Kein Pfarrer im Regal
Donnerstag, 29. Februar 2024 | Text: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Liest man derzeit etwas über Hans Mörtter, jahrzehntelang Pfarrer der evangelischen Lutherkirche in der Südstadt, dann hat es in der Regel den Zusatz i.R. – im Ruhestand. Oder „im Regal“ wie er selbst scherzt.
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Privatpraxis für Physiotherapie Frauke StöberGenau das sei mitnichten der Fall, stattdessen: Jetzt erst recht! Um die vielen sozialen Projekte, die er während seiner Berufstätigkeit „nebenher“ durchgezogen hat, jetzt „mit Vollgas“ weiter zu betreiben, hat er „Hans sucht das Glück e.V.“ gegründet. Zusammen mit Mitstreiter*innen aus dem Vorstand stellt er den Verein in der Severinstorburg vor.
Direkte Hilfe
In seinem Kampf gegen Kinderarmut, Wohnungslosigkeit und das Elend Geflüchteter – in Köln und an Europas Außengrenzen oder den desaströsen Binnenflüchtlingslagern afrikanischer Staaten – konnte Mörtter schon viel bewegen und anstoßen – und einfach konkret und direkt Hilfe leisten. „Das mit den Stromnachzahlungen immer, Menschen, die arm sind, haut das um, das können die nicht stemmen“, beschreibt er ein Beispiel, wie ihn Verzweifelte ansprechen und einfach Hilfe brauchen. Und sie von ihm, bzw. seinem Netzwerk, auch bekommen. Oder Alleinerziehende, die sich kein Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder leisten können, und und und.
In Köln und der Welt
Mit dem Verein suchen er und seine Kolleg*innen nach praktischen Lösungen und noch mehr starken Bündnispartnern für diese ihre Zielsetzung, die man im Grunde „Mission Würde“ nennen kann. Partner*innen, die auch finanziell „was können“. Und eben auch jede*n andere*n, denn: „Jeder und jede kann was, hat Fähigkeiten, die er einbringen kann. Wir alle zusammen müssen das schaffen, mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen“, ist er überzeugt. Und das eben nicht nur in Köln, sondern von Köln aus an anderen Orten der Welt.
Konkrete Projekte
„Wir fokussieren uns auf mehrere Themenbereiche und da ganz konkret auf Projekte, denen wir vertrauen und wo unsere Hilfe direkt ankommt und wirkt“, erzählt Mit-Vereinsvorstand Ingo Brauckmann, ein Wirtschaftsfachmann, dem viele soziale und ökonomische Abgründe und Schicksale, von denen ihm Hans aus erster Hand berichtete, „bis dato unbekannt“ gewesen seien, wie er selbst eingesteht.
Politisch ohne Partei
Die Initiative will auch der Politik aufzeigen: „Was muss jetzt passieren, was läuft gut, was können wir uns von anderen abgucken und nachmachen?“ so Hans Mörtter, der ansonsten darauf besteht, „absolut nicht parteipolitisch“ zu agieren. Sowohl als Hans Mörtter, als auch als Verein.
Dichtes Netzwerk
„Engagement und wirkliche Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe, die wir auch in Köln schneller und krasser spüren werden als den meisten klar ist“, wie er meint, werden weitere Schwerpunkte der Vereinsarbeit. Bereits im letzten Jahr hatte Mörtter dazu den ARD-Meteorologen Karsten Schwanke in seine inzwischen traditionell einmal jährliche Großveranstaltung in der Philharmonie geladen. Die Fähigkeiten zum Weben eines immer dichteren Netzwerks und das an Vernetzung, was er bereits geschaffen hat, machen Hans Mörtter zuversichtlich. Er glaubt an die Kraft der Gemeinschaft.
Existenzielles
Aktuell pusht „Hans sucht das Glück e.V.“ auch eine kleine NGO auf Samos, die gebrauchte Smartphones, die ungenutzt in der Schublade liegen, in großem Stil instandsetzt. Denn ein Handy ist für Geflüchtete von existenzieller Bedeutung. Ihre eigenen werden meist auf der Flucht zerstört, ob durch Salzwasser oder andere menschenrechtsverletzende Fluchtumstände.
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