Köln kriegt Kleinen Klubweg
Dienstag, 1. Juni 2021 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold / Kölsche Kippa Köpp e.V. vun 2017
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Und wo soll er sein bzw hin, dieser Weg? Natürlich hier bei uns ins Veedel, vors Humboldtgymnasium am Kartäuserwall.
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Mainzer Hof – Traditionskneipe für Jung & AltVom Schultor aus Richtung Haltestelle Eifelstraße, führt mitten durchs satte Grün und unter hohen alten Bäumen ein Stück Weg vom Kartäuserwall Richtung der Straße Am Trutzenberg. Generationen von Schülerscharen, früh morgens von den KVB ausgespuckt, haben über Jahre hinweg einen Trampfelpfad erlaufen, seit einer Weile führt der Weg nun ordentlich gepflastert und als kürzester, von der Bahn in die Schule.
Kegeln und Jecksein
Hier, in direkter Nachbarschaft zu den Residenzen von Prinzengarde, Blauen -und über die Straße Ulrichgasse hinweg auch Roten- Funken, nach denen ebenfalls schon in der Umgebung Wege benannt sind, soll des Kleinen Kölner Klubs gedacht werden: Sein Name ziert künftig diesen Weg als „Kleiner-Kölner-Klub-Weg“. Der Verein, gegründet 1922 und nie eingetragen, war der erste und einzige jüdische Karnevalsverein weit und breit und ursprünglich ein Kegelclub. Was er mit vielen anderen Kölner Karnevalsvereinen gemeinsam hat, die oftmals aus Stammtischen oder eben Kegelvereinen entstanden sind. Ausflüge, Stammtische, eigene Sitzungen und Kostümbälle in der Wolkenburg oder einer Halle in Ehrenfeld, samt Auftritten der anderen Traditionscorps oder Büttenrednern wie Karl Küpper, gehörten zum Programm des Kleinen Kölner Klubs in den 1920er Jahren.
Nazis verboten auch Karneval, wenn er jüdisch war
Sein erster und einziger Präsident, der jüdische Textilhändler Max Salomon, lebte ganz in der Nähe, in der Lothringer Straße, wo an seine Flucht vor den Nazis 1939 nach Los Angeles Stolpersteine erinnern. Sein jüdischer Karnevalsverein musste sich aus „politischen“ Gründen auflösen.
Die Bezirksvertretung Innenstadt hat zuletzt dafür gestimmt, den nur 55 Meter langen Weg nach diesem Klub zu benennen. „Das ist so´n bisschen ein Beitrag zum Jubiläumsjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.“ kommentiert das der grüne Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Die Hintergründe recherchiert und die Beantragung in der Stadtverwaltung organisiert, haben indessen Mitglieder des 2017 gegründeten neuen, und wieder einmaligen jüdischen Karnevalsklubs „Kölsche Kippa Köpp“.
Karneval in Köln = auch Karneval jüdischer KölnerInnen
„Wir wollen in erster Linie den Karneval wieder mehr in die jüdische Gemeinde in Köln tragen.“ sagt Aaron Knappstein, Präsident der Kippa-Köpp. Denn viele Mitglieder der Synagogengemeinde kämen ja aus der ehemaligen Sowjetunion, wo Karneval gar keine Tradition habe. „Und zugleich die Jüdischkeit mehr in die Stadtgesellschaft bringen.“ betont er. Ihnen gehe es im Schwerpunkt ums Karnevalfeiern, sie seien weder politischer noch religiöser Verein, so Knappstein. „Aber natürlich sprechen wir bei unseren Stammtischtreffen auch über speziell jüdische Themen – genau wie andere auch über gemeinsame Interessen diskutieren.“ Der Verein stehe aber jedem und jeder offen, anders als bei manchem Kölner Traditionskarnevalsklub sind hier weibliche Mitglieder keiner besonderen Erwähnung wert, ebenso wie nichtjüdische – sie sind schlicht selbstverständlich.
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BagatelleDass jüdische KölnerInnen im Karneval mitmischen, genau wie andere, und wie eben auch schon vor der Nazizeit – das solle auch heutzutage wieder total normal sein. Die neuerliche Vereinsgründung habe übrigens Festkommitee-Boss Christoph Kuckelkorn angeregt und dabei einfach nicht locker gelassen. Schlussendlich habe man sich mit ein paar Bekannten aus der Synagogengemeinde zusammengesetzt und die Kölschen Kippa Köpp waren geboren.
Das künftige Straßenschild für den Kleinen-Kölner-Klub-Weg wird einen Infotext tragen, dessen genauer Wortlaut aber noch nicht feststeht.
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