Kölner Archiveinsturz: Beim elften Jahrestag stehen die Zeichen auf Aufbruch
Dienstag, 3. März 2020 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Waechter
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
„Erstmals scheint die Sonne an diesem Tag“, sagt Frank Deja von der Initiative Köln kann auch anders an der Einsturzstelle, wo einst das Archiv und Wohnhäuser standen. Und vielleicht ist es ein Zeichen, das alles besser wird. Denn im elften Jahr des Gedenkens zum Archiveinsturz und der Toten stehen die Zeichen auf Aufbruch.
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Die Wagenhalle – außergewöhnliches Gasthauserlebnis in historischem AmbienteKaum schlägt die Turmuhr der Kartäuserkirche zwölf Uhr, setzt sich die zu diesem Zeitpunkt noch kleine Gruppe in Bewegung. Es sind ein paar Mitstreiter von ArchivKomplex, eine Gruppe von Künstlern, Architekten, Autoren und anderen engagierten Bürgern, die sich mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs und seinen Folgen künstlerisch und politisch auseinandersetzen. Die andere Gruppe gehört zum Verkehrsclub Deutschland (VCD). Seit einigen Wochen machen sie mit ihrer Wanderbaumallee auf sich aufmerksam. Und an diesem Tag ziehen die Bäume von der Kartäuserkirche zur Einsturzstelle.
Bäume stehen für Neues
„Die drei Bäume stehen auch für die drei Bewohner, die beim Archiveinsturz ums Leben gekommen sind“, sagt Sabine Pohl-Grund von der Initiative Archiv-Komplex. Pohl-Grund wohnt in der Südstadt. „Ich habe damals den Einsturz ganz nah miterlebt, es war grauenhaft. Jetzt gehöre ich zur Gruppe ArchivKomplex und setze mich dafür ein, dass hier etwas Neues entsteht“, so die Anwohnerin, die deshalb von drei Opfern spricht, weil eine ältere Frau, die selbst betroffen war, einen Tag später starb. Die drei Bäume stehen aber auch für Aufbruch, für Neues. „Noch sehen die drei Bäume sehr winterlich aus, tragen kein Laub, aber bald werden sie wieder blühen und weiterwachsen. Auch das ist ein Zeichen für das Weitermachen und die Zukunft, so Pohl-Grund.
Die Halle mit dem Knick als Ort des Gedenkens und der Kultur
Die Gruppe ArchivKomplex will dort, wo seit elf Jahren ein großes Loch klafft, etwas Neues entstehen lassen. „Der Rat hat beschlossen, die Fläche hier freizuhalten“, sagt Reinhard Matz von ArchivKomplex. Etwa 600 Quadratmeter misst das Areal, für das die Initiative ArchivKomplex ein Zentrum der Kunst und des Gedenkens vorsieht. „Hier soll ein Kunstrraum entstehen mit Kunst, die es heute noch gar nicht gibt“, sagt Thomas Luczak, Architekt und Miglied von ArchivKomplex. Der etwa sechs Meter hohe Raum, der dort entstehen könnte, sei prädestiniert für besondere Kulturvorstellungen. „Es ist eine Mehrfachnutzung denkbar, eine wechselnde Programmatik“, fügt Ladzak hinzu.
Rückhalt hat die Gruppe mittlerweile von Oberbürigermeisterin Henriette Reker. In ihrer Rede betonte sie, dass sie hinter dem Projekt stehe. „Wir müssen was verändern und daran müssen wir arbeiten“, sagt sie. Sie kündigt an, eine Projektgruppe einzuberufen. Dazu sollen nicht nur Politiker und Stadtverwaltung gehören, sondern auch Initiativen wie ArchivKomplex. Der Hallenentwurf der Gruppe soll Grundlage für den späteren Bau sein. Die Anwesenden begleiten ihre Worte mit Applaus.
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Auch Dorothee Joachim applaudiert. Mit ihrem Schild, auf dem ein großes Fragezeichen prangt, fällt sie auf zwischen all denjenigen, die gekommen sind, um der Toten zu gedenken. Zum elften Mal steht sie dort mit ihrem Schild an der Einsturzstelle. „Ich habe hier drei Nachlässe von engsten Familienangehörigen verloren“, sagt sie und, dass die Stadt sich endlich zur Einsturzstelle bekenne. Dass auf Wunsch von Oberbürgermeisterin Reker die Stadt erstmals seit elf Jahren die Gedenkveranstaltung ausrichtet, sei ein gutes Zeichen.
Lehrer des FWG leiden heute noch unter den Folgen
Auch Baudezernent Markus Greitemann sagte zu, an der Stelle etwas zu entwickeln. „Ich habe den Auftrag dazu erhalten“, sagt er mit einem Lächeln und betonte im selben Atemzug, dass er es für wichtig halte, eine solche Stätte dort entstehen zu lassen. Er selbst lebe seit drei Jahren in der Südstadt auch deshalb liege ihm die Sache am Herzen.
Trotz aller positiven Aussichten gab es auch ernste Töne. So erzählte der Schulleiter des gegenüberliegenden Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Meinolf Arnold, dass einige Kollegen heute noch unter den Vorkommnissen zu leiden haben. „Wenn in der Nähe der Schule gebaggert wird und es zu lauten Geräuschen kommt, steigt in ihnen ein ungutes Gefühl hoch.“ Die Ergeignisse von damals seien noch sehr präsent in der Schule, auch wenn es keinen Schüler mehr dort gebe, der den Einsturz miterlebt hat.
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Kommentare
Einen Optimismus auf eine Kölner AufBruchsStimmung kann ich beim besten Willen nicht aufbringen. Das Loch auf der Inneren Kanalstrasse exakt am 11. GeDankenlosTag könnte im Gegenteil darauf hinweisen, dass sich die nächst größere Katastrophe schon ankündigt. Doch gegen Warnungen und Mahnungen, selbst Gottes FingerZeige (St. Johann Baptist), ist und bleibt diese Stadt immun und resistent. Dann doch lieber schon mal Optimismus herbeireden, an einem Loch, dass seit 11 Jahren kostspielig vereist vor sich hin eitert! 11 Jahre StillStandsErinnern ohne eine vollzogene AufArbeitung und Klärung! Das soll dieser Stadt mal jemand nachmachen! Sie feiert das!