Ich möchte zeigen, was ich kann und wer ich bin.
Freitag, 16. Februar 2018 | Text: Alida Pisu | Bild: Oliver Köhler
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Er nennt sich Sylver, ist gerade mal fünfzehn Jahre alt, geht noch zur Schule und fiebert einem aufregenden Ereignis entgegen: seiner ersten eigenen Ausstellung. Vernissage ist am Samstag, dem 17. Februar um 19 Uhr. Meine Südstadt hat sich mit dem jungen Künstler unterhalten.
Meine Südstadt: In deinem Alter überlegt man meistens noch, was man mal werden möchte. Aber du arbeitest schon künstlerisch, wie bist du zur Malerei gekommen?
Sylver: Zeichnen und Malen habe ich schon immer geliebt. Ich kam vier Wochen zu früh auf die Welt und musste später in alle möglichen Therapien, weil vieles noch nicht so gut funktionierte. Und in diesen Therapien musste ich oft auch malen. Dazu kommt, dass meine Großeltern Kunstliebhaber sind. Immer, wenn ich bei ihnen war und gequengelt habe, hat mich mein Opa auf den Arm genommen und mir die Bilder gezeigt. Und dann war ich still und habe sie betrachtet. Es war abstrakte Kunst, ich fand die Muster und Formen toll. Im Kindergarten fing es dann richtig an. Da stand ein Tisch mit genügend Papier, und ich habe dort mit meinen Freunden gemalt. Später habe ich das „Atelier artig“ für Kinder und Jugendliche besucht, für wenig Geld hatte ich dort die Möglichkeit, viel mit Farben auf Leinwand zu malen, man konnte dort auch mit Ton arbeiten. Das hat mich geprägt.
Meine Südstadt: Wenn du beim Betrachten von Bildern ruhig wurdest, hast du ja als Kind schon die Erfahrung gemacht, dass Kunst Gefühle beeinflussen kann. Drückst du deine Gefühle auch künstlerisch aus?
Das Bild aus der Farbe ziehen
Sylver: Zum einen entspannt mich Malen. Zum anderen sehen meine Bilder so oder so aus, je nachdem, wie ich mich fühle. Ich experimentiere, klatsche Farben auf die Leinwand, je nach Stimmung und dann gucke ich, was ich darin finde. Manchmal sehe ich Mimik, manchmal auch Gegenstände und daran sehe ich, wie ich mich gefühlt habe. Mal verspielt, mal traurig. Ich ziehe es quasi aus der Farbe und mache es dann erkennbarer. Was ich auch so toll finde, wenn ich mal nachfrage, z. B. bei Freunden: jeder sieht in meinen Bildern etwas anderes, das ihn berührt, auch von der Stimmung her. Ich möchte nicht, dass man auf einem Bild zu viel auf den ersten Blick sieht. Es soll nicht wie ein Foto sein, auf dem man alles perfekt erkennt, sondern komplett bunt wie eine Traumwelt, in der man Dinge entdecken kann. Aber so, dass es noch spannend ist.
Meine Südstadt: Worum geht es dir beim Malen? Möchtest du eine Stimmung oder bestimmte Wirkung auslösen?
Sylver: Erstens möchte ich zeigen, was ich kann und bin. Ich möchte mir quasi einen Namen machen. Mir geht es nicht um Geld oder Fame, nur darum zu zeigen, was ich kann. Es ist schwer zu erklären, was ich genau mit einem Bild auslösen möchte. Malen macht mir Spaß, und ich möchte, dass andere Menschen daran teilhaben. Dass sie ein Gefühl dafür kriegen und in das Bild eintauchen.
Meine Südstadt: Du malst nicht nur eigene Bilder, du überarbeitest auch fremde Bilder, sprich du setzt dich mit etwas Vorgegebenem auseinander.
Sylver: Ich sehe zum Beispiel auf der Straße alte Bilder im Sperrmüll, manche gerahmt, manche ungerahmt. Ich bearbeite sie – aber nicht, indem ich sie verändere, sondern indem ich sie übermale. Man kann zwar im Hintergrund noch ein paar Sachen vom alten Bild sehen, aber ich greife jetzt nicht das alte Motiv auf und arbeite weiter daran.
Meine Südstadt: Was reizt dich daran? Machst du es einfach so oder sagst du: ich setze auf das Alte etwas Neues drauf?
Sylver: Ich mache es einfach so. Ich habe einen Kunstlehrer, der sagt immer: „Es ist gut, was du machst, aber du brauchst ein Konzept.“ Ich habe schon ein Konzept, wie ich mit den Bildern male, aber so richtig ein Thema für alle Bilder habe ich nicht. Ich mache immer wieder was anderes, immer andere Formen.
Meine Südstadt: Hör auf deinen Kunstlehrer, der kennt den Weg zum Geld und zum Fame, auch wenn es dir nicht darum geht! (Sylver lacht) Was erwartet die Besucher der Ausstellung?
Sylver: In der Ausstellung sind viele Bilder zu sehen und drei Skulpturen.
Ich strenge mich an
Meine Südstadt: War es dein eigenes Bedürfnis, die Werke auszustellen?
Sylver: Letzten Oktober hat Alexander Maikowski seine Ölgemälde eine Zeitlang in den Räumen am Ubierring ausgestellt. Das habe ich gesehen und mich bei Ela (Mieterin des Ladens und Inhaberin von Tante Skäte, Anm. der Red.) erkundigt, ob ich dort auch ausstellen kann, und das zu einem Preis, den ich mir leisten kann (lacht). Dann habe ich das organisiert, und seit sechs Wochen plane ich meine erste Ausstellung. Ich strenge mich sehr an, damit alles perfekt läuft. Das Plakat habe ich auch entworfen.
Meine Südstadt: Wo entstehen deine Bilder denn?
Sylver: Ich habe ein ganz kleines Atelier; ein Gartenhäuschen mit einem Schreibtisch, auf dem ich zeichnen und einer Staffelei, auf der ich malen kann. Dort arbeite ich jeden Tag. Obwohl es im Winter nervig ist, wenn ich nachts nicht schlafen kann, in den Garten zu gehen und warten zu müssen, bis die Heizung im Häuschen warm wird. Das mache ich manchmal trotzdem, wenn ich zu viele Gedanken im Kopf habe. Ich male mir Gedanken aus dem Kopf raus.
Meine Südstadt: Du kannst gut mit dir umgehen und umsetzen, was dich bewegt!
Sylver: Ich habe künstlerische Gene. Meine Oma kann super zeichnen, nutzt es aber nicht, weil sie sich nicht vorstellen kann, damit etwas anzufangen.
Meine Südstadt: Umso mehr kannst du was mit deinem Talent anfangen! Danke für das Gespräch.
Sylvers Ausstellung ist zu sehen in den ehemaligen Räumen von Grümmer Moden, Ubierring 23, 50678 Köln.
von Sonntag, 18. Februar, bis Sonntag, 25. Februar, täglich von 10 Uhr bis 16 Uhr. Vernissage ist am Samstag, 17. Februar, von 19 Uhr bis 21 Uhr.
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