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Kultur

Kein Gaudibursch, der Fitz

Montag, 23. April 2018 | Text: Reinhard Lüke | Bild: photowings / Agentur Reisinger

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Klar, Michael Fitz kennt man. Von der Leinwand und aus dem Fernsehen. Seit Mitte der 80er Jahre hat der 59jährige für eine Vielzahl von Produktionen vor der Kamera gestanden. U.a. spielte er 15 Jahre lang den lässigen Assistenten Carlo Menzinger im BR-“Tatort“. In jüngerer Zeit ist Michael Fitz regelmäßig in der ZDF-Reihe“Die Toten von Salzburg“ und (viel zu selten) in den herrlich schrägen „Hattinger“-Krimis zu sehen. Neben seiner Schauspielerei hat der gebürtige Münchener schon immer Musik gemacht und bis heute rund 15 Platten eingespielt. Zunächst mit Band und hochdeustchen Texten, aber seit zehn Jahren ist er als klassische One-Man-Band mit seinen Gitarren und oft melancholisch-selbstironischen Songs in bayrischer Mundart unterwegs. Am 27. April macht er um 20 Uhr 30 in der Comedia Station. Reinhard Lüke hat ihn schon vorher gesprochen.

Wissen Sie, wo Sie den Abend des 20. April 2020 verbringen werden?
Auf Anhieb nicht…

Im Dr. Ernst-Hohner-Konzerthaus Trossingen. Sagt jedenfalls Ihr Tour-Plan.
Aha. Danke. Dann weiß ich jetzt Bescheid.

Sind Sie nicht gern daheim?
Doch. Wieso?

Sie sind ja praktisch das ganze Jahr über unterwegs. Allein in diesem April spielen Sie 15 Konzerte…
Ich mag halt das Reisen, dieses Unterwegssein. Es hat einen bestimmten Groove, wenn man mittags irgendwo ankommt, nachmittags den Soundcheck macht und abends ein Konzert gibt. Und am nächsten Morgen geht’s weiter. Ich mag diesen strukturierten Tagesablauf. Aber ich bin natürlich auch gern daheim.

In Köln geben Sie ja ein Großstadt-Konzert, aber Sie gastieren auch in Orten, von deren Existenz ich nie gehört habe…
(lacht) Ich auch nicht…

Ich stelle es mir nicht sonderlich prickelnd vor, wenn man nach dem Konzert allein in einem Fremdenzimmer des Gasthofs „Zum Hirschen“ sitzt…
Okay, ein wenig fad ist das manchmal schon. Aber wenn ich zweieinhalb Stunden auf der Bühne gestanden habe und anschließend meinen ganzen Krempel wieder abgebaut und verladen hab´, bin ich absolut bettreif.

Klingt nicht nach Sex & Drugs & Rock´n Roll…
Nö. Das reicht hin und wieder höchstens für ein Weißbier nach Feierabend. Alkoholfrei.

Es gibt ja derzeit geradezu einen Schwemme an singenden Schauspielern wie etwa Jan Josef Liefers und Axel Prahl. Ärgert es Sie, manchmal mit denen in einen Topf geworfen zu werden, da Sie schließlich schon seit den 80er Jahren Musik machen?
Ach, singende Schauspieler hat´s schon immer gegeben und meine Kollegen stören mich nicht. Was nervt, ist der Umstand, dass vor allem deutsche Medien ein Problem damit haben, wenn man beruflich auf zwei Beinen steht und mal das eine, mal das andere mehr belastet. Aber gegen dieses Schubladen-Denken kann man nix machen und mir ist es inzwischen auch egal. Mir ist wichtig, was die Menschen nach einem Konzert von mit halten und nicht, was sie vorher über mich gedacht haben.

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Bevor Sie solo mit Liedern in bayrischer Mundart auf die Bühne gingen, waren Sie den 90ern mit einer Band unterwegs und spielten Pop mit hochdeutschen Texten. Wie kam es zu dem Wandel?
Ich hatte 2001 die Filmmusik zu der – rückblickend unsäglichen – TV-Serie „Die Boegers“ geschrieben und die dazugehörige Platte lief auch ganz gut, aber die Texte hatten kaum etwas mit mir zu tun. So stand ich irgendwann mit der Band auf der Bühne und fragte mich: „Was mache ich eigentlich hier?“. Nach einer vierjährigen Pause habe ich dann begonnen, persönlichere Lieder auf Bayrisch zu schreiben und sie mit einem kleinen Ensemble aufzuführen. Seit 2008 bin ich nur noch solo unterwegs. Seitdem ich alle Ambitionen, mal als Pop-Star groß rauszukommen ad acta gelegt habe, bin ich bei meiner Musik völlig tiefenentspannt.

Viele Ihre Songs durchzieht ein Hauch von melancholischer Selbstironie. Taugen Sie nicht zum Gaudibursch?
Nicht wirklich. Ich liebe Humor, mag aber eher den versteckten, eingepackten Witz. Womit ich in Kern-Bayern eigentlich weniger gut aufgehoben bin. Aber ich bin ja auch kein reinrassiger Bayer, sondern ein Mischprodukt. Meine Mutter stammt aus Berlin. Vielleicht fühle ich mich deshalb auch außerhalb Bayerns pudelwohl.

Nervt es, wenn Sie noch immer auf ihre Rolle im BR-“Tatort“ angesprochen werden?
Nerven nicht unbedingt. Es wundert mich eher. Aber schließlich verdanke ich der Rolle offenbar einen Großteil meiner Popularität. Aber die Menschen, die sich noch an Carlo Menzinger erinnern, kommen langsam in die Jahre. Ich komme also nicht umhin, neue, jüngere Fans in erster Linie über meine Musik zu gewinnen.

Dient die Filmerei heute in erster Linie dem Gelderwerb?
Nein, das ist schon eine willkommene Abwechslung. Wobei ich mich in einer Luxussituation befinde. Mein Brot verdiene ich als Musiker. Weshalb ich mir meine Rollen beim Film sehr genau aussuchen kann und nicht jeden Blödsinn spielen muss.

Sie sind seit Jahren ATTAC-Mitglied. Drängt es Sie da nicht zum klassischen Protestsong?
Nicht wirklich. Ich kenne keinen einzigen deutschen Versuch in diesem Genre, den ich auch nur für halbwegs gelungen halte. Da bleibe ich lieber bei meinen kleinen Alltagsbeobachtungen. Der missionarische Eifer, über Musik Parolen und Botschaften unters Volk zu bringen, geht mir völlig ab.

Text: Reinhard Lüke

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