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Kolumne

Kein Krieg

Sonntag, 27. Juni 2010 | Text: Roger Lenhard

Geschätzte Lesezeit: eine Minute

Im Spiel England-Deutschland geht es nicht um Leben und Tod, sondern um Sieg oder Niederlage. Spannend genug. Am Ergebnis gibt es in den K.o.-Runden nichts mehr zu rütteln. Top oder hopp. Nach 90, 120 Minuten oder nach Elfmeterschießen. Keine Chance zur Korrektur, wie auch immer das Ergebnis zustande gekommen ist.

Im Spiel England-Deutschland geht es nicht um Leben und Tod, sondern um Sieg oder Niederlage. Spannend genug. Am Ergebnis gibt es in den K.o.-Runden nichts mehr zu rütteln. Top oder hopp. Nach 90, 120 Minuten oder nach Elfmeterschießen. Keine Chance zur Korrektur, wie auch immer das Ergebnis zustande gekommen ist. Selbst wenn „kein Glück da war und Pech hinzukam“ (O-Ton Jürgen Wegmann), aus und vorbei.

Unter uns: Ich wünschte wir schlügen England, mir fehlt jedoch der Glaube. Sollte Schweinsteiger, Kopf- und Kraftzentrale des deutschen Spiels, nicht spielen verdichtet sich der Glaube zur Gewisshheit. Kroos könnte Khedira ersetzen, den offensiveren Part vor der Abwehr, aber den defensiveren von Schwerstarbeiter Schweinsteiger kann er nicht. Kroos kann verdammt viel. Vorne links, vorne rechts und hinter den Spitzen spielen. Stark im Spiel eins gegen eins, gefährlich bei Freistößen und Schüssen aus der zweiten Reihe, aber Schweinsteiger nur annähernd ersetzen, kann er nicht. Das kann keiner. Solide vertreten? Da gäbe es welche, doch die sitzen nicht auf der Ersatzbank in Südafrika, sondern zu Hause auf der Couch (Höwedes, Frings). Da bei Löw Dinge, die nicht eintreten dürfen auch nicht eintreten, wird Schweinsteiger auflaufen. Doch selbst dann sieht`s nicht gut aus. Die einzelnen Spieler der Engländer haben bis auf wenige Ausnahmen mehr Qualität und finden sich im bisherigen Verlauf zunehmend auch als Mannschaft mit robuster Ordnung und Balance. Das verstrahlte noch keinen Glanz und den Gegner verstörende und uns betörende Improvisationen waren nicht zu bewundern – ein Özil fehlt. Wayne Rooney wirkte wie ein Bulle in einer Stierkampfarena, dem die Aufgaben abhanden gekommen sind, voller wilder Energie, aber ratlos, das Tor zur Befreiung zu finden.

Der Weg der Deutschen Mannschaft verlief gegensätzlich. Vom selbstbewussten Offensivfußball mit offenem wachsamen Blick für Gegner und Mitspieler hin zum gehemmten Tunnelblickgeschiebe gegen Ghana, dazwischen die schweren Patzer von den erfahrenen Klose und Podolski. Zusätzlich zu den bekannten Problemen nehmen die Deutschen diese Verunsicherung und diesen Zweifel an der eigenen Fähigkeit mit ins Achtelfinale. Keine guten Voraussetzungen.

Wenn ich Bundestrainer wäre, würde ich Podolski neben Klose stürmen lassen. In einer Vierer Mittelfeldraute spielten Kedhira, Schweinsteiger, Özil, Müller. Dahinter Jansen, Friedrich, Mertesacker (da Höwedes auf der Couch sitzt), Lahm und klar im Tor, the fabulous Newer-Boy.
Und dann stolz und stark wie die … – ich sag`s nicht – ins Match gehen. Dann ist alles möglich!

Text: Roger Lenhard

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