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Gesellschaft Politik

Klare Kante an Silvester

Mittwoch, 14. Dezember 2016 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Phillip Geist / Stadt Köln

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die Botschaft dieser Pressekonferenz an die Stadt und den Erdkreis konnte eindeutiger nicht sein: Wer vorhatte, an Silvester nach Köln zu kommen, um sich wie auch immer schlecht zu benehmen, sollte umdisponieren. Rund um den Dom und darüber hinaus sind die Behörden vorbereitet und werden keinen Spaß verstehen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Polizeipräsident Jürgen Mathies und Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin und damit zuständig für den Kölner Hauptbahnhof, stellten während einer Presse-Konferenz im mit Journalisten vollbesetzten Ratssaal vor, wie Vorkommnisse wie in der vergangenen Silvesternacht verhindert werden sollen. Vor allem mit deutlich mehr Sicherheitskräften. Mit 1500 Polizisten werden zehnmal mehr Ordnungshüter in Köln Dienst tun als vor einem Jahr. Dazu kommen 600 städtische Bedienstete vom Ordnungsamt, Freiwillige aus der Verwaltung und von privaten Sicherheitsdiensten. Die Bundespolizei bringt 300 Beamte in Köln an den Start. Wichtig für die Südstadt: Auch in den Veedeln werden die Polizeiwachen personell deutlich verstärkt.

Rund um den Dom ist „böllerfreie Zone“

Für den Bereich rund um den Dom hat man sich ein völlig neues Konzept überlegt. Dort wird eine „böllerfreie Zone“ eingerichtet, in die keine Pyrotechnik mitgenommen und dementsprechend auch kein Feuerwerk abgebrannt werden darf. Stattdessen wird die Domplatte Ort einer multimedialen Lichtinszenierung von Philipp Geist mit dem Titel „Dein Wort für Köln“. Die Hohenzollernbrücke wird in beide Richtungen für Fußgänger gesperrt. Der Rheinboulevard wird im oberen Bereich geöffnet, die Sitzstufen bleiben geschlossen. Dort böllert die Stadt und zeigt ein  „Bengalisches Feuerwerk“. Alle Informationen der Stadt zu Silvester findet man hier.

 


Sperrungen am Silvester 2016. / Grafik: Stadt Köln

Ringe und Zülpicher auch im Visier

„Nach den schockierenden Übergriffen der vergangenen Silvesternacht haben wir als Stadt Köln Konsequenzen gezogen, die dazu beitragen sollen, Köln wieder so erlebbar zu machen, wie es wirklich ist: friedlich, sicher, fröhlich und mit  Gemeinschaftssinn. Ich danke sowohl der Polizei Köln als auch der Bundespolizei, dass sie diesen Weg in diesem Jahr konsequent mitgegangen sind, ihrerseits sicherheitsverstärkende Programme erarbeitet und schon umgesetzt haben“, leitete Henriette Reker die Pressekonferenz ein. Man habe sich noch einmal verstärkt darauf konzentriert, das klare Signal auszusenden „Köln ist wieder die sichere Stadt, die sie vor über einem Jahr war, heute sogar noch sicherer“.

 

Das ist in erster Linie der Job des Polizeipräsidenten. Der gab sich optimistisch allein schon ob der schieren Zahl seiner Leute vor Ort: „An Silvester wird die Öffentlichkeit eine starke Polizeipräsenz sehen. Wir werden alles dafür tun, dass die Menschen friedlich und sicher auf Kölner Straßen, Plätzen und Brücken feiern können.“ Der Mann meint das ernst. Teile des Konzepts hätten sich bereits bewährt in diesem Jahr, etwa bei den Kölner Lichtern nur zwei Tage nach dem Terroranschlag in Nizza, und einigen Großdemonstrationen mit bis zu 40.000 Teilnehmern. An neuralgischen Punkten wie zum Beispiel auf der Zülpicher Straße und auf den Ringen wird man mit Videokameras das Geschehen live beobachten und bei Bedarf schnell und „konsequent“, so Kölns oberster Polizist, einschreiten. Etliche Fahrzeuge zur „Ingewahrsamnahme“ – schönes Wort für Silvester in der Arrestzelle – stehen bereit.

50 Polizeisperren in Domnähe

Die OB möchte, dass die Kölschen an diesem Abend für sich den öffentlichen Raum zurückerobern. Dafür bietet die Stadt ein Programm rund um den Dom an. Der renommierte Berliner Lichtkünstler Philipp Geist startet dort um 17 Uhr seine multimediale Lichtinstallation „Dein Wort für Köln“, begleitet von Ambient-Klängen. Auf die Flächen um den Dom werden mit Scheinwerfern Worte projiziert. Wer sich dort aufhält, wird durch Anstrahlen Teil des Projektes. Vorher muss er allerdings durch eine der 50 Polizeisperren gelangen. Böller sollte man besser nicht in der Tasche haben. Dann droht Ärger.

 


Schutzzone um den Kölner Dom / Grafik: Stadt Köln

Öffentliches Programm am ganzen Abend

Um Teilnahme geht es auch beim Konzert des Chors „Gospelcologne“, der ab 22.30 Uhr auf dem Roncalliplatz Gospellieder singt und zum Mitsingen einlädt. Den Start in den Abend gestaltet um 17 Uhr oberhalb der Domtreppe der Chor „Grenzenlos“, ein Zusammenschluss von Mitgliedern des Jugendchors St. Stephan, der „Lucky Kids“ und jungen Flüchtlingen im Alter von 14 bis 25 Jahren. Sie werden begleitet von Henning Krautmacher, der dieses Chorprojekt mit initiiert hat und weiterhin unterstützt. Und um Mitternacht wird dann der „Dicke Pitter“ zum Star auf der Domplatte und Umgebung. Kölscher als der unverkennbar tiefe Ton der 24.000 Kilogramm schweren Domglocke kann Silvester in Kölle nicht klingen.  Und spätestens dann werden Reker und Mathies, die beide an dem Abend Dienst auf der Domplatte tun, sicher aufatmen können: Alles war gut. Hoffentlich.
 

Text: Stefan Rahmann

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