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Gesellschaft

„#IBMEB – ich bin mein eigener Bodyguard!“

Freitag, 13. April 2018 | Text: David Rösler | Bild: David Rösler

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die Kriminalitätstatistik des Polizeipräsidiums Köln für das Jahr 2017 fällt positiv aus: Ein deutlicher Rückgang der Gesamtkriminalität im Bereich Köln und Leverkusen wurde verzeichnet. Eine Statistik, die Hoffnung macht. Mit den harten Fakten sieht sich jedoch die ALL-AACHT-Martial-Arts Akademie in Köln konfrontiert. Immer mehr Anfragen für ein effektives Selbstschutz-Training für Jung & Alt, Kinder, Jugendliche, Männer & Frauen gehen bei der Akademie auf der Severinstraße ein. Unter dem Motto „#IBMEB – ich bin mein eigener Bodyguard“ luden die Kampfsport- und Selbstverteidigungprofis deshalb zum Tag der offenen Tür ein. Wir von Meine Südstadt waren dabei.

Komm rein, wir beißen nicht!

Finstere Typen und eine angespannte, leicht aggressive Stimmung. Meine Vorstellung über Kampfsportvereine war bisher, sagen wir mal, ein wenig düster. Angekommen in der All-Aacht-Akademie in der Kölner Südstadt, durfte ich aber feststellen, dass es offensichtlich Vereine gibt, die sich sichtlich von denen in Jean Claude van Damme-Action-Filmen abgrenzen. Statt gleich aufs Kreuz gelegt zu werden, wird mir Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen gereicht. Dai Sifu Hendrik Klein, Leiter der Akademie Köln Süd, begrüßt mich freundlich und steht mir gleich Rede und Antwort: Selbstschutz, Women Fight Circle, Business Coaching und jede Menge mehr. An 17 Standorten deutschlandweit bietet der Verband der All-Aacht-Akademien ein breites Angebot für jedes Geschlecht, Fitnesslevel und jede Altersgruppe. Individuelles Einzeltraining kann man ebenso buchen wie wöchentliche Kursangebote in der Gruppe. Verschiedene Ansätze, aber immer auf Grundlage des ALL-AACHT.

Alles ist Acht

Grundlage der Strategien und Werkzeuge des ALL-AACHT ist, dass alle Dinge in diesem Universum auf der Zahl 8 (∞) basieren. Großmeister Birol Barış Özden entwickelte seine eigene Philosophie aus der Kunst des Ving Chun und formte sie zu dem, was sie heute sein soll: Ein Werkzeug für Ordnung, Harmonie und Erfolg. „All es ist Acht, auch in unseren Bewegungen”, erzählt mir Hendrik während er beidhändig und mit präzisen Bewegungen eine Acht in die Luft malt. „Wir wollen die rechte und die linke Gehirnhälfte gezielt miteinander verknüpfen, denn bei den meisten Menschen dient die vermeintlich schwache Seite keinem wirklichen Zweck mehr.” Bei dem Versuch, die vorgegebene Bewegung nachzuahmen, weiß ich sofort, was er damit meint. Völlig unkoordiniert versuche ich die Bewegungen von rechtem und linkem Arm miteinander zu synchronisieren. Ohne großen Erfolg. „Vor allem beim Selbstschutz kommt es darauf an wachsam zu sein, seine Welt aktiv wahrzunehmen”, erklärt mir Hendrik weiter. Neben diversen Techniken und Bewegungen vermittelt die ALL-AACHT-Akademie seinen Schülern deshalb zusätzlich eine besondere Art der Achtsamkeit. Wie das in der Praxis aussehen kann, demonstriert mir Dai Sifu Hendrik mit einem Hamburger Kollegen. Ein Angriff aus dem Nichts. Abwehr, Gegenschlag, Ende- in wenigen Sekunden ist alles vorbei, beeindruckend!

Eine bunte Mischung

So vielfältig wie die Angebote der Akademie sind auch die Teilnehmer der verschiedenen Kurse. Am Tag der offenen Tür begegne ich Frauen mittleren Alters, genauso wie Kindern im Vorschulalter. Viele, die bereits in der Akademie trainieren, haben sich eingefunden und demonstrieren ihr persönliches ALL-AACHT-Programm. Immer wieder kommen aber auch Nichtmitglieder herein und informieren sich. Die Beweggründe, den Schritt rein in die Akademie zu wagen sind dabei meist dieselben: „Ich möchte lernen, wie ich mich vor Angriffen im Alltag wehren kann.” Frauen und Männer sind in gleicher Zahl vertreten. In einer Zeit in der Angreifer immer skrupelloser werden und Gründe für einen Überfall nicht immer rational begründbar sind, ist es für viele ein Anliegen, selbst für ihre Sicherheit sorgen zu können. Es gibt jedoch noch viele weitere Gründe, warum Menschen die Akademie aufsuchen. Disziplin, Fitness oder die Suche nach einer Gemeinschaft können ebenso Antrieb und Motivation sein.

bodyguard

Achtung: Ein wenig robust sollte man schon sein.

Show-Time

Draußen vor der Tür demonstrieren Trainer und Schüler anschaulich, was einen in der Akademie erwartet. Belohnt werden sie immer wieder mit erschrockenen Gesichtern oder anerkennenden Applaus der vorbeilaufenden Passanten. Auch ich werde jetzt zum Teil der Show. Zusammen mit Trainer Peter Mörke gehe ich raus vor die Tür und lerne meine ersten ALL-AACHT-Techniken. Wir beginnen mit der “Situationskampfstellung”. Eine Art die Arme vor sich zu verschränken ohne dabei provozierend zu wirken. Der Clou dabei ist, dass sich aus dieser Stellung heraus blitzschnell reagieren lässt. Greifende und führende Hand, so werden rechte bzw. linke Hand in dieser Position genannt, können innerhalb von Millisekunden nach vorne gebracht werden und Schläge des Angreifers abwehren. Zu dieser Abwehrbewegung zeigt mir Peter ausserdem den “Kick 2”, ein Tritt gegen das Knie des Angreifers, der ihn auf Distanz halten soll. Ich bin erstaunt wie effektiv diese Methode tatsächlich ist. Wenn Armstellung und Tritt richtig sitzen, hat ein Angreifer kaum eine Chance, an mich heran zu kommen. Allerdings kostet es mich eine Menge Konzentration, die Bewegungen fehlerfrei auszuführen. Nach einigen Angriffen von Peter habe ich den Bogen aber halbwegs raus und wir bauen eine weitere Komponente in den Bewegungsablauf ein. Der seitliche Handflächenstoß soll dem Angreifer richtig eine mitgeben. Durch eine spezielle Haltung der Hand und den richtigen Winkel ist ein Abrutschen dabei kaum möglich. Immer wieder knallt meine Hand vor die Schaumstoffpolsterung, die sich Peter vor sein Gesicht hält. Baam, Baam, Baam! Zum Abschluss zeigt mir Peter dann noch einen Ellbogenstoß, welcher zusätzlich in einen Gegenangriff mit eingebaut werden kann. Also immer dann, wenn ein Angreifer in meinen Bereich eindringt (eine Armlänge Abstand) und ich aus der Passivität in einen aktive Rolle wechseln muss. Auch das probieren wir einige Male aus, bis ich dann so langsam nicht mehr kann. Die Übungen sind wirklich ein Ganzkörpertraining, bei dem aber vor allem der Geist Höchstleistungen vollbringen muss. Nass geschwitzt aber echt begeistert beende ich meine kleine Einführung mit Peter, gönne mir an der Theke der Glas Wasser und resümiere den Tag für mich.

Es tut nicht weh

Ist ALL-AACHT was für dich? Die Frage kannst du nur selber beantworten. Für mich war der Tag auf jeden Fall ein tolles Erlebnis. Nette Menschen, vielfältige Angebote und die Erkenntnis sich öfter mal wieder mehr auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, achtsam zu sein. Meine Empfehlung: Geht hin und probiert es aus, es tut auch gar nicht weh! Mehr Infos zu ALL-AACHT und allen Trainingsmöglichkeiten findet ihr hier.

Text: David Rösler

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