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Politik Verkehr

Kein Platz ist auch ein Platz – Neuer Chlodwigplatz ab Herbst 2014?

Sonntag, 13. Oktober 2013 | Text: Wassily Nemitz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Es ist wohl eine der deutlichsten Wunden, die der Bau der Nord-Süd-Stadtbahn hinterlassen hat: Seit zehn Jahren befindet sich der Chlodwigplatz im Zustand eines Provisoriums, immer wieder wurde er an immer anderer Stelle aufgerissen und behelfsmäßig wieder verfüllt. Immerhin – die großen Löcher sind verschwunden, der Bereich um den Kreisverkehr ist seit 2009 neu gestaltet. Die eigentliche Platzfläche hingegen ist nur notdürftig und wenig liebevoll wieder hergestellt – ein bewusstes Provisorium. Da Provisorien in Köln bekanntlich nicht selten Dauerzustand erreichen (so entstand in den 1970er Jahren in der Kaiserin-Augusta-Schule eine euphemistisch „Pavillion“ genannte Baracke, die bis zu ihrem Abriss 2011 als vorübergehendes Provisorium bezeichnet wurde), wurde von Seiten der Bürgerinitiativen, allen voran der „abc“ (Aktionsgemeinschaft Bonner Straße/Chlodwigplatz) auf eine baldige Neugestaltung hin gewirkt. Ursprünglich hätte der Chlodwigplatz nämlich erst nach Abschluss der Gesamtbaumaßnahme Nord-Süd-Stadtbahn saniert werden sollen – nach derzeitigem Planungsstand also erst 2019. Mehr als 15 Jahre wäre die Platzfläche also verschandelt gewesen – und das sei nicht hinnehmbar, wurde damals argumentiert. Die Politik schloss sich den Forderungen schließlich an.

Was genau ist für den neuen Chlodwigplatz geplant?

Jetzt endlich ist die Neugestaltung des Chlodwigplatzes fast beschlossene Sache. Der Beschluss sieht folgende Maßnahmen vor:

Grün: Die beiden Platanenreihen bleiben erhalten, weitere Baumstandorte sind nach Angaben der Verwaltung „nicht umsetzbar“.

Beleuchtung: Auf jeweils beiden Fassaden-Seiten ist eine Reihe von Leuchten geplant, diese sollen vom Typ „City-Leuchte“ sein, das gleiche Modell, das schon in der Severinstraße verbaut wurde. Zusätzliche Bodenstrahler auf Höhe der Bäume sollen eine ausreichende Beleuchtung der Innenfläche sicherstellen.

Möblierung: An drei Bäumen sollen runde Sitzgruppen entstehen, außerdem sind Poller zur elektrischen Versorgung von eventuellen Wochenmärkten oder Veranstaltungen geplant. Die genaue Anordnung der Fahrradständer soll erst in der Ausführungsplanung geklärt werden.

Außengastronomie: Erstmals seit Langem soll es wieder eine verstärkte Außengastronomie auf dem Chlodwigplatz geben, dafür vorgesehen ist der Bereich zwischen den Hausfassaden und den Bäumen. Sie soll im Abstand von zwei bzw. drei Metern (Fassaden/Bäume) auf einer Breite von vier Metern entstehen, die von der Verwaltung als „eingeschränkt“ angesehen wird.

Barrierefreiheit: Die Barriefreiheit soll durch die Verwendung von unterschiedlichem Pflastermaterial gewährleistet sein.

Weg zum Beschluss war schwierig

Mitte dieses Jahres legte die Verwaltung den Gremien eine Beschlussvorlage vor. Daran eingeflossen seien auch Anregungen von Bürgern, die sich insbesondere auf einer von Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (B‘90/Grüne) moderierten Veranstaltung Anfang 2012 äußern konnten, berichtet Frau Weber aus dem Amt für Straßen- und Verkehrstechnik. Von Seiten der Verwaltung hätte bereits viel früher eine Vorlage erstellt werden können, durch zahlreiche Ortstermine und andere Schwierigkeiten habe sich der Ablauf jedoch um ein Jahr verzögert.

Der Stadtentwicklungsausschuss und anschließend die Bezirksvertretung 1 (Innenstadt) berieten über die Vorlage: In beiden Gremien wurden Änderungswünsche laut, vor allen Dingen ging es dabei um die Art der Verlegung des Pflasters. Die Verwaltung plant aus Kostengründen, das Pflaster in loser, auf Sand basierter Bauweise zu legen. Die Politik hingegen fordert eine Verlegung in so genannter „gebundener Bauweise“, das heißt, die einzelnen Pflastersteine werden auf Beton errichtet und sind somit deutlich stabiler. Entsprechende Verlegungsarten habe sie in Basel (Schweiz) sichten können, erläuterte Barbara Moritz (B‘90/Grüne) in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses.

Bis zur Eröffnung der Nord-Süd-Stadtbahn auf der Gesamtstrecke werden weiterhin die Buslinien 132 und 133 Richtung Dom/Hauptbahnhof und Breslauer Platz/Hbf den Chlodwigplatz überqueren müssen – anschließend verschwinden auch sie von der Platzfläche. Doch was geschieht in der Zwischenzeit?

Verschiedene Varianten wurden geprüft: Ein nur teilweiser Umbau unter Auslassung der bisherigen Bus-Station, ein Komplettumbau mit provisorischer Station und eine Verlagerung der Haltestelle. Durchgesetzt hat sich die letzte Option; die Haltestelle soll laut geänderter Beschlussvorlage provisorisch für die Fahrtrichtung Süden in die Straße „Im Ferkulum“ verlegt werden. In Fahrtrichtung Norden halten die Busse bereits an der Station vor „Rewe“.

Damit wird der Chlodwigplatz nach Beendigung der Umbaumaßnahmen mit Ausnahme der Busse komplett autofrei sein, der südliche verlaufende Individualverkehr wird von der Severinstraße kommend über den Kartäuserwall und die Brunostraße abgeleitet. In einem Beschluss forderte die Bezirksvertretung 1 von der Verwaltung, eine Abbiegemöglichkeit nach links Richtung Chlodwigplatz über den Karolingerring vor Beendigung der Arbeiten auf der Platzfläche einzurichten. Derzeit ist nur eine aufwendige Fahrweise über die Wendemöglichkeit an der Ulrepforte möglich.

Baubeginn erst im Herbst 2014

Die politische Beschlussfassung ist so gut wie in trockenen Tüchern – nur der Verkehrsausschuss muss der geänderten Planung noch zustimmen.
Wenn es so weit ist, beginnt die Stadt mit der Ausführungsplanung. Sachbearbeiterin Weber aus dem Amt für Straßen- und Verkehrstechnik: „Wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, werden wir die Baumaßnahme europaweit ausschreiben.“ Bis auch das Vergabeverfahren beendet ist und die Bauarbeiten beginnen, wird noch ungefähr ein Jahr Zeit vergehen.

ABC: „Sind teilweise zufrieden“

Alice Baker, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft „abc“ erklärte auf Anfrage von „Meine Südstadt“, dass die Vorstellungen der vier beteiligten Südstadt-Initiativen (abc, IG Severinsviertel, IG Gestaltung Chlodwigplatz und Lobby für die Südstadt) nur teilweise erfüllt worden seien. Besonders erfreut sei man, dass der Chlodwigplatz vollständig fertig gestellt werde und nicht noch von den Bushaltestellen belegt werde. Außerdem sei die Stadt den Aktionsgemeinschaften bei der Möblierung des Platzes sehr entgegen gekommen.

Den Planungsprozess bezeichnet sie als „wenig transparent“, die Initiativen hätten starken Druck auf die Stadt ausüben müssen, um eingebunden zu werden. „Auch den zeitlichen Ablauf habe ich oft als sehr zäh und langsam empfunden“, führte Baker weiter aus. Insgesamt betrachtet sei der Baubeginn sehr spät, sie sei über die Aussage, es werde erst ab Herbst 2014 gebaut „sehr erstaunt“. Ihrer Meinung nach ist ein Beginn der Arbeiten bereits im Frühjahr kommenden Jahres möglich, das sei bislang auch so kommuniziert worden. Von Schuldzuweisungen im Nachhinein hält sie aber wenig: „Es ist traurig, dass die ganzen Arbeiten so lange dauern, denn eigentlich sollte die NSS ja schon 2 Jahre fahren. Aber darüber jetzt noch zu diskutieren, ist sicherlich unnötig.“

Diskutiert werden soll aber über die Ansiedlung eines Wochenmarktes, von verschiedener Seite wurden entsprechende Überlegungen angestellt. Die Verwaltungsvorlage hält sich dazu bedeckt: „Über die Ansiedlung eines Wochenmarktes soll an anderer Stelle entschieden werden.“ Wer die Stadtverwaltung und ihr Tempo kennt, weiß, was das bedeutet.
 

Text: Wassily Nemitz

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