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Bildung & Erziehung Kultur Südkids

Heute wird gelesen!

Donnerstag, 17. November 2011 | Text: Antje Kosubek | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Der bundesweite Vorlesetag am 18. November gilt als das größte Vorlesefest Deutschlands. So genannte „Lesepaten“, die Spaß am Vorlesen haben, lesen an diesem Tag anderen Menschen vor: in Bibliotheken, Buchhandlungen, Kindergärten und Schulen. Die Vorteile liegen auf der Hand – immer wieder haben Studien nachgewiesen, dass das Vorlesen zu einer positiven Entwicklung von Kindern beiträgt. Kinder, denen vorgelesen wird, lesen selbst besser und sind insgesamt erfolgreicher und sozialkompetenter. Auch Grundschulen und KITAs in der Südstadt beteiligen sich an unterschiedlichen Leseprojekten. Das Angebot ist bei weitem nicht nur auf den Vorlesetag begrenzt – das ganze Jahr über finden Lesepatenschaften statt. Wir haben ein Projekt in der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystraße besucht – dort bilden Eltern Kinder  zu Vorlesern aus.

Luna erobert die Welt der Buchstaben

An einem Freitagmorgen um 8 Uhr treffe ich Susanne Gaß. Sie ist eine so genannte Lesepatin, die einmal in der Woche ehrenamtlich in der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystrasse vorliest. Während sie das erste Kind aus der Klasse holt, warten wir im Raum der Ganztagsbetreuung. Der große, helle Raum mit den vier Tischen leuchtet bunt in den Farben den Herbstes: Gebasteltes aus Papier schmücken Wände und Fenster.

Ein großer Turm aus Bausteinen lädt zum spielen ein, doch heute morgen dreht sich alles um Buchstaben und Wörter. Die achtjährige Luna aus der zweiten Klasse hat sich das Regenbogenbuch „Da war es nur noch eins“ ausgesucht, hat sich mit Susanne Gaß an den Tisch gesetzt und beginnt zu lesen. „Durch die gezielte Förderung von einzelnen Kindern können wir viel mehr erreichen. Was auch sehr wichtig ist: man kann sich mal die Zeit nehmen, für ein Kind allein“, so Susanne Gaß.
Luna liest weiter. Manchmal verrutscht ein Buchstabe, Susanne Gaß erklärt jedoch geduldig Wort für Wort. Während man von oben das Getrappel der Klasse ein Stockwerk höher hört, ist es hier, bis auf das Vorlesen von Luna, dagegen so still, dass man eine fallende Stecknadel hören könnte. Luna liest mit Begeisterung weiter, schließlich möchten alle im Raum wissen, wie die Geschichte ausgeht und ob die Entenmutter mit ihren Küken noch gerettet werden kann.

Dann ist die Geschichte ist zu Ende. Susanne Gaß bringt Luna, die mit einem strahlenden Lächeln glücklich über ihr Erfolgserlebnis ist, wieder in die Klasse.
Zurück kommt sie mit Maja, ihrer Tochter. Das ist heute purer Zufall, denn: „Das Angebot richtet sich nicht nur an Kinder mit Leseschwierigkeiten, denn die Kinder können sich freiwillig melden. Es ist also für alle Kinder in der Klasse da“, so Susanne Gaß.

Diese „Lesezeit“ startet regelmäßig im ersten Schuljahr nach den Osterferien. Die Kinder können sich in der Schule ein Buch aussuchen oder bringen eins von zu Hause mit. „Wichtig ist, dass es ein kleines Buch ist, mit großen Buchstaben, damit die Kinder die Geschichte auch bis zu Ende lesen können. Dann können während der Unterrichtsstunde ungefähr drei bis vier Kinder zu mir zum lesen kommen, während der Rest der Klasse die Schulbücherei besucht“, erklärt uns Susanne Gaß.

 

„LeseWelten“: Ehrenamtliche Vorleser in den Schulen
Der Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Loreleystrasse Birger Heusinger weist mich auch auf die anderen Leseprojekte hin: „Wir bieten an zwei Terminen in der Woche die „Lesewelten an. Hier kommen Menschen von der ,Kölner Freiwilligen Agentur e.V.‘ zu uns, die vorlesen. Wichtig ist, dass bei diesen Projekten immer das Zuhören im Mittelpunkt steht.“
 
„LeseWelten“ ist die Vorlese-Initiative der “Kölner Freiwilligen Agentur“ in Kooperation mit der Stadtbibliothek. Aufgrund der alarmierenden Ergebnisse der PISA-Studie gründete man dieses Projekt. Bibliotheken, Kindertagesstätten, Schulen, Museen und Kinderkliniken in Köln kommen dadurch in den Genus, dass man dort vorliest. Mittlerweile gibt es 46 feste Angebote mit über 130 ehrenamtlichen Vorleserinnen und Vorlesern.

Bücher im Zeitalter von Internet, IBooks und Co.

Bisher musste man Bücher und das Lesen vor allem gegenüber dem Fernsehen und Computerspielen verteidigen. Mittlerweile nehmen aber auch die Medien auf das Leben unserer Kinder immer mehr Einfluss. Dabei haben Bücher viele Vorteile: man bestimmt die Geschwindigkeit beim Lesen selbst,  entwickelt Fantasie, wenn im Kopf Personen, Geschehnisse und Orte lebendig werden und erweitert seinen Horizont. Wer vorliest, nimmt sich Zeit, erklärt und kann Fragen beantworten, wenn das Kind den Text nicht verstanden hat.

Statistische Auswertungen ergaben 2007, dass fast ein Fünftel der Eltern den Kinder überhaupt nicht vorliest. Als Begründung wird oft die mangelnde Zeit dafür genannt.

Jede Grundschule in der Kölner Südstadt bietet den Kindern über ihre Büchereien Möglichkeiten Bücher auszuleihen und zu lesen – die Büchereien werden mit viel Engagement und Ehrenamt der Eltern betrieben. Im vergangenen Monat haben an der Grundschule „Mainzer Strasse“ Mitarbeiter eines Telekommunikationsunternehmens die Räume der Lesestube gestrichen und damit verschönert. Dort lesen jede Woche engagierte Eltern den Kindern vor und kümmern sich um die Bibliothek. An der Gemeinschaftsgrundschule „Zwirner Strasse“ besuchte 2010 im Rahmen des „Vorlesetags“ Staatssekretärin Marlis Bredehorst eine 3. Klasse und las ihnen vor.

Ins Leben gerufen wurde der „Vorlesetag“ 2004 durch die Wochenzeitung „Die Zeit“, die „Stiftung Lesen“ und die „Deutsche Bahn“, um die Begeisterung für das Lesen und Vorlesen zu wecken und auch weiterzugeben. Viele besondere Aktionen wird es zum „Vorlesetag 2011“ an den Grundschulen, Kindergärten und Bibliotheken in der Südstadt geben.

 

Weitere Informationen und Unterstützung findet man hier:
www.wirlesenvor.de
www.koeln-freiwillig/lesewelten.de
mailto:lesewelten@koeln-freiwillig.de
 

Text: Antje Kosubek

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