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Gesellschaft Politik Umwelt

Im Rausch der Ideen

Dienstag, 11. Oktober 2011 | Text: Judith Levold | Bild: Neuland/ Fotomontage Designwork

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Sonntag war er plötzlich da, mein innerer Schweinehund. „Bleib zuhause, es geht auch ohne dich“, sagte er, und beinahe hätte ich auf ihn gehört, müde, in Ausruhstimmung und genervt vom für nachmittags angesagten Regen, wie ich war. „Es geht nicht“, erwiderte ich, „wir von Kölner Neuland e.V. haben  eingeladen – da muss ich hin“. Ich schwang mich aufs Rad, fuhr zur Brache – und konnte wieder mal erleben, was man schaffen kann, wenn man seinen inneren Schweinehund hinter sich lässt…

 

Gekommen sind trotz ungemütlichen Wetters rund fünfzig Menschen ganz verschiedenen Alters, Herkunft und Beschaffenheit. Wir wollten mit ihnen Ideen notieren, die den auf der Domgärten-Brache geplanten gemeinschaftlichen Bürgergarten betreffen.

 

Was stellen sich die Leute vor, wie wollen sie beim Gärtnern mitmachen? Was wünschen sie sich für Infrastruktur und Gestaltung auf der Fläche? Neben den Grundideen, die unser Gartenkonzept ohnehin schon beinhaltet. Wissen sie schon, was eine Beetpatenschaft ist? Wie sie unseren bzw. dann ihren Gemeinschaftsgarten unterstützen können? Wie geerntet werden kann und was das ungefähr kostet?

Es kam einiges zusammen – auf Zettel wurde notiert, auf eine improvisierte Flipchart-Variante (übrig gebliebene, laminatbeschichtete Sperrholzwand) geheftet. Beim Sortieren kristallisierten sich schnell Prioritäten heraus, doch auch exotische Vorschläge fanden ihren Weg in die Diskussion. Viele Gespräche am Rande, viel Erläuterungen, was Neuland will und was Gemeinschaftsgärtnern im urbanen Raum bedeuten kann.

Fast alle Ideenspender des anregenden Nachmittags wollen:

Obstbäume

Kompost
Kräuter
Tomaten
Umweltbildung
Interkultur
Kaffetrinken
Klo.

Von den obligatorischen infrastrukturellen Aspekten wie Wasserversorgung, Erschließung, Gerätecontainer, Container-Vereinslokal, Stromversorgung, Container-Lehrküche für Workshops etc. abgesehen, schafften es amüsanterweise die Hühner auf Platz eins der Wunschliste – da sieht man mal, wie vielen Leuten die Legebatterie-Eier widerstreben. Wir werden die Machbarkeit eines Hühnerhaltungsprojekts prüfen, versprechen jedoch nichts.

 

Das gilt auch für die Umsetzung vieler andere Einfälle, die teilweise als eigene Projekte laufen könnten und die die Idee des Urban Gardening für unseren Verein einfach überfrachten würden: Wir wollen Gärtnern. Gemeinsam mit allen, die dazu Lust haben oder denen wir mit Workshops und Fortbildung und Treffpunkt und wohnortnaher Lebensmittelversorgung und Frischluftarbeit und Leckerem Lust darauf machen können. Da ist jeder willkommen.

Zunächst aber wollen wir die Voraussetzungen schaffen, um dort, auf der Brache, eine zeitlang gärtnern zu können, und das macht richtig Arbeit. Einen Teil der Arbeit wollen uns Studenten um FH-Dozent Jürgen K. Wulfkühler abnehmen. Heute Nachmittag begeht er mit einer Gruppe die Brache, wir formulieren unsere Bedarfe und die Studenten beginnen dann mit einer Infrastruktur-Planung  – Landschaftsgestaltung, Beet bzw. Pflanzkästen-Felder, Erschließung, Energieversorgung etc. – dazu werden sie uns im Rahmen ihrer Semesterarbeiten dann Vorschläge unterbreiten.

 

Studierende der Köln International School of Design (KISD), der Richtung Ökologie&Design, regten am Sonntag außerdem an, sich doch mit der Gestaltung eines Pflanzbehältnisses zu befassen – nicht verrottbar, leicht zu bewegen etc.

Ich bin zufrieden, als ich mit eiskalten Fingern durch den peitschenden Regen ins Café fahre, um von dort samt Kuchen heim zu meinen Süßen zu gehen – zum Backen war keine Zeit mehr.

 

Aber: So viele Menschen, die mitmachen wollen und engagiert über Kölner NeuLand nachdenken – das ist toll. Nur so können wir einer sinnvollen und Spaß machenden Nutzung der Brache den Weg ebnen. Bleiben wir dran!

 

Danke, Leute!

 

 

Judith Levold ist im Vorstand des Kölner NeuLand e.V. i.Gr., der die Zwischennutzung für einen Teil des Geländes Dombrauerei-Brache beantragt hat und dort einen Gemeinschaftsgarten plant.
 

Infos:

Im Laufe der Woche werden Ideen-Bewertungen des Workshops weiter ausgewertet. Ihr findet erste Ergebnisse ab sofort im Blog von Kölner NeuLand

NeuLand auf Facebook: NeuLand, gemeinnützige Organisation

NeuLand auf Twitter: @NeuLandKoeln

Text: Judith Levold

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