Klobürste für den Gabentisch
Montag, 11. Dezember 2023 | Text: Reinhard Lüke
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Das war´s also mit dem Winter. Zumindest in Köln. Aber ich will nicht meckern. Immerhin hatten wir letztens sogar Schnee. Für 24 Stunden. Jetzt steuern wir vermutlich wieder auf die vertrauten zweistelligen Pluswerte an Weihnachten zu.
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Naturmetzgerei HennesAuch im hochalpinen Sauerland sieht´s derzeit eher trostlos aus. Wie man auf diversen Webcams verfolgen kann, rutschen da in Winterberg auch nur ein paar Unentwegte bei Regen auf Kunstschnee herum. Klar, wenn man eigens aus Holland angereist ist, will man sich ja nicht schon am Vormittag in „Möppis Hütte“ und anderen Apès-Ski-Stadln die Kante geben.
Ansonsten vorweihnachtet es in Köln wie immer. Der Handel lockt mit besinnlichem Deko-Plunder und Zutaten für opulentes Festmenüs, Menschen mit lustigen Mützen laben sich auf Weihnachtsmärkten an Glühwein und überall geben wieder Psycho-Profis Ratschläge zur Stress-Vermeidung.
Pipi mit Smartphone
Schon alle Geschenke beisammen? Falls nicht, ich hätte hier noch einen Tipp. Wie wär´s mit einer neuen Klobürste? Gab´s letzte Woche bei Aldi. Okay, klingt jetzt nicht so festlich und der Preis von 19,99 Euro mag für einen Discounter etwas happig sein, aber immerhin verfügt das Teil über einen Stiel aus Bambus. Was ja ökologisch enigermaßen okay sein soll. Damit nicht genug, ist das Modell auch noch in einen soliden (Metall-?) Fuß integriert, der weiter oben noch über einen Stab (auch Bambus!) verfügt, auf den sich eine Rolle Toilettenpapier schieben lässt. Also ein komplettes Ensemble für die Nasszelle.
Aber der Clou kommt erst ganz oben an dem Gestänge. Dort prangt ein flaches Brett im Format einer etwas größeren Postkarte. Praktisch. Kann man eine Kaffeetasse oder ein Weinglas abstellen. Auch wenn ich nicht zu diesen Zeitgenosssen gehöre, soll es Menschen geben, die einen Toilettengang geradezu zelebrieren und es sich auf dem Örtchen gern so richtig gemütlich machen. Das mit der Tasse oder dem Glas kann man natürlich machen, aber der Aldi-Prospekt weist auf eine weitaus sinnvollere Nutzung des Brettchens hin. Mit Pfeil auf das Utensil steht da zu lesen: „Mit Smartphone-Ablage“. Wie genial ist das denn!?
Komme mir jetzt keiner mit „Schwachsinn“ oder „Braucht die Welt nicht“. Auch wenn ich persönlich nicht auf die Idee käme, mein Mobiltelefon mit auf die Toilette zu nehmen vor lauter Angst, den Anruf meines Lebens zu verpassen, lese und höre ich doch immer wieder von tragischen Fällen, wo Menschen beim Herunterlassen der Hosen ihr Smartphone in die Kloschüssel gerutscht ist. Und warum? Weil sie nirgendwo eine Möglichkeit hatten, das Gerät in Griffweite gefahrlos abzulegen. Da so ein Malheur richtig teuer werden kann, sind die 19, 99 Euro für das Aldi-Ensemble doch ein echtes Schnäppchen. Das Verpacken des Utensils könnte schwierig werden, aber wenn das geschafft ist, wird es gewiss für leuchtende Augen unter dem Weihnachtsbaum sorgen.
Wo der Nikolaus wohnt
Ich habe den Heiligen Nikolaus gesehen. Am 6. Dezember kam der Mann gegen 10 Uhr 30 aus der Kita An der Eiche und schritt erhaben über den Spielplatz. Schließlich sah er auch nicht aus wie einer dieser Coca-Cola-Lausis im roten Plüschfummel mit Bommelmütze. Mein Nikolaus trug zum Rauschebart ein helles, bodenlanges Gewand, einen Mitra genannten Bischofshut und ein langen Stab hatte er auch noch dabei. So gehört sich das für einen Heiligen. Ich nehme mal an, der Mann hatte kurz zuvor die Kinderchen in der Kita beglückt, sich nach getaner Arbeit aber nicht in einer Umkleide vor Ort seines Gewandes entledigt sondern im vollen Ornat den Heimweg angetreten. Was man als Heiliger Nikolaus natürlich nicht inkognito machen kann.
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fbs – evangelische FamilienbildungsstätteAlso musste er notgedrungen seine Rolle weiterspielen, als ihn Kinder, die mit Eltern auf dem Spielplatz unterwegs waren, zunächst erfurchtsvoll wie einen Außerirdischen bestaunten und dann mutig das Gespräch mit ihm suchten. Was der Mann im Mantel, soweit ich das beurteilen kann, souverän erledigte. Ich vermute, dass in dem Kostüm Johannes Quirl, Pfarrer von St. Severin, steckte, der wegen des kurzen Heimweges auf die Umkleidekabine verzichte hatte. Und wenn ihm Kinder bis zu seiner Haustür gefolgt sind, können sie jetzt mit echtem Insiderwissen glänzen: Wir wissen, wo der Nikolaus wohnt!!!
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Kommentare
Wie schön, dass Du, lieber Lüke, den Nikolaus hier so schön verewigst in dem kurzen Moment Deiner Begegnung mit ihm!
Ich als größter Nikolaus-Fan weiß das zu ehren, dass Du ihn liebevoll beschreibst – und nicht mit einem Weihnachtsmann verwechselst!
Herzlichen Dank!