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Kultur

Kindergesangsspuren

Samstag, 14. März 2015 | Text: Gastbeitrag | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Johannes Stankowski, 1980 in Köln geborener Musiker und zweifacher Vater, hat gerade sein erstes Kinderbilderbuch mit Musik CD „Alles wird grün“ im Kölner Pänz Verlag veröffentlicht. Isabel Hemming sprach mit Ihm bei Geschnitten Brot in der Kölner Südstadt.

Meine Südstadt: Deine CD ist stimmungsvoll, geht durch den treibenden Beat erfrischend nach vorne und ist sehr liebevoll gestaltet.
Johannes Stankowski. Danke! Das freut mich. (lacht)

Das muss dir und den Kindern großen Spaß gemacht haben?!
Ja, total! Da ich ja noch nie mit Kindern gearbeitet habe, war es für mich sehr spannend zu gucken, wie ich sie dazu bringen kann, fokussiert zu arbeiten. Immerhin sollten sie ja auch das machen, was ich für die Platte brauche. Aber dadurch, dass sie in der Domsingschule sind, kannten sie es schon, mal kurz keinen Quatsch zu machen und konzentriert zu arbeiten. Obwohl es trotzdem zwischendurch immer mal wieder quatschig war. Ich habe, weil mir diese Energie auch sehr wichtig ist, einiges an Gekicher, Tuscheleien und Gegacker verwendet. Ich wollte keine perfekte Kinder- Crew da haben, sondern habe Wert darauf gelegt, dass die Sache einen amateurhaften, dafür lebendigen Touch behält.

Daran kann man erkennen, dass du mit den Kindern gut in Kontakt gekommen bist.
Wir haben eine super Zeit gehabt und ich bin froh, dass ich am Ende genügend spitzenmäßige Kindergesangsspuren aufgenommen hatte, um auch dem Qualitätsanspruch gerecht zu werden den ich hatte. Das ist gut gelungen mit der Gruppe.

Inwiefern bist du denn ein starker „Papapa“ (Ein Titel auf der CD trägt den Titel „Papapa Papapa“?
Oh, natürlich erst mal körperlich (lacht). Ich weiß nicht, ob ich ein starker Papa bin.
Stark im Sinne von „guter Papa“ glaube ich schon, wenn man bedenkt was andere Kinder erleiden müssen. Ich denke, insgesamt liege ich über dem Durchschnitt, aber man kann die Dinge immer verbessern. Aufmerksamer und achtsamer gegenüber den Kindern in ihrem Ausdruck zu sein. Damit meine ich die Schärfe und Feinsinnigkeit, die man immer optimieren kann.

Und das versuchst du?
Das versuche ich, weil ich immer wieder merke: „Oh, das ist mir durch die Lappen gegangen“. Wenn ich beispielsweise spüre, dass meine Tochter vielleicht gerade eine gewisse Traurigkeit in ihrem Blick hat und ich aber keine Zeit habe mich darum zu kümmern, weil ich meinen profanen Alltag bewältigen muss, dann ärgere ich mich später darüber, weil mir klar wird, dass das eine wichtige Sache für sie war. Vielleicht wäre es hilfreich für sie gewesen, wenn ich drauf eingegangen wäre. Solche Sachen kann man immer optimieren.

Ist der Moment dann weg? Oder kann man das nachholen?
Ich glaub‘ schon, daß man viel wieder gutmachen kann. Es ist aber meiner Meinung nach illusorisch zu glauben, eine komplett leidfreie Kindheit wäre möglich. Wichtig ist einfach, so gut es geht an dem Kind dran zu sein und mitzuleben. Man soll sich auch nicht verrückt machen, wenn’s mal nicht optimal geht.

Deine Arbeit macht einen sehr authentischen Eindruck, wie war das für dich, Vater zu werden?
Beim ersten Kind 2008 hab ich schon so ein Jahr gebraucht, um mich umzustellen. Mittlerweile, kann ich diese neue Zeit, als Vater, sehr genießen und fühle mich wohl in ihr. Ich bin jetzt seit fünf Jahren Nichtraucher und ernähre mich gesund, so weit ist es schon gekommen..

Welche Spuren der Person, die du als Kind gewesen bist, findest du noch in dir?
Ich habe keine Probleme damit, alleine zu sein und genieße es, Zeit mit mir selber zu verbringen. Dass ich mir das bewahren konnte, darüber bin ich sehr froh. Eine gewisse Rastlosigkeit habe ich allerdings auch nicht ablegen können. Früher habe ich das mit Hyperaktivität kanalisiert, mittlerweile ist es eher etwas Innerliches.. Ich glaube aber, dass ich damit nicht alleine bin und dass es vielen Leuten so ergeht.

Sind die Momente, in denen du für dich sein kannst, die Zeit in der du anfängst zu graben, um zu finden, was in dir schlummert?
Wir sind ja als Menschen gerade heutzutage leider permanent irgendwelchen Informationsströmen ausgeliefert. Die rare Zeit, in der ich alleine und ohne Aufgabe bin, verbringe ich gerne abseits dieser Informationsschlacht, damit ich die ständigen Eindrücke auch mal verarbeiten kann, auch künstlerisch. Oder ich nutze sie einfach nur zum Ausklinken indem ich schlafe, Fahrrad fahre oder ein Bad nehme. Kann auch sehr heilsam sein.

Beim WDR befindet sich dein Lied „Sachen Machen Wollen“ bereits seit 3 Wochen auf Platz 1 der KiRaKa – Charts. Glückwunsch! In welchen Punkten, ist jeder Tag ein Neubeginn für dich?
Danke! Unsere Tage sind durch die Kinder sehr ausgefüllt. Ansonsten: da wir beide künstlerisch tätig sind, ähnelt eh kein Tag dem anderen. Insofern ist jeder Tag auch ein Neubeginn und hat seinen eigenen Charakter.

Wenn du dich fragen würdest: Wen hätte ich gerne bei mir? Und wen nicht? Wer wäre das?
Ich habe gerne meine Familie bei mir, meine Kinder, meine Frau, meine Freunde. Wen ich nicht gern um mich habe? Ich würde mich als intolerant gegenüber Intoleranz bezeichnen, der gegenüber Tieren und deren Lebensrecht eingeschlossen. Sonst komme ich mit allen Leuten gut klar.

In deinem Buch „ Alles wird grün“ geht es um welche Werte?
Am Augenfälligsten ist vielleicht das Lied „die Sonne“, in dem es der Sonne egal ist, für wen sie scheint. Es geht hier darum, dass jegliche Form der Diskriminierung Quatsch ist, dass jeder Mensch liebenswert ist. Im Schlaflied „Mei Mei“ geht es zum Teil um die Vergegenwärtigung dessen, was schön war am Tag, dass man sich vor dem Schlafengehen nochmal die wichtigsten Eindrücke des Tages vor Augen führt. Ansonsten wird sicher hier und da auch noch der ein oder andere Wert vermittelt, aber vielleicht eher zwischen den Zeilen und en passant.

Hältst du es für erforderlich aus der allgemeingültigen, kindlichen Perespektive zu singen?
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn Kinderlieder den Kindern auf Augenhöhe begegnen, denn das was wir im Alltag vielleicht als nichtig oder profan empfinden, hat für Kinder oft eine ganz andere Größe. Mir ist daran gelegen, einfache Dinge so groß zu beschreiben, wie sie für Kinder tatsächlich auch sind. Deshalb singe ich manche Songs auch in der ersten Person – damit die Kinder, wenn sie es mitsingen, beim „Ich“ bleiben können.

 

Gibt es für dich zwingend noch weitere Dinge, die man seinen Kindern mit auf den Weg geben kann, als all das was du bisher besungen hast, also Selbstbewusstsein, Selbstliebe und Urvertrauen etc.
Worum geht es im nächsten Buch?

Das nächste Buch („Alles wird BUNT“) wird im Verhältnis zum frühlingshaften „Alles wird grün“ einen Ticken herbstlicher konnotiert sein. Da wird sich eingemuckelt, wenn es draußen stürmt, es wird gebastelt, es geht um Hallenbadbesuche, um’s Lichterfest… Es wird ein Lied über Stadttiere dabei sein, in dem gemutmaßt wird, was die Mäuse, Tauben, Katzen und Konsorten wohl alles für Sachen erleben, die die Menschen gar nicht sehen. Derlei Dinge…

Wie kann man angstfrei leben?
Angstfrei leben, das ist ein Privileg der schlichten Gemüter und optimistisch Geborenen. Im Idealfall ist man wahrscheinlich beides. Wenn man nicht in eines der beiden Profile passt, wie die meisten von uns, dann ist es nicht leicht mit der Angstfreiheit.

Wie gehst du mit deinen Kindern um, wenn sie Angst haben?
Wenn die Kinder mal einen Alptraum haben, dann kuscheln sich zu uns, die Mama murmelt ein paar beruhigende Worte, das nimmt ihnen schon einen Großteil der Angst.

Hast du ein Lied in dem du Angst thematisierst? Spielst du deinen Kindern abends etwas auf der Gitarre vor?
Ja, singen tun wir jeden Abend. Meistens die gleichen 2-3 Lieder, das hat dann sicher auch einen angstlösenden Effekt, falls überhaupt irgendwas mit Angst los ist, was selten der Fall ist. Aber das „Angst-Nehmen-Lied“ habe ich noch nicht geschrieben. Das ist eine sehr schöne Idee, die ich mitnehme, eventuell für die dritte CD.

Bist du ein religiöser Mensch?
Nein. Ich bin in einem diffus christlichen Elternhaus groß geworden und habe Achtung und Respekt vor der Schöpfung, als unbegreifliche, wunderbare, große Sache. Aber mit Glaubensinstitutionen hab ich überhaupt nichts zu tun.

Außer der veganen?
Die Gleichsetzung von Religion und Tierrechtsaktivismus oder politischem Veganismus finde ich irreführend. Es gibt dazu ein schönes Sprichwort: Religionen möchten, daß wir glauben was niemand sehen kann, während Tierrechtler möchten, daß wir sehen, was niemand glauben kann.

Hängt dein Auftreten vom Gegenüber ab?
Schon mitunter. Es gibt ja Menschen, die immer gleich sind. Die definieren durch ihre Präsenz die Energie im Raum und alles richtet sich danach aus. Ich bin nicht so, obwohl ich oft so wahrgenommen werde. Wenn ich auf eine dominante Persönlichkeit stoße, werde ich auch klein. Am schönsten ist es, wenn wenig Ego im Raum ist, dann können sich die Menschen abseits ihrer Sicherheitsmasken begegnen.

Im Vergleich zu der Musik für deine Partyreihe „Hotel Interocéanique“ geht es in deinem Buch: „Alles wird grün“ in eine ganz andere Richtung.
Welche musikalischen Vorbilder haben für die Arbeit an dieser CD eine Rolle gespielt?

Also diese CD würde ich musikalisch als Folk oder schwerpunktmäßig akustische Popmusik in der Tradition von Nick Garrie, Beatles, Lucio Battisti und vielen vielen Einflüssen mehr beschreiben. Auf textlich-inhaltlicher Ebene hat mich Fredrik Vahle sehr inspiriert. Er ist für mich der größte Kindermusikschaffende in Deutschland, aller Zeiten.

Über welches Buch hast du zuletzt so richtig lachen können?
Johannes Stankowski: Über Tschick von Wolfgang Herrndorf!

Vielen Dank für das Gespräch

 

Das Interview führte Isabel Hemming

 

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Kinderlieder „Alles wird grün“

 

Text: Gastbeitrag

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