Kölsche Korallen – in der Südstadt geboren
Montag, 17. April 2023 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Doris Dietzold, Gründungsmitglied der Stunksitzung, werkelt im Nähzimmer ihrer Wohnung in der Rolandstraße an einem Aufbau toter oder beschädigter Korallen. Gehäkelter Korallen, versteht sich.
Denn gehäkelte Korallen, und zwar tausende, bilden den Hauptbestandteil eines riesigen Korallenriffs, das das beeindruckende Bühnenbild einer Nummer der diesjährigen Stunksitzung gab. Dieses Bühnenbild soll nicht wie die meisten anderen aus fast 40 Jahren Stunksitzung verschwinden, sondern erhalten bleiben – und vor allem: der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Gemeinschaftsleistung
„Das ist wie ein Riff in der Natur, im Meer“, so Doro Egelhaaf, ebenfalls von Beginn an bei der Stunksitzung und mit Doris Dietzold seit gefühlt Jahrhunderten in einer Südstadt-WG lebend. Sie erzählt, dass es eine Wahnsinns Gemeinschaftsleistung gewesen sei, dieses Bühnenbild aufzubauen. Es habe geschätzt mehr als 50.000 Einzelteile. Deshalb haben die Stunksitzungsmitglieder nach einem Ausstellungsraum für das in der Session 2022/23 genutzte Bühnenbild gesucht – und ihn gefunden.
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Capricorn (i) Aries BrasserieSymbol für Artenschutz
Nur wenige Meter vom Stunk-Spielort E-Werk entfernt hat sich die Firma Jamestown in der Schanzenstraße 22 angeboten, im großen Foyer ihres Hauses, das auch Firmen wie Brainpool, die Internationale Filmschule ifs, oder das Game-Lab der TH Köln beherbergt, die „Kölschen Korallen“ ab 28. April auszustellen. Als Umweltbildungsprojekt, Signal für Artenschutz und zum Erhalt der weltweit bedrohten Korallenriffe. „Denn das ist ja ein Symbol für Artenschutz“, so Doris Dietzold. „Wir waren ja mit den unterschiedlichsten Stunksitzungsbesucher*innen in einer Symbiose bei der Herstellung des Riffs, genau wie ein Riff selbst eine Symbiose verschiedenster Arten darstellt.“
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ODEON – das SüdstadtkinoUnd um daran zu erinnern, wie der Klimawandel und die Erwärmung der Meere diese Artenvielfalt zerstören und „Die Korallen weltweit absterben lassen“, plant die Verzäll&Brassel-AG der Stunksitzung zahlreiche Begleit-Veranstaltungen zur Ausstellung. Themen sind das Ökosystem der Meere, der Artenschutz, die Arbeit von Schutzorganisationen usw. Unterstützt werden sie dabei von Meeresbiolog*innen, Taucher*innen, Theaterleuten und Umweltverbänden. Die Ausstellung ist offen für Kinder und Erwachsene, Schulklassen – und die interessierte Öffentlichkeit.
Tausende Häkelstunden
Auf die Idee dazu waren einige Mitglieder des Ensembles schon 2021 gekommen, als sie, inspiriert von einem spanischen Künstlerkollektiv begonnen hatten, das Riff mit all seinen Bewohner*innen aus gestrickten und gehäkelten Details zu entwickeln. Nicht nur die Ensemblemitglieder haben teils tausende Stunden gehäkelt und gebastelt, sondern auch fast hundert andere Kölner*innen, darunter Seniorin Edeltraut, genant Trautchen.
Paketflut wie Weihnachten
Auch die fast 90jährige war dem Aufruf der Stunkerinnen gefolgt, doch bitte nach der beigefügter Häkelanleitung ein paar dieser faszinierenden MeeresbewohnerInnen beizusteuern. „Wir bekamen täglich Pakete von verschiedensten Menschen, da war jedes wie Weihnachten, eine solche Vielfalt“, berichtet Doro Egelhaaf.
Riff-Update
Ein Teil der Einnahmen/Spenden für die Teilnahme an den Info-Angeboten soll eine Korallenschutz-Initiative in Curacao unterstützen. Ab Freitag, den 28. April ist die Ausstellung für ein gutes halbes Jahr zu sehen in der Schanzenstraße 22, schöne Bilder dazu sind auch in der Lokalzeit auf Facebook zu sehen. Damit aber bei allem Farbenreichtum des Bühnenbild-Riffs die Realität im Bewusstsein bleibt, arbeitet Doris Dietzold noch ein Weilchen daran, auch beschädigte Korallen in unterschiedlichen Stadien fürs Update des Riffs fertig zu bekommen.
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Kommentare
Toll, freue mich schon auf die Premiere und darauf, die Korallen ganz aus der Nähe zu bewundern