AUS für Kita Gotland im Volksgarten – BezirksvertreterInnen fordern artverwandte Nachnutzung
Freitag, 5. Februar 2021 | Text: Judith Levold | Bild: J. Levold/O. Lüke
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Die Kindertagesstätte Gotland im Volksgarten wird Ende Juli geschlossen. Sie sei nicht mehr zu retten, so das zuständige Jugendamt, der Grund: Massiver Sanierungsbedarf an Dach, Fenstern, Heizung, kurzum: Dem gesamten Gebäude. Nicht nur Eltern, sondern auch die BezirksvertreterInnen der BV Innenstadt sind darüber not amused – letztere hatten aus der Presse davon erfahren, statt aus ihrer Verwaltung.
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Die Körpermanager® heißen Euch willkommenEbru Cihan, deren Sohn seit anderthalb Jahren die Kita im Volksgarten besucht, hat sich vor allem über die Kommunikation seitens der Stadt geärgert. „Zuerst hieß es, es werde saniert, die Kinder müssten temporär woanders hin, kämen aber nach einem Jahr zurück. Dann im Dezember plötzlich die vollendete Tatsache: Zum 31.7.2021 wird geschlossen.“ Dass die Kita längst nicht mehr den Standards und Vorschriften für modernen Kitabau entspreche, habe man ihnen gesagt und das sei auch plausibel. Aber: „Auch wenn sie jetzt schließt, geht es ja nicht nur um unsere Kinder, sondern grundsätzlich darum, wie man mit so einem besonderen und für Kinder besonders schönen Ort umgeht.“ findet Cihan.
Geschlossen in die Kita Pfälzer Straße
Fünfzehn Kinder sind es laut Ebru Cihan im kommenden Sommer noch, die umsiedeln müssen. „Natürlich ist das für die Kinder nicht einfach und uns tut es auch wegen der ErzieherInnen leid, denn wir wissen nicht: Kommen sie mit?“. Doch immerhin habe man ihnen Plätze in der nahe gelegenen Kita Pfälzer Straße zugesichert, und zwar komplett als Gruppe. „Das ist auf jeden Fall positiv“ meint die Mutter.
Seit siebzig Jahren steht das so genannte Schwedenhaus dort im Volksgarten. In der Nachkriegszeit ein Geschenk des schwedischen Roten Kreuzes an seine deutsche Schwesterorganisation, ging es ins Eigentum der Stadt Köln über, die eine Nutzung für soziale Zwecke garantieren sollte. Auch die Instandhaltung der Einrichtung war damit verbunden, wie man einer Broschüre mit historischen Bildern, die Ebru Cihan aus der Kita hat, entnehmen kann. „Da frage ich mich natürlich: Warum hat die Stadt mit Sanierungsarbeiten nicht schon früher begonnen, das weiß man doch nicht erst seit gestern.“
„Hätte man das wesentlich früher angegangen, müsste man nicht jetzt argumentieren: Es geht nicht mehr, lohnt sich nicht.“ so Cihan. Denn das habe ihnen der für Kindertagesstätten zuständige Udo Neumann vom Jugendamt so gesagt und darüber ist die Mutter verärgert. „Dass man die Historie des Gebäudes und der Anlage offenbar so gar nicht wertschätzt, das finden wir -also außer meinem Mann und mir noch andere Eltern- wirklich schlimm.“
Und genau das ärgert auch die PolitikerInnen der Bezirksvertretung Innenstadt. „Ja, wenn wir das nicht zufällig erfahren hätten und da reingegrätscht wären, dann hätte es sein können, dass da ein paar Tage nach Schließung im Sommer die Bagger gekommen wären und dann: Platt. Da machste nix.“ sagt Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister von den Grünen.
Machen wollen er und die anderen Mandatsträger der BV1 aber jetzt sehr wohl was. Schon für die letzte BV-Sitzung im Januar war dazu eine aktuelle Stunde beantragt worden. Weil aber die PolitikerInnen coronabedingt ihre Debatte ins Netz verlegt hatten und sich anschließend zu einem nur 15minütigen Treffen zwecks Abstimmung zusammenfanden, war nur das Nötigste beschlossen und die Aktuelle Stunde vertagt worden. Bis jetzt. „Gerade hatten wir dazu eine Online-Meeting mit der Verwaltung“ so Tim Cremer, SPD-Fraktionsvorsitzender in der BV1. „Die Kita einfach platt zu machen und das Idyll aufzugeben kommt überhaupt nicht in Frage, das Gebäude hat jahrzehntelange Geschichte“ findet er und verweist darauf, dass in dem Meeting vereinbart worden sei, dass für die nächste BV Sitzung im März eine Mitteilung/Vorlage der zuständigen Ämter auf dem Tisch liegen soll – bis zum vierten Quartal diesen Jahres habe man dann Zeit, nach Lösungen zu suchen.
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ODEON – das SüdstadtkinoDem Verfall überlassen, dem Abriss geweiht
„Diese Kita Gotland hat keine gesamtstädtische Relevanz, da sind also ganz klar wir von der Bezirksvertretung zuständig.“ bekräftigt Andreas Hupke und spricht sich für eine „artverwandte“ Nachnutzung des Bestands aus. „Und das wird einstimmig beschlossen werden, da bin ich mir sicher. Die KollegInnen von SPD, CDU, aber auch die kleineren Parteien in der BV sind sich da mit uns Grünen einig.“ so Hupke. Er und Cremer verweisen auf einen vergleichbaren Fall: Dem ehemals vom Grünflächenamt und dann überhaupt nicht mehr genutzten Haus am Spielplatz auf der Annostraße, drohte vor Jahren dasselbe Schicksal wie der Kita Gotland: Nicht rechtzeitig saniert, ungenutzt und dem Verfall überlassen, irgendwann dem Abriss geweiht.
Doch dann habe man sich in der BV für die private Initiative der Musikschule „Musikhaus Süd“ eingesetzt, denn das sei seriös, wirtschaftlich überzeugend und auch gemeinwohlorientiert gewesen. Heute steht nach umfangreichem Umbau und Sanierung dort die Musikschule und ein historisches Gebäude in bester Lage erfährt ideale Nutzung.
„So soll es für die Kita Gotland-Anlage am besten auch laufen. Da brauchen wir auch Ideen von Privaten. Ein seriöses, leistungsfähiges Konzept, z.B. eines gemeinnützigen Vereins, muss da her.“ spinnt Hupke seine Gedanken in die Zukunft. Wie gesagt, bis zum Ende des Jahres kann daran jetzt gearbeitet werden. Der Bezirksbürgermeister wäre froh, wenn das in Köln häufig angewandte Verfahren von Nicht-Kümmern um eigene Gebäude, und dann irgendwann als ultima ratio Abriss, aufhörte. Und er weiß, wovon er spricht: Jahrzehntelang Mitarbeiter bei den städtischen Bühnen, konnte er diese Vorgehensweise am Beispiel der Kölner Oper hautnah miterleben.
Die schwedische Bevölkerung unterstützte insbesondere die hungernden deutschen Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg. Von Anfang 1946 bis April 1949 wurden Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und sechs Jahren mit der sogenannten Schwedenspeisung versorgt. Im Rahmen dieser Hilfsaktion entstanden auch in Köln zusätzlich Gebäude, die diesen und anderen sozialen Zwecken dienen sollten. Das Gebäude im Volksgarten war ein Geschenk an die Stadt Köln unter der Auflage, es für soziale Zwecke zu nutzen.
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