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Gesellschaft

Hut ab!

Montag, 21. Januar 2019 | Text: Alida Pisu | Bild: Stefan Rahmann/Kirsti Werheit

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Am 19. Januar 1919 geschah ein „Wunder“ – und viele Menschen, insbesondere Frauen, hatten daran lange, hartnäckig und unerschrocken gearbeitet: Erstmals hatten Frauen in Deutschland das Wahlrecht und standen an diesem Tag auch in langen Schlangen an, um von diesem Recht Gebrauch zu machen. Als erste Frau hielt mit Marie Juchacz dann am 19. Februar 1919 eine Frau im Reichstag eine Rede, in der sie u.a. sagte: „Ich möchte hier feststellen und glaube, damit im Einverständnis Vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“

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Erinnern und Würdigen

Anlässlich dieses 100. Jahrestages gab es auch in der Südstadt Veranstaltungen, die an die Vorkämpferinnen für Frauenrechte erinnerten. Punkt 12 Uhr versammelte sich am Stollwerckmädchen auf dem Severinskirchplatz eine Schar von Frauen, allesamt mit Hut. Getreu dem Motto: „Wir ziehen den Hut“ – vor den Frauen, die in einer Zeit gesellschaftlicher Umbrüche und gegen viele Widerstände beharrlich für ihre Rechte eingetreten sind. Warum ausgerechnet ein Treffen am Stollwerckmädchen? „Weil wir auch denen unseren Respekt zollen wollen, die nur wenig Rechte und wenig zu sagen hatten“, so eine Vertreterin des Deutschen Frauenbundes.

Ahnung vom Tod

In der Trinitatiskirche am Nachmittag dann: eine Lesung, die sich dem Leben und der Arbeit bekannter und vor allem weniger bekannter Frauen widmet. Der Name Rosa Luxemburg dürfte jedem geläufig sein, bei Clara Zetkin, Frauenrechtlerin und Politikerin oder bei Gertrud Bäumer, Lehrerin und ab 1920 erste Ministerialrätin im Innenministerium des Deutschen Reichs, dürfte es schon bröckeln mit dem Bekanntheitsgrad. Anita Augspurg und ihre Lebensgefährtin Lida Heimann aber sind in der Allgemeinheit beinahe vollends in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wie sich aus den von ihnen erhaltenen Zeugnissen eindrucksvoll herausstellt. Almuth Voß und Dorothee Schaper lesen, besser gesagt: Zeichnen sehr lebendige Bilder der Frauen, die sie porträtieren. Dass Rosa Luxemburg ein brillanter Kopf war, dass sie gegen den Nationalismus kämpfte, verfolgt und ermordet wurde, ist bekannt. Dass sie von sich sagte: „Ich habe so viel Feuer in mir, dass ich eine Prärie anzünden könnte.“, hätte man vielleicht nicht vermutet. Rosa Luxemburg pflegte eine langjährige Freundschaft mit Clara Zetkin, die sich sehr um Rosa sorgte und ihr drei Tage vor deren Ermordung noch einen Brief schrieb, in dem sie vermutete, der Tod könne Rosa nahe sein.

Vorbild-Frauen

Anita Augspurg studierte Jura in Zürich, weil Frauen um die Jahrhundertwende in Deutschland noch nicht studieren durften. In Zürich lernte sie auch Rosa Luxemburg kennen, die ebenso wie sie, zu den Mitbegründerinnen des internationalen Studentinnenvereins gehörte. Während des Ersten Weltkrieges nahmen Anita Augspurg und ihre Lebensgefährtin Lida Heymann an internationalen Frauen-Friedenskonferenzen teil und verbreiteten Flugschriften gegen den Krieg. Diese beiden tapferen Frauen hatten nicht das Glück, für all ihr Engagement belohnt zu werden. Im Gegenteil. 1923 hatten sie beim bayrischen Innenminister die Ausweisung des Österreichers Adolf Hitler beantragt. Nach der Machtübernahme der NSDAP flohen sie ins schweizerische Exil und mussten miterleben, wie alles, für das sie gekämpft hatten, von den Nazis vernichtet wurde.

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„Diese Frauen, an die wir heute erinnern, sind zu Unrecht in Vergessenheit geraten“, so Dorothee Schaper von der Melanchthon-Akademie. „Wir müssen ihre Namen in die Schulen und in den Unterricht tragen. Sie können uns ein großes Vorbild sein.“

Text: Alida Pisu

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