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Bildung & Erziehung Kultur Südkids

Kinderoper auf Kurs

Dienstag, 25. September 2012 | Text: Susanne Finken | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Elena Tzavara führt die Kinderoper im vierten Jahr im „Exil“ in der Südstadt.
Schlagzeilen über die Kölner Oper – davon gab es in den letzten Wochen reichlich. Sparzwänge, zerrüttete Verhältnisse, eine Lokalzeitung, die Öl ins Feuer goss, ein Intendantenrausschmiss, eine Stellvertreterin, die praktischerweise einsprang, Abfindungsverhandlungen – die Feuilletonberichterstattung war beschäftigt. In der Debatte nicht enthalten war die Frage: Was ist mit der Kinderoper, deren Schicksal ja an das Opernhausgeknüpft ist?

Elena Tzavara, Musiktheater-Regisseurin und Leiterin der Kölner Kinderoper, hört die Frage,  nimmt einen Schluck Latte Macchiato – mit Sojamilch – und lächelt: In der Kinderoper läuft alles nach Plan. Im Moment probt Eike Ecker, Tzavaras Vorgängerin (damals noch in der Yakulthalle im Opernhaus), die erste Produktion der neuen Spielzeit: „Der Räuber Hotzenplotz“ von Andreas Tarkmann. Der Komponist, ein freundlicher, hochprofessioneller Mann, hat sich mit Schauspielmusiken für großes wie kleines Publikum einen Namen gemacht. Den „Hotzenplotz“ hat er fürs Theater Aachen komponiert, in großer Orchesterfassung. Und in einer Kammermusikfassung, die jetzt im Pfandhaus am 27.10. zur Aufführung kommt. Eine klassische Kinderoper, sagt Tzavara; die Geschichte vom Kasperl und seinem Freund Seppel, von der Großmutter und ihrer Kaffeemühle kennt nicht nur jedes Kind, sie soll auch ein Anreiz für die Jungs im Publikum sein, nachdem in den letzten Spielzeit die Prinzessinnen, die Schneewittchens und Aschenputtels und Dornröschens die Bühne beherrscht haben.

Obwohl Bühne beherrschen nicht ganz der richtige Ausdruck ist, denn das Bühnengeschehen spielt sich im Pfandhaus ja zumindest teilweise zwischen den Zuschauerreihen ab, was das junge Publikum besonders fasziniert: Eine Opernstimme aus dieser Nähe zu erleben, das gibt es in den großen Opernhäusern mit ihren Guckkastenbühnen und ihren breiten Orchestergräben nicht. Im Alten Pfandhaus steigt das Orchester dem Geschehen aufs Dach und thront, in einer Maximalbesetzung von 15 bis 16 Musikern, über den Darstellern. Eine Lösung, die nach anfänglichen Kämpfen mit der Akustik inzwischen ganz gut funktioniert. Bleibt zu hoffen, dass auch der Neubau auf dem Offenbachplatz die erweiterten Möglichkeiten einer Raumbühne einplant und das junge Publikum, 170 Zuschauer fasst die Raumlösung, nicht wieder zurück in den Guckkasten sperrt…

Bis 2012 bleibt die Südstadt provisorische Heimstatt der Kinderoper, zumindest nach den aktuellen Plänen; dann steht der Rückzug in das neu zu errichtende Domizil neben der sanierten Oper an. Das Team der Kinderoper fühlt sich ausgesprochen wohl in seinem vorübergehenden Unterschlupf. Das Café schräg gegenüber ist fast zur Hauskantine geworden. „Man hat uns sehr liebenswert willkommen geheißen“, formuliert die Leiterin, die ganz unerwartet zu ihrer Position kam: Weil sie Ex-Opernintendant Uwe Eric Laufenberg vor seinem Amtsantritt in Köln im richtigen Moment über den Weg lief. Und sie war zunächst gar nicht sicher, ob sie das Angebot annehmen sollte. Kinderoper, natürlich, macht Spaß; die Gefahr, damit für die „große“ Oper „verbrannt“ zu sein, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen, denn in Theaterkreisen herrscht nach wie vor Schubladendenken. Tzavara hat ihre Zusage trotzdem nicht bereut; auch wenn ihr keine Zeit für Inszenierungen an anderen Häusern bleibt. Sie mag ihr Kinderpublikum, das so kritisch und unverkrampft reagiert – und sich in gewisser Weise die Künstler erzieht: „Da muss das Spiel sehr klar sein, sehr richtig, die Kinder reagieren permanent. Als Darsteller ist man da sehr gefordert.“

Wer morgens oder nachmittags in der Südstadt auftritt, hat dann vielleicht abends auch  noch eine Vorstellung in der „großen“ Oper, in kleiner Rolle dann zwar nur, anders wäre das für die Sänger nicht zu leisten. Als Praxistext, der Freude macht, sehen die jungen Sänger ihr Engagement an der Kinderoper. Das Gürzenich-Orchester ist gern dabei, die Werkstätten ebenfalls, für alle sei die Kinderoper eine „Herzenssache“, betont Tzavara.

In der Südstadt hat sie ein neues Opernpublikum ausgemacht: Viele junge Familien hat sie unter den Zuschauern entdeckt, und das gefällt ihr. Aber weil eben doch nicht jede Familie den Weg in die Kinderoper findet, wird ab Januar eine mobile Produktion ein musikalisches Erzähltheater direkt in die Kindergärten bringen: Eine halbe Stunde musikalische Früherziehung mit „Das kleine Ich-bin-Ich“, dem bekannten Bilderbuchwesen auf der Suche nach der eigenen Identität.

Klaus Pierwoß, Theatermann mit kulturpolitischer Kampferfahrung (und ein Kölner Ex-Intendant), war übrigens der Meinung, dass die Kinderoper vor 15 Jahren ins Leben gerufen zu haben der bleibende Meilenstein der Kölner Kulturpolitik sei.  Pläne, diese Institution wegzusparen, wurden in den aktuellen Spardebatten noch nicht eingebracht; wozu auch, man würde eine Struktur unwiederbringlich zerstören, die für verhältnismäßig kleines Geld sehr viel bewirkt, ohne auch nur ein Mini-Etatloch stopfen zu können. Wie gut, dass das auch die Kulturpolitiker und Verantwortlichen wissen.
Oder?
 

Text: Susanne Finken

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