Huusmeister – fürs Severinsviertel
Donnerstag, 25. Oktober 2018 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Rote Jacke, lange Haare, eine Bauchtasche mit Fotoapparat – so zieht Anto Gaspar täglich über die Severinstraße. Seit August ist der 66-Jährige Veedelhausmeister im Severinsviertel. Ein bislang einzigartiger Job in Köln.
Das Viertel in der Südstadt hat gelitten in der Vergangenheit. Erst der U-Bahn-Bau, dann der Archiveinsturz und später die vielen Obdachlosen und Drogenabhängigen, die Passanten und Bewohner anpöbelten und jede Menge Unrat hinterließen. Dabei ist die Severinstraße schöner geworden seit dem Umbau, finden alle. Und das soll so bleiben. Es war ein langer Weg bis zur Etablierung des Veedelshausmeisters. Seit drei Monaten ist er nun im Einsatz, finanziert von den Mitgliedern der Standortgemeinschaft.
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SeverinstorburgEinzigartig in Köln
Seit August ist der 66-Jährige für die Immobilien und Standortgemeinschaft Severinstraße (ISG), einem Zusammenschluss der Hauseigentümer und Geschäftsleute, im Viertel unterwegs. Eine bislang einzigartige Stelle, den sich die Geschäftsleute gönnen. Weitere Veedel könnten folgen. Ingrid Blatzheim von der Standortgemeinschaft weiß, dass das Eigelsteinviertel Interesse habe und auch Sülz könnte sich offenbar einen solchen Hausmeisterjob vorstellen.
Doch was macht Gaspar genau, was darf er, was nicht? „Ich gehe mehrmals am Tag hier über die Severinstraße und schaue nach dem Rechten“, bringt er seinen Job kurz und prägnant auf den Punkt. Er ist Ansprechpartner für die Geschäftsleute und Bewohner sowie Eigentümer im Viertel. Er ist eine Art Kümmerer, er schaut, ob Müll herumliegt, wieder Hauswände oder Rollläden mit Graffiti besprüht sind oder Absperrpoller von den Anlieferern wieder an ihren angestammten Platz zurückgesetzt werden. Missstände dokumentiert Gaspar mit seiner kleinen handlichen Kamera. „Ah, hier“, sagt er und zeigt auf Schmierereien an einer Haustür. Er zieht den Reißverschluss seiner Bauchtasche auf, holt die Kamera hervor, fokussiert und drückt ab. Die Bilder schickt er zur Standortgemeinschaft. Die benachrichtigt die Eigentümer, denn nicht jeder von ihnen wohnt in der Südstadt. Entdeckt Gaspar Vermüllungen, benachrichtigt er die Abwallwirtschaftsbetriebe oder spricht sie direkt an, wenn er deren Mitarbeiter vor Ort trifft.
Immer unterwegs
Anto Gaspar ist immer unterwegs, auch im Regen, wie an diesem Vormittag. Im Schutz der Torburg sitzen zwei Männer aus dem Obdachlosenmilieu. Der eine verkauft selbst besprayte Leinwände, der andere hat einfach so einen Pappbecher vor sich aufgestellt. Einige wenige Schritte weiter sitzt ein älterer Herr, am Eingang des Discounters gegenüber des Severinkirchplatzes und bettelt. Solange sie nicht pöbeln und aggressiv werden, habe niemand was dagegen, sagt Ingrid Blatzheim. Gaspar hat sie im Auge, lässt sie aber dort sitzen, wenn sie keinen Ärger machen. Sonst ruft er den Ordnungsdienst zu Hilfe.
Eigentümer begrüßen den Veedelshausmeister
Der Großteil der Eigentümer begrüßt den Job des Veedelshausmeisters. Nun haben sie einen Ansprechpartner, der mehrmals täglich über die Severinstraße geht. „Ich gehe morgens, manchmal mittags, und abends hier entlang. Mir macht es Spaß. Die Leute kennen mich“, sagt Gaspar lachend. So wie Guiseppe Mancione. Sein Eiscafé liegt in der Nähe der Torburg. „Ich finde es gut, das Anto dafür sorgt, dass es gut aussieht in unserem Veedel“, sagt Mancione. Auch über Stolperfallen auf dem Gehweg kümmere sich Gaspar. „Hier“, Mancione zeigt auf die Gehwegplatten vor seinem Café, „hier hat sich vor kurzem eine Frau verletzt. Die Platten waren lose und sie ist gestolpert“, sagt der Eiscafé-Inhaber.
Für die nächsten drei Jahre hat Gaspar einen sicheren Job. Dies ist die Spanne, in der das Projekt Veedelshausmeister pilotmäßig läuft. Dann müsse man weitersehen, sagt Blatzheim.
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in.form – Köln SüdstadtGaspar mag seinen Job. Der 66-Jährige war Zeit seines Lebens Hausmeister, etwa in der Stollwerck-Siedlung. Dinge in Ordnung zu bringen, sei genau sein Ding. Er ist Hausmeister mit Herzblut, jetzt für das Viertel, das sich von der Severinstorburg bis zum Karl-Berbuer-Platz erstreckt. Berührungsängste kennt er nicht. Auch nicht mit denen, die er darauf hinweist, Müll bitte nicht auf die Straße zu werfen. Manchmal bekommt er den Ärger ab, den der Lieferverkehr täglich verursacht. „Sie parken hier alles zu“, sagt Gaspar, sieht es aber das Geschimpfe recht lässig. „Ich weiß, dass ich das nicht persönlich zu nehmen habe.“
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