Kölner sind ortstreu. Gänse auch.
Dienstag, 10. September 2019 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
„Süß“ finden sie die einen, „eine Plage“ die anderen. Meine Südstadt ist mit Michael Hundt, Stadtförster der Stadt Köln, durch den Volksgarten spaziert und hat über die Gänse und weitere Bewohner des Volksgartens gesprochen.
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„Im Volksgarten ist das hygienische Problem in erster Linie der Gänsekot, und nicht der Hundekot.“ Wenn man mit Michael Hundt durch den Volksgarten spaziert, bekommt man einen neuen Blick auf das Biotop und seine Bewohner. Hundt ist als Förster für die linksrheinischen Bereiche der Stadt Köln zuständig – und das umfasst neben großen Wald- und Naturflächen wie zum Beispiel am Militärring, auch die städtischen Parks. Wir stehen am See im Volksgarten. Hier wird die Herausforderung durch die große Gänse-Population sichtbar.
„Das augenscheinlichste Problem ist die Eutrophierung der Gewässer,“ sagt Michael Hundt. „Durch viel Fütterung gelangt viel Kot in die Gewässer. Die Folge sind Algen und Sauerstoffmangel.“ Obwohl die Mitarbeiter der Stadt Köln vor Ort immer wieder darauf hinweisen, werden die Gänse immer noch gefüttert, bisweilen sogar mit verschimmeltem Brot. Vergiftungserscheinungen bei den Tieren sind die Folge.
Gänse sind Kulturfolger
Wie erklärt der Fachmann die scheinbar sprunghafte Zunahme der Gänse in städtischen Parks? Seine Erklärung: „Die Nilgänse kommen ursprünglich aus Afrika. Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie als Ziervögel nach Europa gebracht und haben sich dann verselbständigt.“ Die Tatsache, daß die Tiere im belebten Volksgarten so scheinbar unbeeindruckt leben, erklärt Michael Hundt so: „Gänse sind Kulturfolger und haben ganz schnell gelernt, daß von der Großzahl der Menschen gar keine Gefahr ausgeht. Wenn ein Hund kommt, flattern sie vielleicht weg, kommen dann aber rasch wieder.“ Neben der Verunreinigung des Sees und der Wiesen sind die Gänse auch in anderer Hinsicht schwierige Nachbarn im Volksgarten: auch der Rasen, den sie an vielen Stellen schon kurzgefressen haben, leidet.
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Was tut die die Stadt Köln, um mit der wachsenden Population der Gänse umzugehen? „Im Außenbereich der Stadt Köln werden z.B. Kaninchen im Bestand reguliert. Das gilt auch für Gänse“, so Michael Hundt. „In der Stadt ist es schwieriger, die Bestände zu regulieren, weil nicht gejagt werden kann. Die Stadt Köln verzichtet aktuell darauf, die Bestände zu regulieren. Wir weisen aber Parkbesucher immer darauf hin, die Tiere nicht zu füttern. Ein „Management“ der Gänse – wie es z.B. bei den Stadttauben geschieht (so werden z.B. Taubenhäuser aufgestellt, um die Eier austauschen zu können und so die Nachkommen zu reduzieren) findet aktuell noch nicht statt.“
Die bleiben – damit muss man leben
Wie beurteilt der Stadtförster die weitere Entwicklung? „Gänse sind ortstreu. Die bleiben hier“ sagt Michael Hundt mit Blick auf die Nil- und Kanadagänse, die den Volksgarten bevölkern. Er vertraut aber auch auf die Selbst-Regulation der Natur: “Die Natur reagiert, indem auch der natürliche Feind, der Fuchs zunimmt. Füchse sind ja in der Stadt schon lange da. Wenn die Gänse mehr Nachwuchs bekommen, steigt auch die Zahl der Füchse“. Ganz ohne Probleme ist dieses Gleichgewicht nicht, weil der Fuchs wiederum für Krankheiten verantwortlich sein kann.
Es bleibt also einiges zu tun für den Stadtförster, der sich zum Schluss unseres Spaziergangs über ein grünfüssiges Teichhuhn freut, das mit seinen drei Jungen unbeeindruckt am Ufer des Sees entlang spaziert. Ganz offensichtlich scheinen die Gänse ihr Territorium mit dem scheuen und seltenen Teichhuhn zu teilen. Ein Modell für Hundehalter, Jogger und weitere Bewohner des Biotops Volksgarten? Koexistenz ist wohl alternativlos.
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Kommentare
Leider geht in diesem Artikel das Hauptproblem unter: der Kot. Diese „Ziergänse“ koten gar nicht zierlich! Eher wie Hunde. Im Volksgarten findet sich selbst auf den Nebenwiesen kaum ein qm ohne wirklich viel Gänsekot. Inzwischen ist es unerträglich geworden. Die Stadt muss dringend etwas tun!!!