Heute nicht und andere kulturelle Kuriositäten
Mittwoch, 29. September 2010 | Text: be süd
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Es gibt Tage, an denen nichts klappt! Kennen Sie das? Der Wecker weckt mich nicht! Sch… ich komme zu spät. Ich flitze aus dem Bett, falle über meine Schuhe und humple schlaftrunken Richtung Küche. Die Kaffeekanne schmilzt (ich habe die Herdplatte zu lange angelassen) – als ich meinen heiß ersehnten Kaffee gießen möchte, fällt der Henkel ab. PLATSCH!
Es gibt Tage, an denen nichts klappt! Kennen Sie das? Der Wecker weckt mich nicht! Sch… ich komme zu spät. Ich flitze aus dem Bett, falle über meine Schuhe und humple schlaftrunken Richtung Küche. Die Kaffeekanne schmilzt (ich habe die Herdplatte zu lange angelassen) – als ich meinen heiß ersehnten Kaffee gießen möchte, fällt der Henkel ab. PLATSCH! Ich schreie AUA, Kaffee überall und eine Verbrennung. Sch… ich komme jetzt noch später. Schnell aufwischen, noch einen Kaffee aufsetzen (ohne Henkel eine Meister-Leistung). Nach einer Ewigkeit komme ich endlich zu meiner allmorgendlichen Ruhezeit, zu meinem Kaffee. Wie in der Werbung, allmählich, werde ich wach, und dann trinke ich die Kanne aus. Es muss sein
Jetzt bin ich da und unglaublich hibbelig, Kaffee sei dank! Beim schnellen Anziehen fällt mein Hosenknopf runter, und in meiner Eile finde ich ihn nicht mehr. Egal, ich kann sowieso nicht nähen, umziehen, Zähne putzen. Ich muss mit dem Auto fahren, schnell die Schlüssel und dann, WO IST MEIN SCHLÜSSEL? Wieso muss ich immer meine Schlüssel suchen? Ich suche auf dem Schreibtisch, unter dem Schreibtisch, im Bad und …..ausgerechnet heute, wo ich so spät dran bin!! Ich suche und suche und suche, und dann klingelt das Telefon. Soll ich rangehen? Vielleicht ruft die Arbeit an, um mir zu sagen, dass es im Büro einen Rohrbruch gibt, alles unter Wasser steht und ich frei habe?! Ok, ich gehe ran. NEIN,NEIN, NEIN! Ich werde regelrecht aggressiv, als die Frau mit der unangenehmen Stimme nicht locker lässt und mir was von Faber Lottoscheinen erzählt und mir die noch verkaufen will. So, jetzt reicht es mir! Ich lasse meine ganze Aggression an die üble Stimme von Faber aus (wie befreiend und noch dazu kostenlos! So spart man sich seinen Therapeuten!).
Kurz innehalten, tief ein- und ausatmen. Wie bin ich in diese Maschinerie gelangt? Was ist eigentlich los? Rennen Sie auch ständig hinterher? Gehört dieses Hektische nur unser deutschen Kultur an, oder rennen auch die Südamerikaner, die Afrikaner, die Italiener hinter der Zeit her? Eins ist klar: ich muss gelassener werden. Gut, die Südamerikaner haben „Manana (ich weiß, Sie glauben es liest sich wie Banana, aber ich meine „mañana“, und das heißt morgen). Die Franzosen haben „C’est la vie“, die Amerikaner haben „Tommorrow“ und wir? Haben auch wir ein Morgen? “Nein, nicht bei uns“, sagt mein Kollege, „der Unterschied zwischen uns und den anderen ist, wir erledigen unsere Arbeit heute (vergiss mañana). Wir sind pünktlich und ordentlich und wir planen. Wir sind sooo viel weiter als alle anderen, wir sind sooo kultiviert, wir ziehen sogar unsere Schuhe aus, wenn wir eine fremde Wohnung betreten!“ Warte mal! Ist das wirklich Kultur?
Kürzlich war ich zu Besuch bei Spaniern, als ich fragte, ob ich meine Schuhe ausziehen sollte, schauten sie mich ganz komisch an. Schuhe ausziehen? Uh, möchtest du? Nein, nein, ich dachte…. gut die Schuhe habe ich angelassen! Was gehört sonst noch zu uns? Wir laufen irgendwo rein und halten niemals die Tür auf, bis der nächste kommt (wir erwarten es auch nicht!). Wenn wir gegen jemanden laufen entschuldigen wir uns nicht, wir laufen einfach weiter. Bei den Amerikanern reicht eine leichte Berührung, und schon sagen sie „Sorry“ oder „Excuse me!“). Am Ende eines „Meetings“ haben die Deutschen alle auf die Holz-Tische gekloppt, während die anderen applaudierten – sind wir deshalb bekloppt? Wir essen Abendbrot auf Holzbrettchen, während die Spanier ein Festmahl auf Porzellan zubereiten. Unsere Kinder gehen pünktlich ins Bett, egal ob wir Urlaub haben oder nicht. Die südländischen Kinder schlafen in den Armen der Eltern ein und feiern im Schlaf mit, egal ob sie Urlaub haben oder nicht. Die Deutschen begrüßen (auch Familienangehörige) mit Hände schütteln, die Spanier küssen auch die Fremden auf beiden Backen, die Franzosen küssen sogar vier Mal: links, rechts, links, rechts. Die Italiener hängen ihre Wäsche zum Trocknen aus dem Fenster, hier hätten wir das Ordnungsamt am Hals!
Ich bin Weltbürger, also gucke ich mir die schönsten Sachen ab und probiere sie aus! Wo fange ich an? Ich weiß, ich werde heute meine Kollegen mit Küssen begrüßen, so wie die Franzosen (das hilft sicherlich beim Arbeitsklima), ich werde die Tür aufhalten, bis der nächste kommt, wie die Amerikaner, ich werde die Kinder in meinen Armen einschlafen lassen und gelassen weiterfeiern, wie die Südländer, ich werde meine Kleider zum Trocknen am Innenfenster aufhängen (ich traue mich nicht, sie draußen hängen zu lassen, aller Anfang ist schwer), und ich werde meine Schuhe beim nächsten“deutschen“ Besuch anlassen, ich werde das Wort MAÑANA (ausgesprochen manjana) ganz groß schreiben, so dass ich bloß nicht in Eile komme. Ich fange heute damit an! Nein warte mal, ich fange lieber mañana an! C’est la vie!
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