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Kultur

Auf einen Aperol mit Kaspar Heidelbach

Donnerstag, 5. August 2010 | Text: Antje Kosubek | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Unaufgeregt und doch voller Erwartung treffe ich im Fonda den Regisseur meines Lieblingstatorts aus Münster: Kaspar Heidelbach. Einer der auszog, um uns in bewegten und vertonten Bildern Geschichten vom Leben zu erzählen. Und das kann er! Mit dem Fernsehfilm „Das Wunder von Lengede“ gewann er 2004 den Bayerischen Fernsehpreis und den renommierten Adolf-Grimme-Preis. Über neun Millionen Zuschauer verfolgten damals den Zweiteiler im Fernsehen.
Ein Hauch von Hollywood in der Südstadt? Doch davon will er gar nichts wissen, durch seine langjährige Arbeit als Regieassistent beim ZDF ist er bodenständig geblieben. Andächtig könnte man stundenlang den vielen Geschichten zuhören, die er zu erzählen hat, und entdeckt nebenbei voller Freude: hier hat jemand seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.
 
Was magst du an diesem Ort?
Zuerst einmal mag ich an dem Ort, dass er in Köln ist. Hier finde ich besonders schön, dass sich unheimlich viel mischt. Es gibt hier so viele verschiedene Typen, verschiedene Nationalitäten, Sprachen –  von Ausländerproblematik kann man hier doch nicht reden und das finde ich so liebenswert an Köln. Im Gegensatz zu Berlin oder Hamburg, vermischen sich hier auch Film-, Künstler- und Musikszene und man hat viel miteinander zu tun.

Warum lebst du in der Südstadt?
In der Südstadt wohne seit 25 Jahren, hier kenne ich fast alle. Die Südstadt hat für mich ein kleinstädtisches Flair, das ich mag. Durch meinen Vater, er ist Maler, bin ich schon früh in Künstlerszene gekommen, er hat in der Mainzer Strasse gewohnt.
Außerdem kenne ich die Südstadt noch, als es kein In-Viertel war, als die Szenekneipen noch „normale“ Kölschläden waren. Zudem genieße ich es, mich hier unerkannt als Privatmann bewegen zu können.

Woran arbeitest du gerade?
Ich drehe fürs ZDF demnächst einen Samstagabendkrimi „Stubbe – Von Fall zu Fall“ in Hamburg. Und im Herbst wieder einen Kölner Tatort – das ist schön, denn das ist ein Heimspiel, man kann im eigenen Bett schlafen, da freue ich mich besonders drauf. Außerdem habe ich immer Projekte in der Schublade. Derzeit bin ich an einem historischen Projekt dran: „Die Silberpfeile“ (Anm. d. Red: Silberpfeil war die inoffizielle Bezeichnung der deutschen Grand-Prix-Rennwagen von Mercedes-Benz und Auto Union von 1934 bis 1939). Und ich habe eine Figur gefunden, die sich gut erzählen lässt.

Was beschäftigt dich derzeit?
Der Irrsinn mit der U-Bahn. Der U-Bahn-Bau kostet Milliarden, und das für eine
U-Bahn die keiner braucht. Und wie die Kölner Politik hier wieder zur Tagesordnung übergeht. Aber wen wundert es, denn wir sind sicher die einzige Stadt, die eine Kunsthalle abreißt und dann feststellt das sie kein Geld mehr hat, um was neues zu bauen. Ansonsten hoffe ich, dass die Minibäumchen wachsen, die man entlang der Straßenbahn neu gesetzt hat. Vielleicht wenn ich irgendwann mal Enkel habe, werden die es erleben, das hier Bäume stehen.

Als Regisseur kann man ja sozusagen bestimmten, was am Set passiert  – Das Drehbuch jedoch bestimmt der Autor, wie passt das für Dich?
Also erstens drehe ich unheimlich gern, habe gern einen großen Haufen um mich herum, liebe die abwechslungsreiche Arbeit. Es gibt mehrere Möglichkeiten, ich kann ja Drehbücher annehmen oder ablehnen, oder ich habe eine Idee für einen Stoff und dann würde ich immer einen Autor dazu engagieren, der das Drehbuch schreibt. Dann bin ich von Anfang an in der Entwicklung des Drehbuches mit eingebunden. Ich habe mal in einen „Ein Fall für Zwei“ mitten im Dreh das Drehbuch umgeschrieben. Es gab dann eine ganz neue Wendung, denn das Ermittlerteam hatte den Fall zwar gelöst, aber sie hatten eben am Ende nicht gewonnen. Danach war ich ein paar Jahre fürs ZDF gesperrt.

Wie viele Tatorte drehst Du im Jahr?
Letztes Jahr habe ich zwei gemacht, mehr als drei sollte man meiner Meinung nach nicht machen, sonst wird es unseriös. Ich bin da auch ziemlich akribisch, muss überall dabei sein, im Schneideraum und bei der Musikaufnahme.

 

Mehr über die Filme von Kaspar Heidelbach erfahren Sie hier:
Berlin ’36 (Kinofilm / D 2009)
Wilmenrod – Es liegt mir auf der Zunge (Film über die Geschichte vom Toast Hawai) TV film | D 2008
Das Wunder von Lengende (2003)
Der Untergang der Pamir (D 2006)
Die Katze (Film mit Götz George) nach der Erzählung von Georges Simenon – Theatrical film | D 2006
 

Text: Antje Kosubek

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