Johanneshaus und Corona: Nie die Pforte geschlossen
Montag, 10. Januar 2022 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
„Hier sind mehr als 90% der Bewohner und Mitarbeitenden geimpft!“ sagt Albert Becker, Chef des Johanneshauses in der Annostraße.
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Ralph Ley – SteuerberaterIch besuche ihn kurz vor Weihnachten, weil ich wissen will: Wie klappt es eigentlich in einer solchen Einrichtung mit dem Coronaschutz, dem Impfen, den Masken usw.
„Während der Pandemie ist Zeit Mangelware. Und alles kommt zum Alltagswahnsinn einfach noch dazu“, konstatiert Becker, der seit mehr als 30 Jahren das Johanneshaus, Wohnheim und Gemeinschaftseinrichtung für ehemals Wohnungslose, aber auch Anlaufstelle für aktuell obdachlose Menschen von der Straße, leitet.
Nähe zu Vertrautem ist wichtig
Etwa 200 Bewohner leben in dem Block an Wohn- und Versorgungsgebäuden zwischen Annostraße, Severinsmühlengasse und Im Ferkulum. Erst kürzlich hat der Johannesbund durch Neubau auf dem eigenen Gelände und Umwandlung der Kapelle und der früheren Papierwerkstatt mehr als 40 neue kleine Wohnungen geschaffen. „Wir suchen natürlich immer auch im Veedel kleine Mietwohnungen. Wohnungslose haben ja bei der aktuell so angespannten Wohnungsmarktlage im Grunde keine Chance“, so Becker weiter. Und Viele bräuchten auch in der Selbstständigkeit mit einer eigenen Wohnung noch die „Nähe zum Haus, die Kontakte“.
Ins Johanneshaus ist schon Anfang Dezember das mobile Impfteam des Gesundheitsamtes gekommen, um dort zu boostern. „Die Notaufnahme und auch Kleiderkammer bergen natürlich ein gewisses Gefahrenpotenzial“, erklärt Becker. Denn diese Angebote nutzen vornehmlich obdachlose Menschen, die ohne sozialhilferechtliche Ansprüche hier leben.
Ab 18 Uhr können sie in der Notaufnahme des Johanneshauses unterkommen, sich duschen, am nächsten Morgen ein Beratungsgespräch wahrnehmen, ihre Kleidung waschen, oder auch in der Kleiderkammer neue Kleidung erhalten.“ Das sind natürlich keine nachhaltigen Hilfen, das ist humanitäre Notfallhilfe“, sagt Becker und wirkt dabei nur ein ganz kleines bisschen resigniert.
Denn überzeugt arbeitet er seit Jahren mit Männern mit Suchterkrankung, psychischen Problemen, Obdachlosigkeit. „Es sind so viele Leute verelendet“, weiß er aus Erfahrung. Und Obdachlosigkeit nimmt zu, liest man die Jahresberichte der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V.
Hier im Innenhof an der Annostraße sitzen ein paar Bewohner unter einem Zeltdach, erzählen miteinander, rauchen. Fast alle sind geimpft, und generell bietet das Johanneshaus, für Not-Besucher und Bewohner gleichermaßen, ärztliche Betreuung. Als ich mit Albert Becker aus seinem Büro vorbei an Gruppentherapieräumen Richtung Pforte gehe, begegnen wir Ärztin und medizinischer Fachangestellter auf dem Weg nach draußen – das Team vom mobilen medizinischen Dienst kommt jeden Vormittag ins Haus.
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Stadtgeschichten Köln – Besondere Stadtteilführungen„Klar hatten wir auch positiv Getestete, auch mit Quarantänen. Dafür haben wir dann Einzelzimmer und die Leute bekommen das Essen gebracht“, erzählt der Einrichtungsleiter. Auch Corona-Fälle trotz Impfungen habe man gehabt, aber niemals habe man in der ganzen Zeit die Türen des Johanneshauses geschlossen, die Angebote eingeschränkt.
„Natürlich haben wir Schulungen hier als Belegschaft vom Gesundheitsamt bekommen, was Schutzkleidung, Müllentsorgung usw betrifft.“ Und natürlich ist der Speisesaal umgestaltet und luftiger geworden, hier tragen alle in den Gemeinschaftsräumen Maske, „Denkst Du dran: Am Samstag um 11 Uhr hole ich Dich ab, die impfen vor der Severinskirche. Treffen wir uns hier, ok?“ höre ich beim Verlassen des Johanneshauses im Gang zur Pforte eine Sozialarbeiterin zu einem Bewohner oder Besucher sagen – noch mehr reden mit den Leuten, das ist wichtig in dieser, der Corona-Zeit…
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