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Kolumne

Grundversorgung sichern

Montag, 23. Mai 2011 | Text: Kathrin Rindfleisch

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der Montag ist ein Problem. Das merke ich immer schon am Sonntag. Ich meine jetzt nicht das Übliche, also die Argumente von Wochenend-Freuden und Erster-Arbeitstag-Leiden, ich bitte Euch Leute  – so ist das nun mal! Die Freizeit lässt sich halt eben nur genießen, wenn sie von Arbeit abgelöst wird. Fragt mal einen Erwerbslosen…


Der Montag ist ein Problem. Das merke ich immer schon am Sonntag. Ich meine jetzt nicht das Übliche, also die Argumente von Wochenend-Freuden und Erster-Arbeitstag-Leiden, ich bitte Euch Leute  – so ist das nun mal! Die Freizeit lässt sich halt eben nur genießen, wenn sie von Arbeit abgelöst wird. Fragt mal einen Erwerbslosen…


Nein, wovon ich spreche ist ein in die Tiefe gehendes, die Alltagsmanagerin an ihren Grundfesten rüttelndes Problem, ein Wort mit vier Buchstaben. Brot. Meine Sonntagnachmittage verbringe ich regelmäßig mit dieser ruckartig durch Mark und Bein ziehenden Shit-wir-haben-kein-Brot-mehr-Erkenntnis. In meinem Kopf der vernichtende ZONK-Ton Ööööööööööönk, vor meinem geistigen Auge ein weinendes, in der Kita-Ecke stehendes halb verhungerndes kleines Mädchen, das von den wunderbar geschmierten Körnerbroten mit Frühlingsquark und frischem Schnittlauch seiner Spielkameraden nichts abbekommt und vor meinem realen Auge ein kleines Mädchen, das mit diesem (was viel schlimmer ist) herzzerreißend verständnisvollem Ton sagt: „Oh nein! Aber das passiert schon mal“, dabei den Kopf schief legt und die Schultern nach oben zieht. Schließlich hat die Mutti ja auch viel zu tun. Viel zu tun, viel zu tun! Gibt’s doch nicht! Nicht mal die Grundversorgung kann sie leisten, die gute Mutti.

 

Und dann geht’s los! Jetzt heißt es organisieren, und ich sage Euch: nichts geht über ein gutes Netzwerk! OK, auch kein Brot (meine Stimmung hält sich merklich auf!), mal die Nachbarin fragen (oh nein, bitte nicht! Zu groß wäre die Schmach von einer Dreifachmutter und Superhausfrau mit Grundliegendem versorgt zu werden). Ah, aber eventuell noch in der Kühltruhe (Hauptsache mein Kühlfach ist bestückt mit der Man-sollte-immer-für-einen-Drink-gewappnet-sein-Wodka-Flasche samt Eiswürfeln in höherer Stückzahl – wenn der OPERA am Samstagabend die Drinkkühler ausgehen sollten, haben die einfach ein gutes Netzwerk…). Ah ja, noch genau zwei Brötchen! Eins für Smilla und eins für Paul. Puh, die Nummer wäre gerettet! Für diese Woche zumindest…

Paul steht geschäftig am Spülbecken, spült mit mächtig viel Schaum seine Milchtasse und die seines Kita-Freundes und weist Smilla zur Begrüßung mit gewichtig verantwortungsschwangerer Miene (schließlich geht es um Grundversorgung) darauf hin, dass ihr Brötchen in der blauen Dose in seinem Rucksack sei. Das könne sie sich da rausholen. Und schon wieder dieser ZONK-Ton Ööööööönk. Vorgeführt von einem Dreijährigen. Eine Schmach. Ein Mutterversagen. Gleich heute noch wandern die Eiswürfel in den Gulli und die TK-Mehrkornbrötchen in das Kühlfach (soll die OPERA doch schauen, wo sie Eisnachschub her bekommt, schlecht organisierter Haufen, dieser).
Zu meiner weiteren Schande ist diese Geschichte an der Stelle aber leider noch nicht zu Ende. Und so begab es sich, dass wir am Montagabend gleich zwei Brote und damit Grundversorgung im Überfluss auf dem Tisch hatten: pflichtschuldigst und mit dem Vorsatz, ab jetzt nur noch gut präpariert das Leben zu bestreiten, kaufe ich gleich am Morgen, schon auf dem Weg zur Arbeit, ein gutes, noch warmes Brot. Am Abend nun staune ich nicht schlecht, als meine Mutter, die mit den Kindern unterwegs war, aus ihrer Tasche ein noch größeres und wärmeres Brot hervorholt.

 

Ich sage: „Ja, aber warum fragst Du nicht erst, ich habe auch ein Brot gekauft, jetzt haben wir zwei.“ Sie darauf: „Ja, aber das war doch gar nicht meine Idee, wir kommen an einem Bäcker vorbei und Smilla meinte, dass ihr kein Brot hättet und wohl welches bräuchtet.“ Ööööööööööönk, der ZONK-Ton in meinem Kopf ist bis heute nicht ganz gewichen. Meine Kleine. Mit Lego sollte sie spielen, den Püppchen neue Kleider anziehen, meinetwegen auch mit Wasserpistolen auf fremde Kinder zielen, aber doch niemals – ich meine niiiieeeemals – die Organisation ihrer Grundversorgung übernehmen müssen! Ich bin zutiefst beschämt und gelobe innerlich, auch die Wodka-Flasche zu entfernen, an ihre Stelle passt so ziemlich genau ein Toastbrot, sicher ist sicher.


Meine Mutter, einfühlsam wie eh und je, findet stets die richtigen Worte, so auch dieses Mal: „Pass mal auf, in einem Jahr hat die den Laden hier im Griff! Dann sagt die Dir schon, wo`s langgeht!“ Genau das, was man einer Versagermutter jetzt aufs Brot (Grrrrr….) schmieren sollte.
Übrigens: das Brötchen aus der Kühltruhe, das Paul so fürsorglich für Smilla in seinem Rucksack bereit hielt, fand seinen Weg am Abend zu uns, unversehrt und ohne Bisswunde. Schließlich gab`s am Morgen ja auch eine große Schüssel Müsli und zum Mittag drei Stunden später Nudeln mit Lieblingssauce…
 

Text: Kathrin Rindfleisch

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