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Lükes Liebes Leben

Köln kann Zäune

Montag, 4. März 2024 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

In meinem nächsten Leben werde ich Verleiher für Zäune und Absperrgitter. Damit lässt sich doch ordentlich Geld verdienen. Zumindest wenn diese Dinger für längere Zeit gebucht werden, ohne dass da irgendein Sinn oder Nutzen erkennbar wäre.

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Entfernte Bronze-Eicheln – umzäunt

Der Platz mit den abgebauten Altglas-Containern vor den Schule an der Zwirnerstraße ist seit Monaten umzäunt, ohne dass irgendwelche Aktivitäten erkennbar wären. Und den kleinen Brunnen An der Eiche hat man schon vor Weihnachten mit einem hohen Gitter (mit Sichtschutz!) umgeben. Ein Sturm hatte den Zaun fast mal weggepustet, aber ein paar Tage später stand er wieder ordentlich da. Angeblich sollen die Eicheln, aus denen sommertags Wasser sprudelt, zur Restauration abgebaut worden sein. Stellt sich mir die Frage, warum die Säuberung von zwei kleinen Bronze-Objekten mehrere Monate in Anspruch nimmt. Noch rätselhafter ist indes, was der Zaun da überhaupt soll. Dahinter ist jedenfalls nichts erkennbar, was sich irgendwie beschädigen oder gar zerstören ließe.

2031? Eher nicht

So richtig lukrativ dürften aber die vielen Absperrungen rund um den eingestürzten Komplex des Stadtarchivs sein. Die stehen immerhin seit 15 Jahren da. Oder haben die KVB inzwischen selbst Gitter angeschafft, um die Kosten zu reduzieren? Aber da geht’s vergleichsweise nur um Peanuts. Gestern war jedenfalls wieder Jahrestag des Unglücks. Die Glocken haben wieder geläutet und Frau Reker hat auch wieder gesprochen. Denkt die sich da eigentlich jedes Jahr eine neue Rede aus oder hält sie womöglich dieselbe wie vor fünf Jahren? Würde das jemand merken? Zumal es ja auch in diesem Jahr wenig Neues zu berichten gab. Die Arbeiten gehen voran, aber für die Gestaltung des Areals nach Schließung der Grube gibt es noch keine wirklich konkreten Pläne. Aber ist ja auch noch reichlich Zeit. Frühestens 2031 soll da eine U-Bahn fahren. Haben die KVB verlauten lassen, aber festlegen wollten sie sich auf dieses Datum nicht. Also packen wir da nach all unseren Erfahrungen mit Kölner Großbaustellen mal locker fünf, sechs Jahre drauf. Aber das wird. Irgendwann.

Einsamer Jubel

Wenn ihm etwas gelungen ist, er ein Ziel erreicht hat, dann freut sich der Mensch. Mancher still und leise, andere stoßen vielleicht gar einen kleinen Jubelschrei aus. Je nach Temperament. Schön ist natürlich, wenn man das Glücksgefühl teilen kann. Wenn Freunde beim Erfolgserlebnis unmittelbar zugegen oder auch einfach viele Zuschauer vor Ort sind. So wie etwa beim Sport. Bei Disziplinen, die von Mannschaften ausgetragen werden, kommt sogar noch körperliche Zuwendung hinzu. Nach einem Treffer stürmen unter dem Gejohle der Fans die Kollegen herbei, bilden eine Menschtraube und fallen einem um Hals und andere Körperteile. Da haben auch erwachsene Männer erstaunlich wenig Berührungsängste. Es geht aber auch anders.

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Ungeteilte Glücksmomente

Letzten Donnerstag, es dämmerte bereits und Eltern und Kinder hatten den Spielplatz An der Eiche längst verlassen, betrat ein Junge, geschätzt zwischen 12 und 14 Jahre alt, mit einem Basketball den Bolzplatz, um noch ein paar Körbe zu werfen. Wozu er sich eigens einen modischen Trainingsanzug angezogen hatte. Wann immer ihm ein Treffer gelang, was nicht eben häufig vorkam, stieß er einen Schrei aus, riss beide Arme in die Luft und drehte so eine Ehrenrunde um den Platz, als hätte er gerade den Siegtreffer in einem entscheidenden Spiel der NBL markiert und die Halle zum Toben gebracht. Doch da war weit und breit kein Mensch, der ihm hätte applaudieren oder ihn beglückwünschen können. Ich bin jetzt kein Psychologe und weiß auch nichts über die Lebensumstände des Jungen. Hat er keine Freunde und auch sonst keine Mitspieler, mit denen er seine Glücksmomente teilen könnte? Keine Ahnung. Für mich hatte diese Nummer jedenfalls etwas seltsam Beklemmendes.

Text: Reinhard Lüke

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