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Kultur

„Ich bin keine Kunstfigur“

Mittwoch, 23. März 2011 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Was passiert, wenn ein Arzt zum Komiker geht? Er schreibt ein Kinderbuch. Carola, die unerschrockene Heldin des Buches war im Rahmen der lit.cologne in der Comedia, dabei hatte sie auch Kurt Krömer, Jakob Hein und Manuela Olten. Die haben in einer Stunde, was gelesen, mit dem Publikum eine neue Geschichte erfunden und viel gezeichnet. Danach hat Kurt Krömer sich noch mit „Meine Südstadt“ unterhalten.

 

Glückwunsch und herzliches Beileid!
Wozu jetzt Beileid?
 
Knut ist tot! Und im Teletext der ARD stand heute zu lesen: „Ganz Berlin trauert“. Da werden Sie ja wohl keine Ausnahme machen…
Stimmt. Knut ist tot. Hab´ ich heute auf dem Weg zum Flughafen gelesen. Ach ja, der Knut…Und „Die Flippers“ hatten gestern ihren letzten Auftritt, und die Sonne von Barbados ist für immer untergegangen. Was war jetzt mit dem Glückwunsch?
 

Der gilt natürlich dem ehrwürdigen Grimme-Preis, den Sie ja nun endlich verliehen bekommen, nachdem Sie bereits fünfmal nominiert waren. Erfreut, dass es nun doch noch geklappt hat oder ein bisschen traurig, weil der alljährliche Running Gag „Kurt Krömer bekommt ihn wieder nicht“ damit durch ist?
Stinksauer bin ich, weil mir jetzt eine Nummer in meinem Soloprogramm fehlt, in der ich mich über die regelmäßigen Nominierungen lustig mache. Scherz beiseite: Natürlich freue ich mich und fühle mich geehrt. In dieser Stimmung werde ich am 1. April nach Marl fahren und mir die Trophäe abholen.
 

Kurt Krömer und Jakob Hein

Schon irgendeine Idee, wie man nach Marl kommt?
Ehrlich gesagt, nicht. Aber das liegt doch hier irgendwo in der Nähe oder? Ich will jetzt nicht das böse Wort Düsseldorf sagen, aber von da müsste es doch nicht weit sein.
 

Für Berliner kann man `Düsseldorf ´ durchgehen lassen. Ansonsten liegt Marl eher zwischen Recklinghausen und Münster…
Ach was…
 

Und kaum haben Sie endlich den Grimme-Pokal, hören Sie mit der Sendung, für die Sie geehrt werden, auf. Derzeit läuft die letzte Staffel von „Krömer – Die internationale Show“. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist?
Zugegeben, das sieht nach System aus. Früher hatte ich das Format „Bei Krömers“ und als ich damit Schluss gemacht habe, gab´s prompt den Deutschen Fernsehpreis dafür. Und nun bei Grimme dasselbe. Schon merkwürdig. Vielleicht sollte ich nur noch Sendungen mit einer Folge machen. Aber der Grund für Ende meiner jetzigen Show ist schlicht, dass ich nach fünf Jahren einfach mal wieder Lust habe, was anderes zu machen. Besser aufzuhören, wo die Leute noch sagen „Ist ja schade und hoffentlich kommt er bald wieder“.
 
Also haben Sie schon ein fertiges Konzept für eine neue Sendung in der Schublade?
Nö, hab´ ich nicht. Ich mache da jetzt nicht den Howard Carpendale und kündige meinen Rückzug an, um schon kurz darauf zu sagen, „Hallo, da bin ich wieder!“. Wenn ich mir ein paar neue Schweinereien ausgedacht habe, gehe ich zum RBB und frage, ob da mal wieder was zu machen wäre.
 
Aber bei der Figur „Kurt Krömer“ wird es bleiben?
Was heißt hier Figur? Ich bin Kurt Krömer!
 
Also auch abseits der Bühne?
Na, klar. Ich habe mir den Künstlernamen 1993 zugelegt, als ich noch meine ersten Gehversuche als Komiker in Berliner Clubs gemacht hab´, weil meinen Geburtsnamen kaum jemand aussprechen oder sich merken konnte. Ich bin jedenfalls keine Kunstfigur. Natürlich spiele ich in meinen Shows eine Rolle, und trage da etwas spezielle Klamotten. Aber der Krömer im Fernsehen unterscheidet sich von dem Krömer im Alltag weit weniger, als viele Zuschauer glauben.
 
Also anders als bei Atze Schröder, der nur in Maskerade in der Öffentlichkeit auftritt und jedem eine Klage androht, der seinen echten Namen irgendwo veröffentlich.  
Das soll jeder handhaben, wie er möchte. Über private Sachen rede ich aber auch nicht. Ansonsten werde ich auf der Straße problemlos erkannt und angequatscht. Ist mir heute in Köln schon zweimal passiert. Im September letzten Jahren war ich für mehrere Wochen hier und da hat mich kein Schwein erkannt. Ich glaube, ich hab´ da gerade einen Lauf.
 
Sie haben inzwischen auch auf Theaterbühnen gestanden und in Filmen mitgespielt und jetzt auch noch als Co-Autor Kinderbuch „Gute Nacht, Carola“ geschrieben. Wollten Sie unbedingt in einer Reihe mit Madonna und Paul McCartney stehen?
Wieso das jetzt?
 

Weil die auch Kinderbücher geschrieben haben…
Echt? Wusste ich gar nicht. Die Initiative zu dem Buch ging gar nicht von mir aus. Ich hatte in meinem alten Bühnenprogramm eine Dialog-Nummer und nach einer Vorstellung ist Autor Jakob Hein auf mich zugekommen und meinte, daraus ließe sich mit ein paar Änderungen ein Kinderbuch machen. So ist es dann passiert und es war durchaus eine schwierige Übung für mich. Wenn ich für Erwachsene schreibe, weiß ich, was ich tun muss, um die zum Lachen zu bringen. Aber Kinder funktionieren da völlig anders.
 
Haben Sie so etwas wie ein Lieblingsbuch aus Ihrer eigenen Kindheit?
Ja, „Tomte Tummetott“ von Astrid Lindgren. Das habe ich mir neulich nach fast 30 Jahren noch einmal gekauft. 

 

Kurt Krömer, 1974 geboren als Alexander Bojcanin in Berlin, tingelte nach abgebrochner Lehre zum Herrenausstatter zunächst als Comedian durch die örtlichen Clubs, legte sich 1993 seinen Künstlernamen zu und bekam zehn Jahre später seine erste Fernsehshow im RBB. Nach diversen Nachfolge-Formaten brilliert der Mann mit der Hornbrille und dem Faible für etwas andere Klamotten zur Zeit im Ersten donnerstags zu nachtschlafener Zeit mit der offensiv schrägen Personality-Revue „Krömer – Die internationale Show“. Wofür Kurt Krömer in der nächsten Woche mit dem deutschen Fernseh-Oskar, dem Adolf-Grimme-Preis, ausgezeichnet wird. Darüber hinaus gastiert der bekennende Neuköllner als Schauspieler auf Theaterbühnen und in Spielfilmen. Mit „Gute Nacht, Carola“ hat er unlängst als Co-Autor zusammen mit Jakob Hein und der Illustratorin Manuela Olten sein erstes Kinderbuch verfasst.

 

Das Gespräch mit Kurt Krömer führte Reinhard Lüke am vergangenen Sonntag im Anschluss an die Präsentation des Buches im Rahmen der lit.Cologne in der Comedia.

Text: Reinhard Lüke

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