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Kultur Politik

„…ist doch richtig, dass ich´s bekommen habe.“

Donnerstag, 1. Juli 2010 | Text: Gastbeitrag | Bild: Fulvio Zanettini

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Am Donnerstag bekam die Theatermacherin Ingrid Berzau, gemeinsam mit Dieter Scholz an der Spitze des Kölner Freien Werkstatt Theater, das Bundesverdienstkreuz verliehen – von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers höchst persönlich in der Düsseldorfer Staatskanzlei.

Und so ist mächtig was los im Zugweg Nr. 10 an diesem Sommerabend. Viele Menschen kommen ins Foyer und wollen Ingrid Berzau zu dieser Auszeichnung gratulieren, mit ihr feiern, für sie singen. Lässig und ohne viel Förmlichkeiten oder VIP-Getue treffen sich hier Schauspieler, Dramaturgen, Mitglieder des Altentheaterensembles, Nachbarn aus dem Haus, Freunde, Familie, Vertreter des Kulturamtes, des NRW-Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration und viele mehr.

Sichtlich gerührt begrüßt sie jeden Gast per Handschlag, erwähnt in ihrer schön kurzen Auftaktrede die meisten namentlich und gibt dann unter großem Gelächter und Beifall zum Besten, wie es war, als sie vor Wochen der Brief aus der Staatskanzlei erreichte. Das klinge nicht gut, meinte sie damals, sie befürchtete, es handele sich um eine Mitteilung zur Kürzung von Geldern, doch als sie die erste Zeile, „Ich freue mich, dass…“ gelesen habe, habe sie sich schon entspannt und den Rest zunächst  nur flüchtig diagonal gelesen. Nach mehrmaligem Studium der Zeilen erst habe sie begriffen, dass SIE selbst das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekommen sollte. Und so kam es dann am 1.Juli dazu, „dass ich eine Auszeichnung bekomme, von einem, der nicht mehr ist was er war (Ex-Bundespräsident Horst Köhler, Anm. der Red.), verliehen von einem, der bald nicht mehr sein wird, was er ist (NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Anm. der Red.).“
Und auch wenn sie keine rechte Verbindung zu Orden und Dekorationen habe, sei sie doch ein wenig stolz, fühle sich ein bisschen bestätigt.


Meine Südstadt: Was hat diese Auszeichnung mit Ihnen zu tun?

Ingrid Berzau: Ich verstehe das als Ermutigung, als Anregung, sich zu engagieren und insofern ist es doch richtig, dass ich´s bekommen habe. Was wir hier machen ist schon was Besonderes, die Verbindung von verschiedenen Generationen, von unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, das Beschäftigen mit sozialen Unterschieden. Das hat mich schon als Kind bewegt, da bin ich auch urdemokratisch erzogen.

Meine Südstadt: Beflügelt Sie das?

Ingrid Berzau: Mich rührt es viel mehr, dass so viele finden, ich hätte das verdient. Ich persönlich werde mich durch diesen Orden keinen Deut verändern.


Meine Südstadt: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit die größte Freude?

Ingrid Berzau: Dieses Offensein, die Offenheit gegenüber anderen Menschen. Ich kann diese Chance, diese Möglichkeit, die in dieser Arbeit liegt, wunderbar nutzen. Und eine Botschaft zu haben, zu wissen, wofür man das macht. Geld ist mir wurscht, Ich bin mein eigener Motor und alles, was man gibt, da bekommt man auch etwas.

Meine Südstadt: Lag bei der Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz der Schwerpunkt in der Begründung auf Ihrem Engagement mit dem Altentheater seit Mitte der 80er Jahre?

Ingrid Berzau: Ja, das war schon ein Schwerpunkt, aber es ist komplexer. Die Einbettung der Altentheaterarbeit in einen Profitheaterbetrieb, die Organisation von Fachtagungen wie dem Welt-Altentheaterfestival 1999, die Stärkung von Kölns KTheaterkultur durch politische Projekte, Stücke, mit denen wir uns einmischen, der Dialog zwischen Alten und Kindern oder Jugendlichen – das alles wurde im Begründungstext gewürdigt.

Meine Südstadt: Wofür würden Sie selbst sich auszeichnen?

Ingrid Berzau: (zögert ein wenig, Anm. der Red.) Für einen gewissen Mut, ja. Und für meine Lebensfreude – obwohl ich mich ja immer wieder gerne mit eher schweren, düsteren Themen befasse.

Meine Südstadt: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Frau Berzau springt auf, denn es geht weiter – kein Theater ohne Theater und so dürfen alle Platz nehmen und eine ganz persönliche Ingrid-Berzau und das Freie Werkstatt Theater-Diashow genießen, auch mit  Bildern von den ersten Altentheaterstücken – einige der damaligen Ensemblemitglieder sind unter den Gästen.
Die 58jährige Kölnerin Ingrid Berzau ist in ihrem Element, als sie das Werden dieses Theaters und ihrer eigenen Arbeit „die bei mir extrem eng mit meinem Leben verbunden ist“ unterhaltsam im gefühlten 50° heißen und proppevollen Saal Revue passieren lässt. Ganz Herzlichen Glückwunsch!!

Judith Levold

Text: Gastbeitrag

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