„Integration ist nicht immer einfach“
Dienstag, 6. September 2016 | Text: Tamara Soliz | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Sylvia Löhrmann informierte sich über den Gemeinschaftsgarten als außerschulischen Lernort und über seine Projekte mit Flüchtlingen.
„NeuLand“ ist zunächst ein Gemeinschaftsgarten. Aber „NeuLand“ ist nicht zuletzt auch ein „außerschulischer Lernort“. Davon, wie der funktioniert, machte sich Sylvia Löhrmann, Schulministerin in Nordrhein-Westfalen und stellvertretende Ministerpräsidentin, ein Bild bei einem Besuch vor Ort. Begleitet wurde sie von Sven Lehmann, Vorsitzender der nordrhein-westfälischen Grünen, und der grünen Ratsfrau Marion Heuser. Neben dem „außerschulischen Lernort“ galt das zweite Augenmerk der Delegation der Integrationsarbeit mit Flüchtlingen, die auf „NeuLand“ geleistet wird. Nach einem Rundgang über das Gelände mit kurzen Statements der NeuLänder Judith Levold und Stefan Rahmann zur Geschichte des Geländes, zur Struktur des Gartens und einem Ausflug zu den Bienenkästen berichtete Marlies Kreutzer vom „Gartenclub“, den sie mit einigen anderen Frauen ins Leben gerufen hat.
Im Club trefen sich regelmäßig mehrere Roma-Kinder aus der Einrichtung an der Koblenzer Straße, um auf NeuLand einige Beetkisten zu bewirtschaften. Und auch mal Müll aufzusammeln. „Das ist nicht immer einfach“, erzählte Kreutzer der Ministerin. Respekt und Disziplin gehörten nicht zu den Stärken der Kinder, die allesamt Kölner Schulen besuchen. „Deshalb treffen wir uns immer freitags am späteren Nachmittag. Dann haben alle Zeit.“ Vor kurzem hätten es die Kinder übertrieben und sogar eins ihrer Beete zerstört. Nach der Drohung, den Club aufzulösen, habe bei den Kindern aber ein Umdenkungsprozess begonnen. „Sie haben gemerkt, wie viel ihnen der Club bedeutet. Und sie haben förmlich darum gebettelt, mit uns weiterzugärtnern“, sagte Kreutzer. Und so wird es weitergehen.
Andrea Harrenkamp von „NeuLand“ traf die Ministerin auf dem Weg zum Ernten. Sie kocht regelmäßig im Gemeinschaftsgarten mit Flüchtlingen und war auf der Suche nach Tomaten. „Vor allem im Ramadan waren abends viele Flüchtlinge hier und haben ihr Essen gekocht. In dem Containerdorf an der Alteburger Straße wird das Essen von einem Catering-Unternehmen geliefert. Das ist nicht immer nach dem Geschmack der Bewohner und Bewohnerinnen“, berichtete Harrenkamp.
Weiter ging es zur „Faradgang“. Die hat in einem Container auf NeuLand ihre Werkstatt und „möbelt“ alte, gespendete Fahrräder auf. In Zusammenarbeit mit Flüchtlingen werden die Räder fahrtüchtig gemacht. Anschließend bekommen die Flüchtlinge sie geschenkt. Luitwin Fritz von der „Faradgang“erzählte der Ministerin von dem Ansturm von Flüchtlingen, dem sich die „Gang“ bei ihren samstäglichen Schraubertagen ausgesetzt sah.
Schon am frühen Morgen hatten sich Interessenten eingefunden. Mittlerweile hat die „Gang“ ein Losverfahren entwickelt, um der Sache Herr zu werden. „Fahrräder sind für die neuen Besitzer ein Stück Freiheit“, weiß Fritz. aber es geht noch mehr. Ein Flüchtling aus dem Irak hilft regelmäßig beim Schrauben und auch beim Übersetzen zwischen den Schraubern und den Flüchtlingen. Nicht zuletzt wegen der Fürsprache der „Faradgang“ hat dieser Iraker einen Ausbildungsplatz beim TÜV bekommen. „Mehr Integration geht nicht“, sagte Löhrmann. Voll des Lobes für die NeuLänder war Sven Lehmann: „Es sind Menschen wie diese, die aller gesellschaftlichen Hetze trotzen und sich für andere engagieren. Und es sind Projekte wie diese, die Köln so lebenswert machen.“ Da nickte die Ministerin zustimmend und übernahm mit Lehmann gleich mal die Patenschaft für zwei Beetkisten.
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