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Politik Umwelt Verkehr

Gute Gründe FÜR den Godorfer Hafenausbau

Dienstag, 5. Juli 2011 | Text: Wassily Nemitz | Bild: Duhon/ Wiki Commons

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Der Hafenausbau sei alternativlos, heißt es immer wieder aus den Reihen der Befürworter des Godorfer Hafen-Ausbaus. Das ist er sicher nicht. Aber er ist die wohl beste Alternative – für Köln als Wirtschaftsstandort, für Köln als Lebensraum und für Köln als Vorreiterstadt im Umweltschutz.

Schon jetzt spielt Köln als Hafenstadt eine gewichtige Rolle im nationalen und europäischen Binnenschiffs-Verkehr: Nach Duisburg und mit 15,6 Millionen Tonnen jährlichem Warenumschlag sind die Kölner Häfen zusammengerechnet der zweitgrößte Binnenhafen-Standort Deutschlands. Damit das in Zukunft so bleibt, bedarf es dringend einer Kapazitätserweiterung. Denn – in einem sind sich Gegner und Befürworter einig: Der Güterverkehr wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten deutlich zunehmen.

Die eigentliche Diskussion dreht sich somit inzwischen um die Frage, ob der Godorfer Hafen ausgebaut oder der Niehler Hafen erweitert beziehungsweise umgenutzt werden soll.

Derzeit können im Gegensatz zu Niehl im Godorfer Hafen nur Flüssig- und Schüttgüter umgeladen werden, jedoch keine Container. Die Erweiterung sieht neben dem Bau eines neuen Hafenbeckens die Einrichtung eines Container-Terminals vor.

 

Die Hafengegner behaupten, im Niehler Hafen seien noch viele Flächen nutzbar, die derzeit zum so genannten „Trockenumschlag“ genutzt würden.  Darunter versteht man das Umladen zwischen Bahn und LKW, also ohne Beteiligung des Schiffs.

Würden diese Flächen also nun für das Umschlagen von Containern auf Schiffe genutzt, könnte man den Ausbau des Godorfer Hafens vermeiden, meinen die Gegner.

Folgerichtig müsste dann eine Möglichkeit geschaffen werden, den zuvor durchgeführten Trockenumschlag an anderer Stelle weiterzuführen. Und das erfordert auch den Neubau einer Anlage, die ebenso wie die Erweiterung des Godorfer Hafens zu Buche schlagen würde. Eine wirklich praktikable Lösung sieht anders aus.

Viel entscheidender ist jedoch, dass im Süden Kölns derzeit gar keine Möglichkeit besteht, Container auf das Wasser umzuladen. Somit müssen für den Schiffstransport vorgesehene Container erst nach Niehl oder Bonn-Graurheindorf transportiert werden – mit dem LKW quer durch die Stadt. Und der produziert Lärm und CO², eine Zumutung für Mensch und Umwelt.

Würden also lediglich Flächen in Niehl umgenutzt – diesem Problem wäre keinerlei Abhilfe geschaffen worden.

 

Ein weiteres Argument der Gegenseite ist die Rodung der Sürther Aue, die für den Hafenausbau erforderlich ist. Abgesehen davon, dass das Gebiet bereits gerodet worden ist, handelt es sich nicht wirklich, wie von den Gegnern behauptet, um ein Naturschutzgebiet im herkömmlichen Sinne. Vielmehr ist das Gelände eine seit den 60er-Jahren bestehende Brache, die im Laufe der Zeit mit üppiger Vegetation überzogen wurde. Sicherlich ist es schade, dass dieses Stück Kölner Grün dem möglichen Ausbau zum Opfer fällt – doch die HGK hat bereits Ausgleichsflächen, darunter Renaturierungen im Kölner Norden, geschaffen, die das Gebiet der Sürther Aue flächenmäßig übertreffen.

 

In eine Reihe mit dem Neubau des Stadions („Fritz-Schramma-Stadion“) und der Nord-Süd-Stadtbahn wird der Godorfer Hafen von Gegnern des Ausbaus gerne gestellt – als Projekt, das lediglich dem Prestige einzelner Personen und der Verschwendung von Steuergeldern dient. Aber: Ist ein Hafenbecken wirklich ein Prestige-Objekt? Und: Wer treibt das Projekt denn so stark alleinig voran, dass ihm das neue Becken als Denkmal anerkannt werden könnte?

Vielmehr ist es die Pluralität der Befürworter, die einen klaren Hinweis darauf geben, dass der Ausbau des Hafens sinnvoll ist: In seltener Allianz sprechen sich sowohl der Deutsche Gewerkschafts-Bund und seine angeschlossen Gewerkschaften (zum Beispiel IG Metall, IG Bergbau Chemie) als auch die Industrie- und Handelskammer und die Arbeitgeber in Köln für den Ausbau des Godorfer Hafens aus.

Und diese Organisationen verfolgen ganz klare wirtschaftliche Interessen – warum sollten sie also an einem Hafen interessiert sein, der wirtschaftlich unsinnig wäre? Vielmehr möchten sie den Kölner Süden attraktiver nicht nur für die Bestands-Firmen, sondern auch für die Neuansiedlung von neuen Unternehmen machen. Es wäre fatal, diese Chance zu vertun.

 

In Zukunft wird die ökologische Effizienz von Transporten bei Unternehmen immer stärker in den Vordergrund rücken – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Im Gegensatz zu einem LKW, der einen Container transportieren kann, ist es modernen Binnen-Containerschiffen inzwischen möglich, bis zu 500 20-Fuß-Container zu transportieren (üblich sind 40 FuߖContainer, also = 250). Die Umweltbilanz eines per Schiff transportierten Containers ist also viel besser als die eines Containers, der per LKW verschickt wird – an diesem Vorteil sollte auch der Kölner Süden teilhaben. Die Argumentation, Schiffe seien nicht mit Rußpartikelfiltern ausgestattet, erscheint doch etwas abstrus, um damit den Hafenausbau glaubhaft zu verneinen.

 

Des Weiteren behaupten die Ausbaugegner, der Schiffsverkehr sei grundsätzlich nicht zuverlässig, da extreme Hoch- und Niedrigwasser in letzter Zeit häufig aufträten. Was sie dabei nicht bedacht haben – ob der Niehler oder der Godorfer Hafen erweitert wird, spielt in dieser Hinsicht keine Rolle. Sie widersprechen sich also selbst.

 

Bleibt die große Frage der Finanzierung: 67 Millionen Euro soll die Erweiterung des Godorfer Hafens kosten, schätzt die HGK. Der errechnete volkswirtschaftliche Nutzen liegt beim Faktor 2,5. Das heißt, auf jeden investierten Euro kommen 2,50 € heraus. Zum Vergleich: Die Nord-Süd-Stadtbahn hat einen volkswirtschaftlichen Nutzenfaktor von 1,6, knapp oberhalb der Fördergrenze von 1,5.

 

Nach Kölner Verhältnissen muss wohl davon ausgegangen werden, dass der Hafenausbau letzten Endes wohl 100 Millionen Euro kosten wird – ein Problem wäre das aber vor allem für die HGK. Denn die bezahlt die Erweiterung aus eigener Tasche. Die Behauptung, für den Ausbau würden Fördergelder verschwendet, ist also zumindest teilweise ein Irrglaube.  Zwar gehört die HGK zu annähernd 100% der Stadt Köln, dennoch leiht sie sich die Gelder am Kapitalmarkt und fällt dem Steuerzahler zunächst also nicht zur Last. Im besten Falle profitiert er sogar davon – wenn die HGK Geld mit dem Hafen verdient, das sie an den öffentlichen Haushalt abführt.

 

Es gibt sicher gute Argumente geben den Hafen-Ausbau. Sicher sind in den letzten Jahren Diskussionen um die Erweiterung nicht optimal verlaufen. Es drängt sich aber die ganze Zeit der Eindruck auf, dass auch für dieses Thema folgendes Phänomen zutrifft: Grundsätzlich äußern sich immer alle für den Ausbau erneuerbarer Energien und alternativer Verkehrsträger. Soll ein Windrad dann aber vor der Haustür aufgebaut werden, sind die gleichen Menschen auf einmal dagegen. Ähnlich verhält es sich wohl hier – Güter auf das Wasser ja, aber bitte nicht in Godorf. Es würde wohl jedem so gehen, wäre er Anwohner. Der Nutzen, den ganz Köln aus einer Hafenerweiterung ziehen würde, ist dem aber eindeutig voranzustellen. 

 

Also: Am Sonntag ins Wahllokal – wir haben jetzt die Chance, die 23 Jahre dauernde Diskussion um die Erweiterung des Godorfer Hafens endlich zu beenden – und mit JA stimmen. Es ist sicherlich nicht die perfekte Lösung, aber der Ausbau des Godorfer Hafens scheint das kleinere Übel zu sein.

 

 

Was spricht GEGEN den Godorfer Hafenausbau? Lest auch den Kommentar von Dirk Gebhardt!

Text: Wassily Nemitz

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