Kein Sex bei Rossmann
Montag, 12. Juni 2023 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Letzten Donnerstag war´s wie immer an Fronleichnam. Schon am frühen Morgen meldeten die Verkehrsnachrichten überlastete Autobahnen Richtung Holland. Schon klar: Brückenwochenende. Wetter spielte auch mit, also alle rüber an den Strand. Aber auch am Mittag wurden die Meldungen nicht weniger. Alle verschlafen oder noch ausgiebig gefrühstückt? Nö. Es wurde vor allem vor Rückstaus an eher grenznahen Abfahrten Roermond und Maastricht gewarnt.
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ODEON – das SüdstadtkinoDa die Niederländer mit Fronleichnam nix am Hut haben, war dort normaler Werktag und alle Läden hatten geöffnet. Und sowas scheint für viele Zeitgenossen einen unwiderstehlichen Reiz zu haben. Einkaufen, wenn daheim geschlossen ist. Irre! Verstanden hab´ ich diesen Drang noch nie, aber er ist offenbar nicht nur uns Deutschen eigen. Am 24. April fallen alljährlich Holländer im Kaufrausch massenhaft bei uns ein. Dann haben die nämlich Königsdag. Aber am 3. Oktober sind wir dann alle wieder bei denen.
Hilfe aus dem Sauerland
Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass ausgerechnet Friedrich Merz mir das Leben mal erleichtern würde. Aber neulich hat der Sauerländer erklärt, dass jede Nachrichtensendung, in der gegendert werde, der AfD ein paar hundert Wähler in die Arme treibe. Wahrlich eine steile These, aber mir soll´s recht sein. Neige ich doch, was das Gendern angeht, eher zur Zurückhaltung. Nicht, dass es mir grundsätzlich gegen den Strich ginge oder ich den Untergang des Abendlandes befürchtete. Es ist mir beim Schreiben einfach zu umständlich oder von mir aus auch: Ich bin zu faul. Was zugegebenermaßen ein eher schwaches Argument ist, aber nun habe ich ja endlich ein stichhaltiges. Ich möchte auf keinen Fall dazu beitragen, dass die AfD noch populärer wird als sie ohnehin schon ist.
Der Osten friert
Über die Ursachen für die hohe Umfragewerte der Dumpfbacken-Partei wird ja derzeit überall gerätselt. Und die meisten Analysten kommen zumindest darin überein, dass es mit Robert Habeck und seinen Heizungen zu tun hat. Dass Gendern dürfte den meisten AfD-Sympathisanten eher schnuppe sein. Ist ja nicht Vorschrift und was ist das überhaupt? Das mit den Heizungen soll aber so kommen. Danach soll mit Beginn kommenden Jahres der Einbau neuer Gas- und Ölheizungen untersagt sein. Die Betonung liegt auf „neuer“. Solche, die schon in Betrieb sind, dürfen weiterlaufen und im Bedarfsfall auch repariert werden. So das noch lohnt. Und diesbezüglich habe ich bezüglich vieler Eigenheimbesitzer vor allem im Osten der Republik so einen Verdacht. Könnte doch sein, dass manche von denen das Ganze so verstanden haben, dass sie sich bis Ende des Jahres in jedem Fall eine neue Heizung zulegen müssen. Sonst droht schon wieder der Kältetod. Da fühlen sich doch manche an die Diktatur zu DDR-Zeiten erinnert und wählen lieber die basisdemokratische AfD.
Böse Menschen, gute Kunst
Mir fällt zu Rammstein nun echt nix ein, was nicht schon irgendwo von irgendwem geäußert wurde. Eine Meldung hat mich denn doch überrascht. Rossmann hat die Duftwässer „Sex“, „Pussy“ und „Kokain“ aus dem Sortiment genommen. Weil sie mit dem Logo von Till Lindemann im Regal standen. Nun wird der Mann die Parfums nicht komponiert haben, aber die originellen Namen dürften durchaus seinem dichterischen Genius entsprungen sein. Aber ich brauche mich zum Glück so wenig mit der Suche nach einem neuen Eau de Parfum zu plagen, wie ich der Frage nachgehen muss, ob ich mir noch Rammstein-Tonträger anhören darf. Ich besitze keine. Als mir zum ersten Mal ein Song mit schnarrender Adolf-Stimme von denen im Radio zu Ohren gekommen ist, hab´ ich das für Comedy-Klamauk gehalten. Sollte vermutlich provokativ gemeint sein.
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Filos Köln – et hätt noch immer jot Taverne!Aber wenn sich ein beleibter 60jähriger bei Bühnenshows heute noch auf eine Penis-Kanone schwingt, aus der dann Schaumartigtes auf die Zuschauer spritzt, ist das nur lächerlich. Aber vermutlich immer noch provokativ gemeint. Irgendwie. Mit Rammstein habe ich also kein Legitimations-Problem. Bei manchen von mir geschätzten Musikern, Autoren und Malern würde ich allerdings für ihren untadeligen Charakter auch nicht die Hand ins Feuer legen. Es sind halt nicht immer die nettesten Menschen, die große Kunst zustande bringen. Das mag man bedauern, ist aber nunmal so.
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