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Bildung & Erziehung Familie Gesellschaft Politik

„Herzlich Willkommen…

Freitag, 15. April 2011 | Text: Judith Levold | Bild: Wikimedia Commons

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

…zur Auftaktveranstaltung Inklusion in Kölner Schulen“. So ergebnisoffen wie sperrig formuliert, prangte es die Tage auf einem Plakat an mäßig prominenter Stelle im Foyer des in Deutz gelegenen Nicolaus-August-Otto-Berufskollegs. Gemeint war: Hereinspaziert zum eintägigen Arbeitskongress der Stadt Köln, der als Auftakt gedacht war zu einem Prozess, den offenbar alle wollen: Die Stadt, vertreten durch Schuldezernentin Agnes Klein und andere städtische Experten aus thematisch beteiligten Gewerken, die Kölner Schulen und 72% aller befragten Eltern behinderter Kinder.

 

Es geht um den Weg hin zu einem inklusiven Schulsystem, oder, wie es im städtischen Schulentwicklungsplan steht: zur „inklusiven Schullandschaft“ in Köln. Mit auf der Schulbank beim Arbeitskongress saßen Vertreter des Deutschen Städtetages, der Bezirksregierung als Mittelbehörde zum Land, der Schuldezernent des Landschaftsverband Rheinland sowie Referenten mit einiger Expertise.

Was ist Inklusion? Wir zitieren das „Lexikon für Psychologie und Pädagogik“:
„Inklusion bedeutet den Einschluss aller zu Unterrichtenden in Schulen für alle und ist der nächste logisch folgende Schritt auf die Bemühungen der Integration, denn sie eröffnet allen Menschen die Möglichkeit, ihr Recht auf adäquate Bildung und auf Erreichung ihres individuell höchstmöglichen Bildungszieles wahr zu nehmen und damit ein möglichst selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben zu führen. Bei der Inklusion wandelt sich die Bedeutung des Unterrichts und die Rolle der LehrerInnen. Wissen wird nicht mehr „vorgetragen“ und „aufgepfropft“, sondern von den einzelnen SchülerInnen selbsttätig erworben. Die LehrerInnen begleiten und unterstützen diesen Prozess, stellen Ressourcen zur Verfügung, arbeiten, reflektieren und lösen Probleme teamorientiert. Jedes Kind hat dabei seinen eigenen individuellen Lehrplan, lernt allein, zu zweit oder in einer heterogenen Gruppe, in der die Mitglieder einander unterstützen.“

Das Pressegespräch eröffnete Agnes Klein. Sie betonte zunächst die bereits erfolgten Aktivitäten der Stadt Köln in Richtung Inklusion. Köln liegt in der Tat unter den Kommunen recht weit vorne, wenngleich das bedeutet: etwas besser als der Durchschnitt, und der Durchschnitt ist schwach. Denn nach wie vor ist es in Deutschland so, dass von 100 wie auch immer behinderten Kindern 85 in besondere Schulen, früher „Sonder“-, heute „Förderschulen“ genannt, gehen müssen. Da haben Eltern nur begrenzt etwas zu melden.

Nicht, dass an Förderschulen nicht hervorragende Arbeit  geleistet würde und oft auch eben nicht so gute Arbeit, exakt so wie an Regelschulen auch, aber die Förderschule bringt neben dem Ziel des optimalen, im Schulverwaltungsdeutsch „idealen“ Förderortes eine Isolierung, eine Konzentration mit sich – und beides ist erwiesenermaßen unprofitabel im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern, Behinderten, behinderten Kindern und ihren Familien und Freunden.

In vielen Ländern ist das  Zahlenverhältnis bezüglich der Schulbesuche behinderter Kinder exakt umgekehrt wie in Deutschland, wobei da selbstredend die Frage erlaubt sein muss, ob dieses Zahlenverhältnis auch mit einem Qualitätsniveau bei der Versorgung, Hege und Pflege sowie Förderung von Kindern jeglicher Couleur, korreliert.

Botschaft der Schuldezernentin: Wir wollen das, wollen den Turnaround, wollen die Zahlenverhältnisse auf den Kopf stellen. Aber: Man müsse auch ein bisschen warten, dass es eine schulgesetzliche Anpassung seitens des Lands NRW gibt, dass sich „in den Köpfen etwas ändert“, und im übrigen habe man ja auch einige Hausaufgaben schon gemacht: für die Umsetzung der UN-Konvention über die Pflicht zum Vorhalten eines inklusiven Bildungssystems. Diese Konvention ist seit zwei Jahren immerhin im Range eines Bundesgesetzes, es handelt sich also längst nicht mehr um eine Resolution, quasi eine freiwillige Selbstkontrolle der politischen Szene. Nein – Inklusion muss umgesetzt werden!

Was man bereits gemacht habe, so Klein auf die Frage, wo denn das Geld herkomme für diesen Systemwandel in der Schullandschaft, sei, nach jüngstem Schulbebauungsrecht bereits grundsätzlich nur noch barrierefrei an-, um- oder neu zu bauen. Man mag an dieser Stelle einwenden, dass die Barrierefreiheit wohl nötige, nicht aber hinreichende Rahmenbedingung für das Zustandekommen einer inklusiven Schullandschaft ist – allein, es wäre unfair, der Stadt Untätigkeit vorzuwerfen. Köln ist schon eine so genannte Integrations-Insel, aber es bedarf eben noch weiterer Anstrengungen.

Agnes Klein versicherte, jedem aktiven Versuch einer Schule, inklusiv zu werden, stehe die Stadt positiv und unterstützend gegenüber. Das die Schuldezernentin und mit ihr viele andere Beteiligte wirklich an der Inklusion in Köln arbeiten – mit diesem Eindruck konnte man das Pressegespräch verlassen. Man kann hoffen, dass die Beteiligten mit genügend Tempo und Entschiedenheit bei der Sache sind.
Und wenn man nach bereits existenten positiven Beispielen in Köln sucht, wer liegt da wieder ganz weit vorne? Neben der fast schon berühmten Peter-Petersen-Schule im Rechtsrheinischen: die Südstadt. Hier gibt es neben der Michaeli-Schule (einer Waldorfeinrichtung), die schon seit Jahren Erfahrung mit der Inklusion gesammelt hat, möglicherweise schon in Kürze eine weitere Schule, in der Inklusion praktiziert wird.

Die Schulleitung möchte zum kommenden Schuljahr unterschiedlich behinderte Kindern aus der Nachbarschaft aufnehmen und in den Regelklassen integrieren. Welche Schule das ist und wie die Pläne hier vor Ort umgesetzt werden, darüber lest Ihr in Kürze mehr auf „Meine Südstadt“.

 

Text: Judith Levold

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