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Auf ein Kölsch mit... Kultur

Auf einen Milchkaffee mit Sabine Dissel

Freitag, 20. März 2015 | Text: Jasmin Klein | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die Dramaturgin und Autorin Sabine Dissel lebt in Hamburg. Zur Zeit arbeitet sie am Theater am Sachsenring, wo sie schon bei ‚Hedda Gabler’ als Dramaturgin tätig war.

Meine Südstadt: Was magst Du an diesem Ort?
Sabine Dissel: Ich liebe dieses Theater. Es ist ein wunderschöner Ort mit viel Atmosphäre. Wenn ich im Theaterraum stehe, bin ich regelrecht ergriffen. Der Zauber liegt darin, dass es mit kleinen Mitteln großes Schauspielertheater schafft. Ein zauberhafter Ort.

Wie gefällt es Dir in der Südstadt?
Wenn ich hierher komme, ist es wie nach Hause kommen. Alles ist easy, man kann überall ausgehen, eine schöne Atmosphäre. Alle Läden ums Theater herum kenne ich schon, die Cafés, die Restaurants.

Woran arbeitest Du gerade?
Ich habe gerade die Bühnenfassung für ‚Dracula‘ abgeschlossen. Es ist eine große Aufgabe, einen 400-Seiten-Briefroman in ein Schauspiel zu transformieren. Damit war ich jetzt längere Zeit beschäftigt. Ich gehe da ganz pragmatisch vor: Wie lang darf das Stück werden? Und so arbeite ich mich Kapitel für Kapitel in kleinen Schritten vor. Dabei ist es ist wichtig, den dramaturgischen Bogen hinzukriegen.

Ein Roman hat viel Zeit. Van Helsing reist z.B. fünfmal nach Amsterdam und zurück. Das funktioniert aber nicht auf der Bühne. Ich muss auch auf die Besetzung schauen: Wen kann ich doppelt besetzen? Ich muss beachten, dass derjenige genug Zeit zum Rollenwechsel hat. Bei der Arbeit an ‚Dracula‘ hatte ich bereits die Schauspieler aus dem TAS im Kopf. Die Ensemblemitglieder zu kennen, hilft natürlich sehr.

Die finanzielle Situation kleiner Theater ist einfach schwierig. Die Förderpolitik hat sich sehr geändert. Wenn keine Gelder mehr fließen, ist es schwer, über die Runden zu kommen. Schon bei der Dramaturgie von ‚Hedda Gabler’ habe ich daher überlegt, wie man das Theater finanziell unterstützen kann. Crowdfunding bietet sich an, und bei ‚Dracula’ wollte ich einen sinnlichen Aufhänger: ‚Unser Herzblut für Dracula und den Erhalt des TAS’.

Mein Bruder hat die Website gebaut, wir haben prominente Unterstützer gesucht und in Thomas Reis, Jochen Busse, Wilfried Schmickler und Volker Pispers auch gefunden. Der bekannte Kölner Karikaturist Heiko Sakurai hat den Dracula für die Spendenseite gezeichnet und auch der Illustrator der Schneiderbücher (z.B. ‚Hanni und Nanni’), Nikolaus Moras, hat eine Dracula-Illustration beigesteuert.

Man kann jetzt einfach auf die Website gehen und via paypal oder Überweisung Herzblut in Form von Geld spenden – das Blut als Lebenssaft für das Theaterstück. ?Als Dank für die Spende kann man die Theaterbrosche als Pin bekommen, die man auch für 3€ kaufen kann. Ab einem gewissen Spendenbetrag gibt es Eintritts-Karten für das Stück.

In einem so kleinen Theater wie unserem kann man schon mit einer vierstelligen Summe richtig was auf die Beine stellen. Aber diesen Sockelbetrag braucht man einfach, um alles folgende lostreten zu können. Dass dieses Theaterstück jetzt realisiert werden kann, ist durch die Spendenaktion erst möglich geworden. Und wir sind weiterhin auf der Suche nach Sponsoren, natürlich gerne auch mit großen Beträgen, damit das Theater am Sachsenring weitermachen kann!

Viele Menschen machen sich gar nicht bewusst, wie teuer so ein Theaterbetrieb sein kann. Im Kino gibt man als Familie ja auch viel Geld aus, und hier im Theater bekommt man für ähnliches Geld so viel – jeden Abend zaubern die Schauspieler aufs Neue mit hoher Konzentration.

Was beschäftigt Dich zur Zeit?
Wenn man in einer Theaterproduktion steckt, interessiert einen nichts anderes mehr. Die sechswöchige Probenphase beginnt in diesen Tagen, und da komme ich auch den ganzen Tag nicht aus dem Theater raus. Der Theaterleiter Joe Knipp inszeniert und führt Regie, Hannelore Honnen macht wie immer Bühne und Kostüme und ich bin als Dramaturgin hauptsächlich für die Textarbeit zuständig.
Am 7. Mai findet die Uraufführung von ‚Dracula’ statt. Wir bleiben so nah wie möglich an Bram Stokers Original, das ich gleichzeitig verdichten musste – eine Quadratur des Kreises, die mir hoffentlich gelungen ist.

 

Mehr im Netz
Hier können Sie das TAS und die Dracula Produktion unterstützen.

 

Text: Jasmin Klein

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