen und Mut, Hoffnung und einigen nützlichen Dingen.
Das Ensemble des Brüsseler Theaters Cie Gare zeigt mit Brandungen (Ressacs) eine poetische Auseinandersetzung mit der sogenannten Krise in einer Aufführung zwischen Objekttheater und Musik, präsentiert in einem Sprachmix aus Deutsch, Englisch und Französisch.
Einen eher komödiantischen Blick von außen auf die deutsche Identität zeigen die Darsteller des Cargo Theaters aus Freiburg mit Made in Germany, indem sie in einem Stück im Stile eines Roadmovies die Ergebnisse ihrer Recherchefahrt quer durch die Republik zeigen. Sie gingen dabei der Frage nach, was nun eigentlich hierzulande die kulturelle Identität ausmacht.
Am Mittwochvormittag spielen fünf der Kölner Kinder- und Jugendtheater in ihren eigenen Häusern, und die Comedia zeigt mit Tigermilch am Freitag eine ihrer eigenen Produktionen.
Jutta Maria Staerk, künstlerische Leiterin des Comedia Theaters.
Die Spurensuche soll freien Kinder- und Jugendtheatern die Möglichkeit geben, sich gegenseitig zu reflektieren und durch Patenmodelle zu fördern, gemeinsam Ideen zu entwickeln und kulturelle Ziele zu diskutieren. Zugleich gibt sie auch einen Rahmen für internationalen Austausch: Theaterschaffende der ASSITEJ Schweden werden das Festival nutzen, um an den Arbeitsgruppen und Aufführungen teilzunehmen, den eigenen Blick zu weiten und ihre eigene Produktion Shadowland vorzustellen.
Die freien Kinder- und Jugendtheater arbeiten meist mit einem sehr kleinen Budget und sind auf Überzeugungstäter als Träger angewiesen. Die Nachwuchsfrage, gerade in der Organisation, bleibt schwierig, und oftmals amtieren die Leitungen dadurch sehr lange im Amt. Durch die nun anstehenden Generationenwechsel in vielen Theatern findet aber gerade ein Umdenken statt was in der Natur der Sache liegt und auch immer wieder notwendig bleibt, findet Jutta Maria Staerk, künstlerische Leiterin der Spurensuche und des Comedia Theaters. Die Arbeitstreffen gehen unter anderem der Frage nach, wie sich eine multikulturelle Gesellschaft auch auf und hinter der Bühne abbilden – und welche neuen Fähigkeiten, Kenntnisse und Strategien dafür notwendig sein könnten. Sich selbst in Frage zu stellen, eingefahrene Muster zu hinterfragen und Denkweisen zu überprüfen auch im Hinblick darauf, wie sehr man das selbst im eigenen Ensemble umsetzt, was man für richtig hält sieht sie als zentrale kulturelle Aufgabe.
Für die allermeisten Vorstellungen gibt es noch Karten, auch für den Besuch von Schulklassen. Die Vorträge am Sonntag- und Dienstagabend sind kostenfrei und öffentlich. Das ganze Festival-Programm ist hier zu finden.
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