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Kultur Politik

Großes Theater um begehbare Skulptur

Montag, 9. Februar 2015 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Künstler Ketan will sich mit seinem „ParaDies-Garten“ am Eifelwall mit einem fulminanten Kulturprogramm am 1. Mai von Köln verabschieden. Dieses Programm soll ab Aschermittwoch in einer begehbaren Skulptur präsentiert werden, die er derzeit mit einigen Mitstreitern baut. Sein Sohn Jonas Baeck ist einer von ihnen. Mit ihm sprach Stefan Rahmann von „Meine Südstadt“.

 

Meine Südstadt: Jonas, wir kennen uns und sagen auch hier im Interview Du, oder?
Na klar.

Du lebst momentan im ParaDies-Garten Deines Vaters Rolf Ketan Tepel am Eifelwall. Ihr werdet von der Stadt massiv unter Druck gesetzt. Was ist gerade Stand der Dinge?
Wir bauen in diesen Tagen eine begehbare Skulptur in der Künstlerkolonie „ParaDies und Das Reich+T“ am Eifelwall, in der wir in den nächsten Wochen Programm machen möchten. In und außerhalb der Skulptur wollen wir in den sechs Wochen nach Aschermittwoch Rückschau halten auf neun Jahre Leben und künstlerisches Schaffen im „ParaDies“. Wir wollen einen „performativen Diskurs über die Zukunft unserer Lebensweise in Großstädten“ anstoßen. Es werden Filmemacher, Schriftsteller und Musiker aus Köln und Berlin erwartet. Mit diesem fulminanten Programm will sich mein Vater aus Köln verabschieden und am 1. Mai mit der mobilen Skulptur auf den Weg nach Berlin machen. Aber die Stadt setzt alle Hebel in Bewegung, uns zu stoppen.

 

Wie?
Das Bauaufsichtsamt hat verfügt, dass wir das  von den Beamten „Theater“ genannte Kunstwerk abbauen sollen. Angeblich sei es einsturzgefährdet. Das ist natürlich Quatsch. Mein Vater hat jahrzehntelange Erfahrung mit solchen Bauten. Da ist noch nie etwas eingestürzt. Außerdem haben wir hier weitere Fachleute: Einen Zimmermann, der sich mit Dachstühlen auskennt, einen Metallbauer und einen Werkzeugmacher. Aber vor allem: Das, was jetzt da steht, ist eine begehbare Skulptur. Deshalb hat unser Rechtsanwalt Widerspruch eingelegt gegen die Verfügung der Bauaufsicht. Eine Klage ist eingereicht.

Aus welchen Materialien baut ihr die Skulptur?
Aus dem ehemaligen „ParaDies“-Saloon, einem entsorgten Dachstuhl aus der Südstadt und weiteren Materialien, die sonst keine Verwendung fänden. Für uns steht natürlich die Sicherheit aller Beteiligten an diesem Kunstwerk an erster Stelle.

Wer sind eure Unterstützer?
Unter anderem der Kölner Hotelier und Philosoph Dr. Werner Peters, der Pfarrer der Lutherkirche Hans Mörtter und Paul Bauwens-Adenauer.

Wie sieht das Programm rund um die Verabschiedung von Ketan aus Köln aus?
Los geht es hier im ParaDies-Garten am Eifelwall an Weiberfastnacht um 12.12 Uhr. Dann ist die Skulptur weitestgehend fertig. Es wird ein paar kurze Reden geben, ein bisschen was zu trinken. Die „große“ Eröffnung ist an Karnevalssonntag um 16 Uhr. Dann beginnt der Künstlerball unter dem Motte „Jeder Mensch ist ein Künstler“. Die Besucher des Balls werden gebeten, ersichtlich als Künstler zu erscheinen. Wir bitten ausdrücklich darum, Speisen und Getränke für das gemeinsame Buffet mitzubringen. Musiker bringen gerne ihre Instrumente mit. Der Eintritt ist frei, wir freuen uns über Spenden.

 

Jonas Baeck und ParaDies-Garten-Unterstützer Paul Bauwens Adenauer im Gespräch.

Was werden die Gäste erleben?
An 35 Spieltagen wollen wir an jedem Tag ein anderes Thema aufgreifen. Es soll um einen Rückblick auf neun Jahre ParaDies-Garten gehen, aber auch um einen Blick nach vorn. Als mögliche Themen haben wir uns überlegt: Geld, Ernährung, Fortbewegung, Recycling… Wir werden ein Forum sein, in dem unterschiedliche künstlerische Ideen in einen Dialog treten können. Künstler aus dem Paradies-Garten und Externe werden tagsüber eine Performance entwickeln, die abends vor zwölf Zuschauern auf der Bühne in der Skulptur zu sehen sein wird. Wir werden das mit der Kamera aufnehmen und es im Internet jedermann zugänglich machen.

Wie kann man dabeisein?
Man meldet sich per E-Mail unter paradies@mailbox.org an.

Wie erfährt man die Themen?
Auf Facebook unter: Paradies.Eifelwall5

Apropos Film. Da seid Ihr im Moment unerwartet erfolgreich?
Ja, irre. Wir sind bei dem Wettbewerb 99 FireFilms Award 2015 während der Berlinale unter mehreren tausend Einsendungen unter die 99 Besten gewählt worden. Dabei geht es darum, in 99 Stunden nach der Veröffentlichung des Themas einen 99 Sekunden langen Film zu drehen. Wir haben im ParaDies-Garten eine Persiflage auf das Film-Business gedreht. Die kann man hier sehen.

Dein Vater möchte ab dem 1. Mai nach Berlin umziehen. Ziehst Du mit?
Jetzt geht es in erster Linie um die aktuellen Probleme mit der Stadt, die wir haben. Ich lebe momentan im Paradies-Garten und habe mir frei genommen bis zum 1. Mai. Den Umzug finde ich natürlich spannend. Ob ich mitziehen kann, weiß ich im Moment noch nicht.

Gibt es eine irgendwie versöhnliche Botschaft an die Behörden?
Wir wollen keinen Streit. Ziel ist es keinesfalls, den Bau des Neuen Stadtarchivs zu stören. Wir wollen der Stadt Köln sechs Wochen Kunst und Kultur schenken und dem künstlerischen Leben von neun Jahren im öffentlichen Stadtraum ein würdevolles Finale bereiten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Vielen Dank für das Gespräch.

Text: Stefan Rahmann

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