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Sport Südkids

Hurra! Panini-Bildchen zur Frauen-WM!

Sonntag, 19. Juni 2011 | Text: Beate Fechtig | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Es gehört zu jeder großen Weltmeisterschaft – und zum ersten Mal auch zu einer Frauen-WM: Das Panini-Album. Klebebildchen mit mäßig schönen Portraitfotos von mäßig schönen Fußballern konnten schon zur WM 1974 käuflich erworben werden, fünf Stück pro Tütchen – und immer waren die Falschen drin. Deshalb gaben die kleinen (und großen) Jungs immer vier Mal so viel Geld aus als eingeplant und trafen sich in den Vor-Internet-Zeiten auf realen Tauschbörsen. Zur Männer-WM 2006 wurden 160 Millionen Tütchen in Deutschland abgesetzt, das macht pro Bundesbürger zehn Bildchen – wow! Diese Verkaufszahlen werden 2011 kaum zu schlagen sein, auch wenn das erste Frauen-WM-Album aller Zeiten zumindest langfristig verspricht, sehr wertvoll zu werden.

Der zwölfjährige Felix Kind aus Rodenkirchen sammelt jedenfalls – und investiert. „Vom Taschengeld kaufe ich die Bildchen, und ich tausche mit meinem kleinen Bruder Lukas.“ Und das, obwohl sein 17jähriger Bruder den Kopf darüber schüttelt, „Frauenbildchen“ zu sammeln. „Die mache ich doch locker nass auf dem Platz“, ist der sich sicher. Sammeln kommt natürlich nicht in Frage, uncool.

Dabei ist das Frauen-Panini-Album ein echtes Schmuckstück. Für nur zwei Euro bekommt man ein 40seitiges Standardwerk in acht Sprachen, exakt so designed wie das Männerbuch. Nur dünner als 2006, weil weniger Teams mitmachen. Dafür sind die Frauen-Tütchen wertvoller: 60 Cent für fünf Bildchen, vor fünf Jahren gab´s das für 50. „Och, nee“, sagt Julius aus Immendorf, „für die Frauen mag ich mein Taschengeld nicht ausgeben. Bei den Männern haben ja alle mitgesammelt, da konnte man richtig tauschen und so.“

Das könnte diesmal schwer werden. Zwar gab es vor Erscheinen des Albums schon über 100 Anfragen bei der Firma Panini und auf der Online-Sammelbörse „klebebildchen.net“ sind schon 333 Tauschpartner registriert, aber so richtig in Fahrt gekommen ist der Absatz noch nicht. Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet zwar von einer wahren Sammelwut – aber von den WWF-Tierbildchen einer Supermarktkette. Dieses Angebot endet praktischerweise einen Tag vor WM-Start am 25.6., so dass – vermutlich gegen den Widerstand der zahlenden Eltern – gleich beim Frauenfußball weitergesammelt werden könnte.

„Nee“, winkt die komplette Mädchenclique um Lea und Rike ab, „wir wissen gar nicht, dass es solche Bildchen gibt. Fußball interessiert uns nicht.“ Anna interessiert sich zwar dafür, hat aber kein Album, aber die zwölfjährige Chantal schon. „Ja, ich habe mir das Heft gekauft“, sagt die Schülerin der Gesamtschule Rodenkirchen, „und ich kaufe mir auch die Bildchen, klar.“ Interessant ist, dass weder Chantal noch ihre männlichen Klassenkameraden überhaupt irgendwelche WM-Fußballerinnen kennen. Falls überhaupt, nennen sie Alexandra Popp – weil sie jüngst so viele Tore geschossen hat, ganz gelegentlich kennt einer Birgit Prinz. Und das trotz ihrer über 200 Länderspiele.

Da lohnt sich ein Blick auf Seite sechs des Frauen-Paninihefts. Nadine Angerer, schon 2007 beim WM Titelgewinn im deutschen Tor (und zwar ohne Gegentreffer), thront ganz oben auf den deutschen Teamseiten. Fatmire Bajramaj, die aus einer Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo stammt und heute mit Werbeverträgen ausgestattet die hübsche deutsche Vorzeige-Fußballerin ist, belegt den bescheidenen Platz 33. Und Anja Mittag von Turbine Potsam ist auch noch im Heft, gleichwohl nicht mehr im WM-Kader. Sie wurde zusammen mit Sonja Fuss (bis 2010 beim 1.FC Köln) aussortiert. Dieses Schicksal teilt sie mit keinem Geringeren als Oliver Kahn: Auch der durfte 2006 zwar ins Heftchen, aber leider nicht mehr im Tor stehen. Diese Story kennt man ja.

Was auch noch auffällt: Die deutschen Frauenbildchen sehen irgendwie besser aus als die der Männer. Die ähnelten 2006 eher Fahndungsfotos, allen voran die Portraits von Sebastian Deissler und Thorsten Frings, während die Damen 2011 meistens nett lächeln. Meistens. Die Damen aus Nordkorea. schauen eher staatstragend-ernst, tragen alle Kurzhaarfrisur, heißen meistens „Kim“ und sind auch auf dem Platz irgendwie unheimlich. Weil sie rennen und rennen und rennen und rennen….

Übrigens sind die Nordkoreanerinnen alle nur knapp 1,65 m groß, wie uns das Panini-Heft verrät, das Gewicht der Fußballerinnen wird – anders als bei den Männern – aber bei allen Teams verschwiegen. Wieso und warum, das bleibt ein Rätsel: Die deutschen Fußballerinnen jedenfalls haben quasi alle eine Top-Sportlerinnen-Figur. Durchtrainiert und fit wollen sie als erstes Team der Welt drei Mal in Folge Weltmeisterinnen werden, Bildchen-Sammler Felix wird sich das alles live im TV anschauen: „Ja, da werde ich dann wohl alleine vor dem Fernseher sitzen“, bedauert der 12Jährige das Frauenfußball-Desinteresse seiner restlichen Familie, „aber  mich interessiert das. Ich finde es gut, wie die Frauen durch ihre Leistungen populär geworden sind!“
 

Text: Beate Fechtig

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