Konkret und abstrakt – BücherwurmsBestes #13
Freitag, 28. Oktober 2016 | Text: Gastbeitrag
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Die Tage werden immer kürzer und kälter, die Abende immer länger. Wohl dem, der eine gute Leselampe und einen gemütlichen Ohrensessel sein eigen nennt, so lässt es sich vortrefflich in die dunklen Jahreszeiten starten – auch um sich Anregungen zum Selbermachen anzuschmökern.
Erlesene Büchertipps kommen heute wieder von den Tagedieben im Hirschgässchen und aus der Buchhandlung am Chlodwigplatz
In beiden Läden lassen sich die meisten lieferbaren Bücher auch für den folgenden Tag bestellen.
Die Tagediebe baumeln mit den Beinen und dösen gemütlich in den Tag. Könnte man meinen, aber weit gefehlt – die Realität sieht anders aus, denn die Vorweihnachtssaison naht.
Wer aber Ausrüstung sucht, mit der sich auf’s Schönste der Tag klauen lässt, ist hier an der richtigen Adresse. Und zwischen dem Sortieren der Kartons mit neuer Ware plaudert Corinne aus dem Nähkästchen.
„Stricken ist wieder raus aus der Tabuzone“, erklärt sie,“ und mit diesen beiden Titeln aus der Edition Michael Fischer macht’s besonders viel Spaß, weil es coole Modelle enthält.
„Tücher stricken“ eignet sich besonders gut für Anfänger oder Wiedereinsteiger, in „Strick Chic!“ präsentieren die Models Lily Cole und Katherine Poulton Mützen, Schals und Accessoires ihres Öko-Labels „The North Circular“ zum Nachstricken.“
„Tücher stricken“ von Marisa Nöldeke, Verlag Edition Michael Fischer, 16,99
„Strick Chic!“ von Katharina Poulton, Verlag Edition Michael Fischer, 19,99
Und auch bei der Kochbücherauswahl, die eh schon stets das Wasser im Mund versammeln, ist wieder was dabei, das Corinnes besondere Aufmerksamkeit weckt. „Ich hab ja schon viele Kochbücher, aber ich befürchte, bei dem neuen von Tim Mälzer, „Die Küche“, kann ich doch nicht widerstehen.
Ein Kochbuch zum Blättern und Stöbern, herrlich fotografiert, mit Gerichten, die sich erst mal klassisch anhören, dann aber doch, für Mälzer typisch, in 2-3 Punkten von der üblichen Zubereitungsweise abweichen. So gibt’s z.B. den Leberkäse ohne Leber, den Spitzkohl mit Buttermilch oder die Forelle mit süßen Zitronen, mmmyummi!“
Außerdem findet sich in „Die Küche“ etliches Interessantes zum Thema Techniken und Warenkunde.
„Die Küche“ von Tim Mälzer, Verlag Randomhouse, 24,99
Das vierte ist ein Buch für Kinder und Erwachsene. „Warum existiere ich immer? Liegt die Erde auf einem fahrenden Zug? Können Steine Schmerzen haben? Kinder aus Frankreich und Deutschland haben Tomi Ungerer Fragen gestellt. Seine Antworten sind verblüffend, frech und witzig. Ein Philosophiebuch, das Lust aufs Denken macht.
Und natürlich sehr schön von Ungerer illustriert.“
„Warum bin ich nicht Du“ von Tomi Ungerer, Diogenes Verlag, 20,00
Autorin: Nora Koldehoff?
Maya Reinhardt aus Hans Schumandls Buchhandlung am Chlodwigplatz empfiehlt Euch heute zweierlei Lesestoff. Als erstes Schmerz von Zeruya Shalev. Zwar ist das Buch schon 2015 erschienen, doch erst jetzt auch als Taschenbuch auf dem Markt. Ihr bester Roman schrieb die Süddeutsche Zeitung über das Buch, und auch Maya Reinhardt, die alle Romane der Autorin gelesen hat, schließt sich dem an. Sie erzählt hier von einer Frau, einer Grundschullehrerin, deren Ehe gerade ein bisschen eingeschlafen ist und die einen Unfall hatte und mit einer neuen Liebe versucht, all´ das hinter sich zu lassen – das aber natürlich nicht schafft. sagt die Buchhändlerin. Zeruya Shalev verarbeitet darin auch ein bisschen den Umstand, dass sie selbst ja 2004 Opfer eines Attentats wurde und auch wenn einem die Geschichte manchmal fast überfrachtet vorkommt, schafft sie es toll, alle Themen, die einen bewegen, zu verknüpfen. so Reinhardt. Wie sie in die Szenen reingehe, begeistere sie am meisten. Auch mit gut anderthalb Jahren Abstand zur Lektüre habe sie immer noch die starken Bilder im Kopf, die die Autorin mit den inneren Monologen ihrer Romanfigur bei ihr hervorgerufen hat.
„Schmerz“ von Zeruya Shalev, Berlin Vlg., 10
„Sie ist nicht böse, nur ein bisschen wild. Sie ist ein geborener Till Eulenspiegel, Du wirst sie mögen. Es ist sehr schwer, sie nicht zu mögen.“ sagt eine der beiden Hauptpersonen in Maya Reinhardts zweitem Tipp, einem Roman, der für sie die „beste Neuerscheinung 2016“, ist. „Zwei Schwestern“ heißt er, und darin breitet US-Autorin Dorothy Baker das Leben von Zwillingsschwestern aus, von denen eine durch die Heirat der anderen in eine tiefe Lebenskrise stürzt. „Das ist interessant und das ist mir in der Literatur auch noch nirgends begegnet, dieses Thema der Ablösung von Zwillingen.“ sagt Maya Reinhardt.
Das Buch sei eine Wiederentdeckung, geschrieben schon in den 50er Jahren, sprachlich brilliant, sehr einfühlsam und damit insgesamt ein echter Lesegenuss.
„Zwei Schwestern“ von Dorothy Baker, dtv, 19,90
Autorin: Judith Levold
Weitere Büchertipps finden Sie hier:
Dir gefällt unsere Arbeit?
meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.
Paypal - danke@meinesuedstadt.de
Artikel kommentieren