Knöllchen zahlen beim Rewe
Mittwoch, 29. Juli 2020 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Sind ja doch mehr Leute als gedacht, die sich dieser Tage den Sand von playa und plage aus den Urlaubsklamotten schütteln und in den fast vergessenen heimatlichen Corona-Modus zurückschalten. Meinesuedstadt.de war zwar nie ganz weg, aber drei Wochen auch nicht wirklich anwesend. Ab jetzt sind wir aber wieder für Euch da. Das war die Stadtverwaltung natürlich während der gesamten Ferienzeit. Sommerpause im Rathaus ist ja sowas von ganz altes Köln. Das waren schöne Zeiten, als die Beamten* und Beamtenähnlichen* von Mitte Mai bis Anfang Oktober das Verwalten verlässlich einstellten. Das hieß nämlich für die Bürgerschaft, dass Sinnvolles nicht durch hoheitliches Eingreifen ersetzt wurde.
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Dreiling Orthopädie-SchuhmacherWir schweifen ab. Werden wir mal konkret. Die Verwaltung hat den Sommer genutzt, um das Knöllchen-Zahlen umfassend zu modernisieren. Zahlschein, IBAN und Online-Überweisung mit umständlich eingegebener Vorgangsnummner sind aus Verwaltungssicht genauso von gestern wie die Sommerpause. Ab jetzt zahlen wir die Knöllchen an der Supermarktkasse. Beim Rewe, bei Penny, dm, Rossmann und viele mehr. Man bekommt jetzt nämlich in dem Brief, den man erhält, wenn man falsch geparkt hat und erwischt wurde, einen abtrennbaren Zahlschein mit einem Strichcode. Der wird an der Kasse über den Scanner gezogen wie eine Nudelpackung oder ein Pfandbon. Hat man bezahlt, erhält man eine Quittung als Bon, um nachweisen zu können, dass man bezahlt hat. Die Stadtverwaltung arbeitet dabei mit der Firma Cash Payment Solutions GmbH zusammen. Die verdient daran, und auch die Handelsketten gehen für ihren Service nicht leer aus.
„Rund 100 Partner haben wir in Köln“, sagte Cash-Payment-Solutions-Prokurist Frank Weinmann. Bundesweit sind 12.000 Zahlstellen in Läden und Filialen mit von der Partie. Stadtkämmerin Professorin Dr. Dörte Diemert legt Wert darauf, dass alle Zahlungen anonymisiert erfolgen. „Die Kassiererin weiß nicht, dass Sie ein Knöllchen bezahlen.“ Und Rewe und Co schöpfen auch keine persönlichen Daten ab. Jährlich werden in Köln 722.000 Verwarnungen wegen Falschparkens geschrieben. Die Stadt erzielt damit Einnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro.
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Café Kult – hier ist der Name ProgrammWolfgang Büscher, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, betont, dass es sich um ein Pilotprojekt handele, das man gegebenenfalls ausweiten könne. Nicht unmöglich, dass man sich irgendwann das Kindergeld beim Rossmann auszahlen lässt. Weinmann weist noch auf einen weiteren Vorteil hin: „Es gibt ja Leute, die haben kein Geld auf dem Konto, aber irgendwo noch einen Notgroschen deponiert. Mit dem können sie dann ihr Verwarnungsgeld einfach im Supermarkt bar zahlen.“ Das Aufatmen ist bis Düsseldorf zu hören.
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