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Kultur

Ich mach‘ alles, wozu ich Lust hab

Dienstag, 29. November 2016 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Sagt Rochus Aust, international renommierter Trompeter, Klangkünstler und neuerdings Kurator von „Kunst im Turm“ an der Lutherkirche. Auf diese Aufgabe hat er offensichtlich Lust. Er tritt das Erbe von Hermann Vogel an, der knapp zwanzig Jahre lang die Kunst an der Lutherkirche betreut hat und der sich mit seiner letzten Ausstellung „God is dead Is lam“ nun verabschiedet.

 

Ich treffe Aust auf dem kleinsten Weihnachtsmarkt Kölns, und wir schauen am Turm hoch, an dessen Fassade er lange, sich spreizende gelbe Rohre angebracht hat. Von ziemlich weit oben ragen sie in den Hof, enden an Pergolen und Mauern. „Und das ist also der Stern Bethlehems bzw. dessen Strahlen?“ frage ich ihn bei einem Glas Glühwein. „Ja, wer das darin sehen mag, ok!“ antwortet Rochus Aust, dessen Klanginstallation den Advent in der Lutherkirche künstlerisch begleitet. „Man kann es auch als gelbe Krake interpretieren.“ wende ich ein, „Na klar, auch möglich“ meint er entspannt.

 

Scheinbare Begegnung zweier Planeten=Konjunktion

In Austs Kunstwerk KONJUNKTION ACHT werden in die Röhren vom Turminneren aus täglich und per Hand Kugeln in bestimmter Reihenfolge eingeworfen – landen sie am Ende des Rohres unten, erzeugen sie einen Klang, ähnlich dem eines Xylophons und alle zusammen bilden eine Melodie – die erste Zeile des Chorals „Wie soll ich Dich empfangen, und wie begegn ich dir?“ In stilleren Momenten werden die Weihnachtsmarktbesucher das hören können. „Ich finde es ganz gut, dass das nicht zu angekündigten Terminen passiert. Das muss man erst mal wahrnehmen so auf Dauer. Die Leute, die heute hier sind, die kommen auch wieder, ganz bestimmt. Und irgendwann wird das wahrnehmbar, dann hören das alle“, ist der Musiker überzeugt.

 

Neues Spiel mit Glocke

Den Job als Kurator hier nehme er wahnsinnig gern an, das passe klasse zu seinen anderen Aktivitäten, Touren und Installationen. Und dahingehend wolle er auch die Kunst im Turm steuern: Mehr in Richtung Klangkunst. Natürlich aber werde er erstmal alles an Ausstellungen realisieren, was sein Vorgänger Hermann Vogel schon in Absprache mit Künstlern für 2017 geplant habe. Es sei ihm wichtig, da verlässlich zu sein. Und er freue sich dann auf die Möglichkeiten, hier was zu gestalten, zu entwickeln.

 

 

„Muss man sich mal vorstellen, hier hat man ja ganz irre Möglichkeiten, mit den beiden neuen Glocken sind ja zwei Wahnsinns-Instrumente da oben im Turm. Und der Turm überhaupt – da kann man rund um die Uhr Krach machen, das gibt es sonst nirgends in Köln“ schwärmt Rochus Aust, der in den letzten beiden Jahren mit seinem 1. Deutschen Stromorchester weltweit auf Tournee war und Musik gemacht hat, von und mit Maschinen komponiert und erzeugt.

 

Heiligabend: Alles da!

Dass er mit der Kunst im Turm eine dauerhaft an ein Haus gebundene Aufgabe annimmt, freut ihn sichtlich „Ich habe ja in den vergangenen Jahren immer schon hier zu besonderen Anlässen was gemacht, etwa die Karfreitagsmessen musikalisch gestaltet, ich kenne den Laden also. Die Menschen hier lassen mir sehr viel Freiheit und das ist toll“ findet er. Ein bisschen schmunzeln muss er aber dann doch darüber, dass er als gebürtiger Kathole und bekennender Kirchen-Skeptiker -„also die Firma Kirche ist nicht mein Ding“- jetzt Teilnehmer des Traditions-Programms „Kirche fördert Kunst“ ist, „denn das machen Hans Mörtter und Co natürlich: die Kunst fördern.“ Ja, neben dem, was eines Pfarrers Kerngeschäft ist, macht der Pfarrer der Luthergemeinde unter anderem auch das.

Und an Heiligabend leuchtet dann auch Rochus Austs Stern von Bethlehem am Turm. Ob es seinerzeit bei Christi Geburt der Halleysche Komet war oder eine Nova oder gar menschliche Einbildung: In jedem Fall hat man den Stern als Wegweiser gedeutet, damals wie heute. „Und am 24. ist dann eben alles da: Licht, Ton, Jesus“.

 

 

Text: Judith Levold

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